Ulla Scholl (auch Ulla Scholl senior, * 18. März1919 in Darmstadt; † 21. August2011 in Dachau) war eine deutsche Bildhauerin. Sie gehört zu einer Dynastie von Bildhauern, die sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und die über mehrere Generationen hinweg zwölf Künstler und zwei Künstlerinnen hervorgebracht hat. Mitglieder waren unter anderem Johann Baptist Scholl d. Ä. (1784–1854), Johann Baptist Scholl der Jüngere (1818–1881).
Sie wurde als jüngste Tochter des Bildhauers Hermann Maria Scholl (1875–1957) in Darmstadt geboren. Ulla Scholl begann ihr Studium 1937 bei Gustav Scheinpflug an der Kunstfachhochschule Mainz. Danach studierte sie ab 1938 Bildhauerei bei Hermann Geibel, Architektur bei Rosemann und Kunstgeschichte bei Ottilie Thiemann-Stoedtner an der TH Darmstadt und an der Städelschule in Frankfurt bei Herbert Garbe. Dank eines Stipendiums ihrer Heimatstadt konnte sie 1940 in MünchenBildhauerei u. a. bei Joseph Wackerle studieren.
Seit den 1950er Jahren arbeitete Ulla Scholl als freischaffende Künstlerin und wurde dank ihrer bildhauerischen Werke im öffentlichen Raum und für Kunst am Bau überregional bekannt. Sie lebte lange Jahre in München und später in Dachau. Nach dem Tod von Ottilie Thiemann-Stoedtner, die sie von ihrer gemeinsamen Jugend in Darmstadt kannte, bewohnte sie bis zu ihrem Tod das Carl Thiemann-Haus in der Hermann-Stockmann-Straße in Dachau, wo ihre Tochter, die Bildhauerin und Malerin Ulla M. Scholl jun. (* 1948) noch heute lebt und arbeitet.
1976 erhielt sie als erste Frau den Auftrag ein Werk für die Münchner Ruhmeshalle zu erstellen und fertigte die Marmorbüste des Bayerischen Staatsministers Maximilian Graf von Montgelas. 1987 folgte ein Auftrag für die Büste von Adolf von Hildebrand.
Ulla Scholl starb im Alter von 92 Jahren in Dachau. Sie wurde in der Familiengrabstätte auf dem Alter Friedhof (Darmstadt) begraben (Grabstelle: I B 105).
Maximilian von Montgelas
Adolf von Hildebrand
Werke
1954: Ammoniten-Brunnen im Innenhof des Geologischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), München.
1971: Bronzegroßplastik „ohne Titel“, Dresdner Bank, München.
1973: Großplastik (Beton) Hasenbergl München, Auftrag Stadt München.
1974: Aluminiumplastik Dresdner Bank Duisburg, Auftrag Dresdner Bank.
1974: Bronzetierplastik mit Brunnenanlage, Gemeinnützige Wohnbaugesellschaft München.
1975: Bronzeabguss Thomas Mann im Thomas-Mann-Gymnasium München.
1975: Denkmal mit Bronzebüste des Heimatdichters Robert Schneider, Auftrag Stadt Darmstadt.
1975: Bronzebüste Ottilie Thiemann-Stoettner, Kunsthistorikerin und Verfasserin der Buchbiographie über den Hofbildhauer Johann Baptist Scholl d. J.
1976: Marmorbüste des Bayerischen Staatsministers Maximilian Graf von Montgelas (1759–1838) für die Ruhmeshalle München, Auftrag Bayerischer Staat … darf die Auszeichnung für sich in Anspruch nehmen, als erste Frau eine Büste für den Bayerischen Ehrentempel auf der Theresienhöhe geschaffen zu haben. (Münchner Merkur)