Verbrückte KohlenwasserstoffeUnter dem Begriff Verbrückte Kohlenwasserstoffe werden in der organischen Chemie gesättigte und ungesättigte Kohlenwasserstoffe mit mehreren verknüpften Ringstrukturen zusammengefasst.[1] Man kann sie von Cycloalkanen ableiten, bei denen zwei nicht benachbarte Kohlenstoffatome direkt oder mit einer, bzw. mit mehreren Methylengruppen verbunden sind. Dadurch erhält man bicyclische Kohlenwasserstoffe (Bicycloalkane). Die verbindenden Kohlenstoffatome werden Brücke genannt, die beiden Verknüpfungsstellen (tertiäre Kohlenstoffatome) Brückenköpfe oder Brückenkopfatome. Zur Charakterisierung der Brücken kann man die von den Alkanen abgeleiteten Bezeichnungen Methano- (–CH2–), Ethano- (–CH2CH2–), Propano- (–CH2CH2CH2–) usw. verwenden. Sind die Brückenkopfatome direkt aneinander gebunden, bezeichnet man diese Verknüpfung als „Null-Brücke“ und es liegt eine Verbindung mit kondensierten Ringen vor. NomenklaturDie Benennung der überbrückten Kohlenwasserstoffe erfolgt nach der Von-Baeyer-Nomenklatur, die ursprünglich für bicyclische Verbindungen entwickelt und später für polycyclische Verbindungen erweitert wurde. Diese Nomenklatur ist Bestandteil der IUPAC-Regeln. Insbesondere für die bicyclischen Kohlenwasserstoffe sind oftmals Trivialnamen gebräuchlich, die sich in vielen Fällen von Naturstoffen ableiten. Gesättigte bicyclische KohlenwasserstoffeNach der Von-Baeyer-Nomenklatur werden die gesättigten bicyclischen Kohlenwasserstoffe als Bicycloalkane (Bicyclobutan, Bicyclopentan, Bicyclohexan usw.) bezeichnet. Die Anzahl der Kohlenstoffatome in den drei Brücken wird in eckigen Klammern in fallender Reihenfolge nach dem Wortteil „Bicyclo“ angegeben; die Zahlen werden durch Punkte getrennt.[2] Beispiele:
Für die Bezifferung der Ringpositionen (Lokanten) gilt die IUPAC-Regel A-31.2:
Beispiel: Bicyclo[3.2.1]octan Dieses Molekül hat die links dargestellte räumliche Struktur (Stereo-Skelettformel). Rechts ist die planare Formel mit Nummerierung angezeigt. Sie entsteht, wenn man das Molekül „von oben“ in die Zeichenebene projiziert. Ungesättigte bicyclische KohlenwasserstoffeBicyclische Kohlenwasserstoffe enthalten oft eine oder mehrere C=C-Doppelbindungen. Wie bei den Cycloalkenen werden sie durch die Endung „-en“ charakterisiert. Von den an Doppelbindungen beteiligten Kohlenstoffatomen wird – wie üblich – nur die niedrigste Position angegeben. „Wenn für die Numerierung mehrere Möglichkeiten bestehen, erhalten die Mehrfachbindungen die niedrigsten Nummern.“[2] Beispiel: ungesättigte Bicyclo[3.2.1]octane:
Polycyclische KohlenwasserstoffeWerden in bicyclische Kohlenwasserstoffe weitere Brücken eingeführt, so erhält man polycyclische Verbindungen. Mit einer Brücke entstehen so tricyclische Systeme; zweifache Überbrückung führt zu tetracyclischen Kohlenwasserstoffen und so fort. Als Beispiele für tricyclische Kohlenwasserstoffe sollen Adamantan und seine Synthesevorstufen Dicyclopentadien und Tetrahydrodicyclopentadien betrachtet werden:
Zur Ermittlung des systematischen Namens von Adamantan, wird zunächst ermittelt, wie viele Ringe das Molekül enthält. IUPAC-Regel A-32.12:
Bei Adamantan sind drei Schnitte nötig, um zu einer offenkettigen Verbindung zu gelangen. Da das Molekül aus zehn Kohlenstoffatomen besteht, ist es demnach ein Tricyclodecan. Als nächster Schritt werden der sogenannte Hauptring, die Zweige des Hauptrings, und die „Nebenbrücke“ ermittelt.
Somit lautet der systematische Name: Tricyclo[3.3.1.13,7]decan. Tetrahydrodicyclopentadien (siehe oben) enthält eine „Nullbrücke“. Von den beiden möglichen Stereoisomeren ist in der Abbildung (links) das endo-Stereoisomer gezeigt. Nach ihrer Definition unterscheidet die Von-Baeyer-Nomenklatur jedoch nicht zwischen Stereoisomeren. Drei Schnitte (rot) durch die Bindungen sind nötig, um ein offenkettiges Alkan (rechts) zu erzeugen. Schneidet man die Nullbrücke auf, so erhält man das Bicyclo[5.2.1]-System. Durch Verknüpfung der Kohlenstoffatome C-2 und C-6 findet man den systematischen Namen: Tricyclo[5.2.1.02,6]decan. Dicyclopentadien enthält noch zwei Doppelbindungen, die bei C-3 sowie C-8 beginnen: Tricyclo[5.2.1.02,6]deca-3,8-dien. Einzelnachweise
Literatur
Siehe auch |