Unetaneh tokefUnetaneh tokef (hebräisch וּנְתַנֶּה תֹּֿקֶף Und wir wollen die Macht der Heiligkeit des Tages schildern) sind die Anfangsworte eines Pijjut, das während Rosch ha-Schana und an Jom Kippur von aschkenasischen Juden in der Synagoge gelesen wird. Das Gebet stammt aus Deutschland und geht wahrscheinlich auf das 10. Jahrhundert zurück. Unetaneh Tokef geht auf die mittelalterliche Legende um den Rabbi Amnon von Mainz zurück. Erstmals beschrieben wird es in einer Kopie des späten 13. Jahrhunderts des berühmten kabbalistischen Werkes Sefer Or Zarua von Rabbi Isaac ben Moses von Wien (ca. 1180 – ca. 1250; heute in der Rosenthal-Bibliothek, Amsterdam). Die Dichtung ist fester Bestandteil der aschkenasischen Juden und der Tedesco-Juden (deutschsprachige Juden in Italien) während der Liturgie an Rosch ha-Schana und Jom Kippur. InhaltDer Gebetstext besteht aus vier Absätzen. Der erste Absatz schildert den Tag des Gerichts, an dem die Engel im Himmel bei dem Ehrfurcht gebietenden Ereignis des jährlichen Gerichts der gesamten Schöpfung erzittern, mit der Implikation, dass der Mensch sich diesem Tag ebenfalls mit Ehrfurcht nähern sollte. Das himmlische Buch der Chroniken wird geöffnet, in das das Schicksal jedes Menschen eingeschrieben wird. Der zweite Absatz setzt diesen Punkt fort und zeigt, wie jedes Ereignis, das im kommenden Jahr stattfinden wird, „an Rosch ha-Schana geschrieben und an Jom Kippur besiegelt“ wird. Dieser Absatz ist durch seine einleitenden Worte, hebräisch בְּרֹאשׁ הַשָּׁנָה Be-Rosh ha-Schana bekannt:
Der dritte Absatz bittet um göttliche Barmherzigkeit auf Grund der Tatsache, dass der Mensch von Natur aus sündig und von Natur aus schwach und sterblich ist. Dies wird eine barmherzige Gottheit veranlassen, ihm seine Schuld zu vergeben. Darin ist auch der Satz enthalten, dass „die Herkunft eines Menschen im Staub liegt und es sein Schicksal ist, wieder zu Staub zu werden“. Schließlich lobt der vierte Absatz lyrisch Gott als denjenigen, der über alle Existenz erhaben ist und bittet ihn, dass er seinen Namen damit heiligt, indem er das Volk Israel erlöst, womit er direkt in die Keduscha übergeht. VertonungenLeonard Cohen ließ sich für sein Lied Who by Fire von diesem Gebet inspirieren;[1] in dem auf seinem 1974 veröffentlichten Album New Skin for the Old Ceremony enthaltenen Lied zitiert er auszugsweise das Gebet in seiner englischen Fassung. Eine frühere Vertonung wurde von Chasan Isaac Offenbach (Vater des Jacques Offenbach) angefertigt. Weblinks
Einzelnachweise
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