Unerkannt durch FreundeslandAls Unerkannt durch Freundesland oder Unerlaubt durch Freundesland (UdF) wurde die illegale Reisetätigkeit von DDR-Abenteurern innerhalb der Sowjetunion bezeichnet. Möglich wurden diese Reisen mit einer sogenannten Reiseanlage für den visafreien Reiseverkehr (umgangssprachlich als „Transitvisum“ bezeichnet), die die Durchreise durch die Sowjetunion auf dem Weg von der DDR nach Rumänien für einige Tage gestattete. Praxis der UdF-ReisenDie UdF-Reisenden versuchten, von der direkten Reiseroute abzuweichen und in Richtung Osten und Norden vorzustoßen. Sie gelangten nach Königsberg, auf die Kurische Nehrung, nach Murmansk auf der Halbinsel Kola, in sowjetische Polargebiete, nach Wladiwostok und Nachodka am Japanischen Meer, in das Vulkangebiet Kamtschatkas, zur jüdischen Sowjetrepublik am Amur und in die Berge des Kaukasus, des Fan, des Tian Shan, des Altai und des Pamir. DDR-Bergsteiger erklommen als UdF-Reisende vier Siebentausender der Sowjetunion. Einige UdF-Reisende versuchten, verlassene Lager des Archipel Gulag und Nomaden jenseits des Polarkreises aufzusuchen und Fluchtversuche nach Alaska mittels Paddelboot oder nach China mit gefälschten Unterlagen und durch Überquerung von mittelasiatischen Gebirgspässen zu unternehmen. Deutsche Kirchengemeinden in Sibirien und Mittelasien (unter Stalin umgesiedelte Russlanddeutsche) wurden von UdF-Reisenden mit deutschsprachigen Kinderbüchern und Bibeln versorgt. Oftmals dauerte die UdF-Reise mehrere Wochen. Bei der Rückreise musste an den sowjetischen Grenzübergängen nach Rumänien eine Strafe von einigen Rubeln bezahlt werden. Prinzipiell konnten DDR-Bürger auch per Einladung zu Sowjetbürgern in verschiedene sowjetische Städte fahren. Jedoch sollten sie die Stadt nicht verlassen. Ansonsten gab es Probleme für die Gastgeber. UdF-Reisen boten die Möglichkeit, in viele Regionen zu gelangen, die eigentlich auch per Einladung nicht zugänglich waren. UdF-Treffen 1988 in Kunitz bei JenaEin zweitägiges UdF-Treffen fand 1988 in den Gewölben des Pfarrhauses in Kunitz bei Jena statt, zu dem mehr als 100 Teilnehmer kamen. In mehr als 50 Dia-Vorträgen präsentierten DDR-Reisende ihre Erlebnisse in der Sowjetunion. Rezeption2006 produzierten der RBB und CinePlus den 45-minütigen Dokumentarfilm Unerkannt durch Freundesland. Verbotene Reisen in das Sowjetreich (Regie: Cornelia Klauß, Kamera: Lars Lenski)[1]. 2010 erschien im Notschriften-Verlag Radebeul herausgegeben von Jörg Kuhbandner und Jan Oelker der Buch TRANSIT. Illegal durch die Weiten der Sowjetunion (Erlebnisse und Tagebuchaufzeichnungen mit zahlreichen Fotos und Karten). Die Autoren dieses Buches waren:
2011 gab die Regisseurin des Dokumentarfilmes von 2006 Cornelia Klauß zusammen mit Frank Böttcher im Lukas Verlag für Kunst- und Geistesgeschichte das Buch Unerkannt durch Freundesland: Illegale Reisen durch das Sowjetreich heraus.[2] Autoren dieses Buches waren:
2015 fand die Ausstellung Unerkannt durch Freundesland – РИЛОДЕД = Reloaded (Illegale Reisen durch das Sowjetreich und deren Fortsetzung in den 1990ern) mit Fotografien, Schmalfilmen, Objekten und Zeitzeugeninterviews im Museum Pankow (Prenzlauer Allee 227/228) statt. Kuratorin war Cornelia Klauß, das Ausstellungsdesign und die Architektur stammte von Karl Karau.[3] Literatur
Weblinks
Anmerkungen
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