Zum ersten Male gesungen wurde die Hymne am 57. Geburtstag von Großherzog Georg, am 12. August 1836 in der Orangerie von Schloss Neustrelitz[4] vom Hofopernsänger Ludwig Gubitz. Seit dieser Zeit wurde das Lied hoffähig und gelangte auch durch die Schulen allmählich zur Kenntnis des Volkes. Später war es als Landeshymne anerkannt, aber trotzdem im Land nicht sehr weit verbreitet. „Viele“, so eine Feststellung von 1901, „kennen es gar nicht; anderen ist es bekannt, aber nicht als Volkshymne. Das Lied an und für sich ist durchaus hübsch und viel besser als die meisten Heil-Hymnen, scheint aber trotzdem nicht allgemeinen Anklang zu finden. Liegt es am Volke, an dem etwas hochtrabenden Tone der Dichtung oder an der Melodie? … Das Lied ist bis jetzt nur als Hofhymne, aber nicht als Volkshymne zu bezeichnen.“[5] In jüngster Zeit erlebte das Lied eine gewisse Renaissance; so wurde es etwa zur Eröffnung des Kulturquartiers Mecklenburg-Strelitz im April 2016 offiziell aufgeführt.[6]
Text
Wie heißt der Gau im deutschen Land,
Gesegnet reich von Gottes Hand,
Der in der goldnen Ährenpracht
Dem Wanderer entgegen lacht?
Des Beltes Wogen liegt er nach,
Er wird genannt Vandalia.
Da grünt der deutschen Eiche Reis
Der echten Bürgertugend Preis,
Da hält man Recht und Sitte wert,
Da wird des Landmanns Fleiß geehrt,
Da wohnt noch alte deutsche Treu,
Da spricht man Wahrheit, Wahrheit ohne Scheu.
Wo ist das biedre Volk voll Kraft,
Das still und emsig wirkt und schafft,
Das nie geduldet fremde Schmach,
Das kühn die fremden Ketten brach?
Mit Ehren wird es stets genannt
Das Volk im Mecklenburger Land.
Wie heißt der Fürst gerecht und mild,
Der Schirm des Rechts, der Freiheit Schild,
Den jede Herrschertugend schmückt,
Der gern sein treues Volk beglückt?
Es leitet an der Liebe Band?
Georg nennt ihn sein Vaterland!
Drum Heil dem edlen deutschen Mann,
Der Segen stiftet, wo er kann!
Ihm zeige jeder Tag auf's neu'
Des Volkes Lieb', des Volkes Treu'!
Gott, Herr der Welt, bleib' schützend nah
Dem Herzog und Vandalia.
Anmerkungen
Der Name Vandalia leitet sich von dem slawischenVolksstamm der Wenden ab, der im heutigen Mecklenburg lebte. Der Gelehrte Albert Krantz schrieb Anfang des 16. Jahrhunderts eine Geschichte des Ursprungs der Wenden und stellte dabei auf pseudoetymologischer Grundlage eine Nähe zum germanischen Stamm der Vandalen her. Entsprechend gab er seinem in lateinischer Sprache geschriebenen Werk den Namen Wandalia = Vandalenland,[7][8] was in der Folgezeit zum Synonym für Mecklenburg wurde[9][10].
Nach dem Tod des Großherzogs Georg am 6. September 1860 wurde die vierte Strophe vom Oberschulrat und Direktor des Gymnasiums Carolinum in Neustrelitz, Friedrich Wilhelm Schmidt, an den neuen Herrschernamen angepasst;[11] diese Praxis wurde auch später so beibehalten. Zur Regierungszeit von Großherzog Adolf Friedrich, die von 1904 bis 1914 dauerte, lauteten die entsprechenden Zeilen: „Hoch Adolf Friedrich! jubelt laut /Sein Volk, das freudig ihm vertraut.“[1]
↑ abHans Witte (Hrsg.): Mecklenburg-Strelitzer Geschichtsblätter. Band 1–3. Im Auftrag des Mecklenburg-Strelitzer Vereins für Geschichte und Heimatkunde, Neustrelitz 1925, S. 279, S. 293.
↑Otto Boehm: Die Volkshymnen aller Staaten des deutschen Reiches. Beiträge zu einer Geschichte über ihre Entstehung und Verbreitung. Beilage zum Programm des Gymnasiums zu Wismar 1901. Eberhardtsche Hof- und Ratsbuchdruckerei, Wismar 1901, S. 53 f.
↑Otto Boehm: Die Volkshymnen aller Staaten des deutschen Reiches. Beiträge zu einer Geschichte über ihre Entstehung und Verbreitung. Beilage zum Programm des Gymnasiums zu Wismar 1901. Eberhardtsche Hof- und Ratsbuchdruckerei, Wismar 1901, S. 54 f.
↑Wandalia (Geschichte der Wenden). In: Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters. Bayerische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 15. Februar 2022.
↑Albert Krantz: Wandalia oder: Beschreibung wendischer Geschicht. Darin[n]en der Wenden eigentlicher mancherley Völcker und vielfaltige Verwandelungen, sampt dero vollbrachten großmechtigen Thaten und was sie entweder vor Reiche angerichtet oder auch zerstöret. 1601 (digitale-sammlungen.de).
↑Godscalcus. In: Johann E. Stadler, Franz Joseph Heim, Johann N. Ginal (Hrsg.): Vollständiges Heiligen-Lexikon … Band2: E–H. Herder, Freiburg im Breisgau 1861, S.462 (Digitalisat.zeno.org).
↑Carol Gohsman Bowen: Mecklenburg since the middle ages. (englisch, emecklenburg.de).