Vallisneria

Vallisneria

Vallisneria americana

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae)
Unterfamilie: Hydrilloideae
Gattung: Vallisneria
Wissenschaftlicher Name
Vallisneria
L.

Vallisneria, auch Wasserschrauben, Sumpfschrauben und eingedeutscht Vallisnerien genannt, ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Froschbissgewächse (Hydrocharitaceae). Die etwa 14 Arten gedeihen als submerse Wasserpflanzen im Süßwasser oder Brackwasser[1] in den Subtropen bis Tropen fast weltweit. Vallisneria spiralis ist in einigen subtropischen und tropischen Gebieten, beispielsweise auf Hawaii, in Neuseeland[2] und auch in Deutschland[3] eine invasive Pflanze.

Beschreibung und Autökologie

Illustration der Schrauben-Vallisnerie (Vallisneria spiralis); gut dargestellt sind die Stolonen an der Basis der ausgewachsenen Exemplare
Illustration aus Aquatic and wetland plants of southwestern United States, S. 160 von Vallisneria americana

Erscheinungsbild und Blätter

Vallisneria-Arten wachsen meist als ausdauernde, selten einjährige, krautige Pflanzen.[4] Die aufrechten, kurzen, unverzweigten Sprossachsen bilden Wurzeln im Gewässergrund.[1] Durch Rhizome oder Stolonen werden Bestände gebildet.[1]

Die submersen Laubblätter sind alle grundständig oder wechselständig, spiralig oder zweizeilig am Stängel verteilt angeordnet.[5] Die Laubblätter bestehen aus Blattscheide und Blattspreite, aber sind immer ohne Blattstiel.[6] Die einfachen Blattspreiten sind linealisch oder riemenförmig mit einer Spreitenbasis, die allmählich in die Blattspreite übergeht, und einem stumpfen bis bespitzten oberen Ende.[1] Es liegt Paralleladerung mit acht bis neun Blattadern vor. Die Blattränder sind glatt oder winzig gesägt.[4]

Blütenstände und Blüten

Vallisneria-Arten sind zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Die seitenständigen, zymösen[1] Blütenstände sind eingeschlechtig und besitzen eine Spatha, die aus zwei verwachsenen Tragblättern gebildet wird.[5] Die männlichen Blütenstände stehen auf einem kurzen bis sehr kurzen Blütenstandsschaft und enthalten viele Blüten an einer zentralen Säule angeordnet. Die Spatha der männlichen Blütenstände ist eiförmig oder breit lanzettlich.[4] Die weiblichen Blütenstände stehen auf einem langen Blütenstandsschaft, sind flutend und enthalten nur eine Blüte.[6] In Florida, Alabama, Mississippi und Zentralamerika gibt es einige Vallisneria-Populationen, bei denen die weiblichen Blütenstände statt der nur einzelnen Blüte bis 30 Blüten enthalten.[1] Die Spatha der männlichen Blütenstände ist röhrenförmig mit zweispaltigem oberen Ende.[4]

Die eingeschlechtigen Blüten sind dreizählig mit doppelter Blütenhülle. Die drei Kelchblätter sind winzig, wobei bei den männlichen Blüten zwei größer sind als das dritte.[4] Die drei transparenten[1] Kronblätter sind länger als die Kelchblätter.[6] Die männlichen Blüten werden vom Blütenstand freigegeben und treiben zur Wasseroberfläche. Die winzigen männlichen Blüten enthalten drei freie[1] Staubblätter, von denen drei fertil sind oder ein bis zwei zu Staminodien reduziert sind. Die Staubbeutel sind kugelig. Die Pollenkörner werden als Monaden ausgebreitet.[1] Die drei freien Griffel enden jeweils in einer zweispaltigen Narbe. Drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen, einkammerigen Fruchtknoten verwachsen[5], der zylindrisch oder schmal, dreieckig-zylindrisch ist. Es sind viele Samenanlagen vorhanden. Die Bestäubung erfolgt im Wasser durch die frei umhertreibenden männlichen Blüten.[6]

Früchte und Samen

Nach der Befruchtung wickeln sich die Blütenstandsschäfte schraubenartig auf und sorgen dafür, dass die reifenden Früchte genau unter der Wasseroberfläche gehalten werden.[5] Die schmal zylindrischen oder schmal dreieckig-zylindrischen fleischigen und beerenartigen, zylindrischen bis ellipsoiden, gezähnten[1] Kapselfrüchte öffnen sich in unregelmäßigen Teilen und enthalten viele Samen.[6][4] Die kahlen[1] länglichen oder spindelförmigen[4] Samen enthalten Stärke und einen geraden Embryo mit einem Keimblatt (Kotyledon).[5]

Vallisneria natans

Systematik und Vorkommen

Vallisneria-Arten kommen in den Subtropen bis Tropen fast weltweit vor.

Die Gattung Vallisneria wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 1015[7] aufgestellt. Typusart ist Vallisneria spiralis L.[8] Der Gattungsname Vallisneria ehrt den italienischen Arzt, Naturforscher und Botaniker Antonio Vallisneri (1661–1730).[1] Synonyme für Vallisneria L. sind: Maidenia Rendle, Physkium Lour.[9][4][10]

Die Gattung Vallisneria gehört zur Unterfamilie Hydrilloideae innerhalb der Familie Hydrocharitaceae.[9]

Es gibt etwa 14 (Stand 2018)[10] (8[4] bis 26[1]) Vallisneria-Arten:

