Der Urnenfriedhof befindet sich im Stadtteil Tabor (Taborweg 8) nahe der Renaissanceanlage des Taborfriedhofs und des Taborturms. Hier befindet sich das von Franz Koppelhuber geplante Steyrer Krematorium. Der Urnenfriedhof untersteht dem Magistrat Steyr, der benachbarte Taborfriedhof dagegen der Stadtpfarre Steyr und der Vorstadtpfarre St. Michael.[2]
Geschichte
In den 1920er Jahren wurden auch in Steyr Forderungen nach einer Möglichkeit zur Feuerbestattung laut. Josef Wokral gründete den Verein „Flamme“, der sich für die Errichtung eines Krematoriums einsetzte. Da die römisch-katholische Kirche die Feuerbestattung strikt ablehnte und besonders gegen die Errichtung eines Krematoriums auf dem Taborfriedhof eintrat, wies der Gemeinderat dem Verein „Flamme“ am 11. Juli 1926 ein dem Taborfriedhof benachbartes Grundstück für einen Urnenhain zu. Der Verein „Flamme“ ließ dort 1926/27 nach Plänen des Steyrer Architekten Franz Koppelhuber ein Krematorium errichten, welches am 26. Juni 1927 als zweites Krematorium Österreichs – nach der Feuerhalle Simmering in Wien – eröffnete.[3] Im Sterbebuch der Stadtpfarre Steyr wird knapp zwei Monate später erstmals eine Person als „im Krematorium zu Steyr eingeäschert“ bezeichnet; es handelte sich dabei um die am 12. August 1927 verstorbene Hedwig Mitterberger (* 1898), die Ehefrau des städtischen Schulinspektors von Steyr.[4] Ende 1939 erwarb die Stadt Steyr den Urnenfriedhof für 115.000 Reichsmark. 1941 war kurzfristig angedacht, den Friedhof aus Hygienegründen aus der Stadt hinaus zu verlegen.[5]
In der Zeit des Nationalsozialismus diente das Krematorium auch zur Einäscherung von Häftlingen aus dem KZ Mauthausen und seiner Nebenlager. 1948 wurden wohl am Ende eines Verbindungswegs vor einer ehemaligen Einfriedungsmauer mehr als 1000 Urnen versenkt. Danach wurde der Urnenfriedhof am Tabor wohl erweitert, und dabei ein Teil einer Friedhofsmauer entfernt, der Verbindungsweg verlängert, und dabei das Urnengrab der KZ-Häftlinge überasphaltiert. Aufgrund einer Initiative eines Enkels von Wiktor Ormicki[6] wurde nach dem Ort der Urnen gesucht und 2011 wurde eine Stelle mit Urnen wiedergefunden. Dieser Urnenort ist jetzt mit einer dreiteiligen Schachtabdeckung aus Granit markiert.[7][8][9][10]