Vallisneria natans
  • Vallisneria natans (Lour.) H.Hara (Syn.: Physkium natans Lour., Vallisneria physkium Juss. ex Spreng. nom. illeg., Vallisneria spiraloides Roxb., Vallisneria minor Ito, Vallisneria spiralis f. minor (Ito) Makino, Vallisneria spiralis var. subulispatha Makino, Vallisneria asiatica Miki, Vallisneria asiatica var. biwaensis Miki, Vallisneria asiatica var. higoensis Miki, Vallisneria subulispatha (Makino) Koidz., Vallisneria biwaensis (Miki) Ohwi, Vallisneria higoensis (Miki) Ohwi, Vallisneria gigantea var. higoensis (Miki) Kitam., Vallisneria natans var. biwaensis (Miki) H.Hara, Vallisneria natans var. higoensis (Miki) H.Hara, Vallisneria americana var. biwaensis (Miki) Lowden): Sie ist weitverbreitet in Asien und kommt im Irak, Indien, Nepal, Assam, Vietnam, China, Japan, Korea, Taiwan, den Nansei-Inseln und in Russlands Fernem Osten vor.[10]
  • Vallisneria rubra (Rendle) Les & S.W.L.Jacobs: Sie wurde 2008 erstbeschrieben und wurde bisher nur im nordwestlichen Australien gefunden.[10]
  • Vallisneria spinulosa S.Z.Yan: Sie kommt in Stillgewässern nur in den chinesischen Provinzen Guangxi, Hubei, Hunan und Jiangsu und im südlichen Korea vor.[10]
  • Gewöhnliche Wasserschraube (Vallisneria spiralis L.), Syn.: Vallisneria jacquinii Savi, Vallisneria michelii Savi, Vallisneria linnet Bercht. & J.Presl, Vallisneria jacquiniana Spreng., Vallisneria micheliana Spreng., Vallisneria pusilla Barbieri ex Bertol., Vallisneria aethiopica Fenzl, Vallisneria numidica Pomel, Vallisneria spiralis subvar. jacquinii (Savi) Nyman, Vallisneria spiralis subvar. michelii (Savi) Nyman, Vallisneria spiralis var. pusilla (Barbieri ex Bertol.) Nyman, Vallisneria spiralis f. aethiopica (Fenzl) T.Durand & Schinz, Vallisneria spiralis var. numidica (Pomel) Maire & Weiller: Sie ist weitverbreitet in Eurasien und kommt auch im südlichen Afrika vor.[10]
  • Vallisneria triptera S.W.L.Jacobs & K.A.Frank: Sie kommt nur im nördlichen Australien vor.[10]

Bei den Trivialnamen der Arten herrscht durch viele Handelsnamen Vielfalt und Wirrwarr. Ein Beispiel ist Riesen-Vallisnerie, der sinnvollerweise nicht mehr zu verwenden ist, da er für Vallisneria australis und Vallisneria gigantea, die nur noch ein Synonym von Vallisneria nana ist, benutzt wird/wurde.

Nutzung

Als Pflanze in Teichen und Aquarien[11] werden beispielsweise die Schrauben-Vallisnerie (Vallisneria spiralis),[12] die Amerikanische Wasserschraube (Vallisneria americana) und Vallisneria nana[13] kultiviert. Es gibt auch einige Ausleseformen mit Abweichungen in der Blattfarbe, die als Aquarienpflanzen eingesetzt werden.

Quellen

  • Robert R. Haynes: Hydrocharitaceae.: Vallisneria – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Oxford University Press, New York u. a. 2000, ISBN 0-19-513729-9. (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
  • Qingfeng Wang, Youhao Guo, Robert R. Haynes, C. Barre Hellquist: Hydrocharitaceae.: Vallisneria. S. 99 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23 – Acoraceae through Cyperaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-99-3. (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung)
  • Abdul Ghafoor: Vallisneria. In: Flora of Pakistan. (Abschnitt Beschreibung)
  • H. R. Coleman: Vallisneria. In: Western Australian Flora. 2008. (Abschnitt Beschreibung)
  • S. W. L. Jacobs et al.: Eintrag bei New South Wales Flora Online. (Abschnitt Beschreibung)
  • Donald H. Les, Surrey W. L. Jacobs, Nicholas P. Tippery, Lei Chen, Michael L. Moody, Maike Wilstermann-Hildebrand: Systematics of Vallisneria (Hydrocharitaceae). In: Systematic Botany. Volume 33, Issue 1, 2008, S. 49–65. doi:10.1600/036364408783887483 (Abschnitt Systematik)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Robert R. Haynes: Hydrocharitaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Oxford University Press, New York u. a. 2000, ISBN 0-19-513729-9: Vallisneria – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. Eintrag bei Pacific Island Ecosystems at Risk. = PIER. Abgerufen am 30. Januar 2013
  3. Vallisneria. auf FloraWeb.de Abgerufen am 30. Januar 2013
  4. a b c d e f g h i Qingfeng Wang, Youhao Guo, Robert R. Haynes, C. Barre Hellquist: Hydrocharitaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2010, ISBN 978-1-930723-99-3: Vallisneria, S. 99 – textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. a b c d e H. R. Coleman: Vallisneria. In: Western Australian Flora, 2008.
  6. a b c d e S. W. L. Jacobs u. a.: Eintrag bei New South Wales Flora Online.
  7. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  8. Vallisneria bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 30. Januar 2013
  9. a b Vallisneria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 30. Januar 2013
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p Vallisneria. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 20. Juni 2018.
  11. Christel Kasselmann: Aquarienpflanzen. Ulmer Verlag, Stuttgart 1995; 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-8001-7454-5, S. 431–436 und 470.
  12. Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S. 912.
  13. Christel Kasselmann: Vallisneria. In: Claus Schaefer, Torsten Schröer (Hrsg.): Das große Lexikon der Aquaristik. 2 Bände. Eugen Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-7497-9, S. 966 f.
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