Tour der australischen Rugby-Union-Nationalmannschaft nach Europa und Nordamerika 1947/48
Die Tour der australischen Rugby-Union-Nationalmannschaft nach Europa und Nordamerika 1947/48 umfasste eine Reihe von Freundschaftsspielen der Wallabies, der Nationalmannschaft Australiens in der Sportart Rugby Union. Das Team reiste September 1947 bis März 1948 durch Frankreich, Großbritannien, Irland, Kanada und die Vereinigten Staaten. Während dieser Zeit bestritt es 39 Spiele, darunter fünf Test Matches gegen europäische Nationalmannschaften. Es handelte sich um die erste Tour dieser Art nach mehr als zwei Jahrzehnten, da die Tour von 1939/40 wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs abgesagt werden musste. Ebenso erfolgte die Anreise und Rückkehr letztmals per Schiff. Die Tour verlief recht erfolgreich: Die Wallabies gewannen 32 Spiele, darunter drei Test Matches. MannschaftsleitungDas Team bestand aus 30 Spielern, die meisten davon aus New South Wales. Mannschaftskapitän Bill McLean war ein erfahrener Spieler und 1939 in jene Mannschaft berufen worden, die unter Kapitän Vayro Wilson nach Großbritannien gereist und nach der Kriegserklärung heimgekehrt war, ohne dort ein einziges Spiel absolviert zu haben. Er hatte im Zweiten Weltkrieg als Hauptmann einer AIF-Kommandoeinheit in Borneo gegen die Japaner gekämpft und die erste australische Nationalmannschaft der Nachkriegszeit bei vier Spielen gegen die All Blacks als Kapitän angeführt. Ihm als Vizekapitän zur Seite stand Trevor Allan. Im sechsten Spiel der Tour gegen die Auswahl der britischen Streitkräfte (Combined Services) im Londoner Twickenham Stadium erlitt McLean eine Spiralfraktur des Schienbeins und musste durch Allan ersetzt werden, der erst gerade 21 Jahre alt geworden war. Bei früheren Touren der Australier war es Tradition gewesen, dass sich der Tourmanager um die Vorbereitungen kümmerte und sein Assistent die Aufgabe des Trainers übernahm. Nicholas Shehadie berichtet, dass Arnold Tancred und McLean die Mannschaft 1947/48 mit Elan trainierten und betreuten, während Assistent Jeff Noseda sich um Verwaltungsaufgaben kümmerte.[1] Der Journalist Phil Tressider begleitete die Reisegruppe und schrieb über Tancred: „Ich erinnere mich an ihn als einen grimmigen, grüblerischen Mann, der die Mannschaft nicht nur leitete, sondern auch trainierte und als einziger für die Aufstellung verantwortlich war. Er duldete keine Einmischung und hielt sich die Presse vom Leib. Er war gestärkt durch seine Erfahrungen als Spieler der Waratahs von 1927/28 und hatte einen unbändigen Siegeswillen.“[2] Shehadie wiederum schrieb: „Er war sehr disziplinarisch und fest entschlossen, dass wir so viele Spiele wie möglich gewinnen. Er erinnerte uns ständig daran, dass wir nur für die Anzahl der gewonnenen Spiele in die Geschichte eingehen würden.“[3] Weiter zitierte er Jack Pollard: „Der einzige Kritikpunkt an Tancred war, dass er sich vielleicht zu sehr auf die bewährten Stars der Mannschaft verließ und den Neulingen nicht viele Chancen gab. Er verbot Sportjournalisten, die mit der Mannschaft reisten, im selben Hotel zu übernachten, war unkooperativ gegenüber der Presse, und die Mannschaft wurde von den Medien nicht gerade wohlwollend aufgenommen.“[3] EreignisseDie Mannschaft stach im Juli 1947 an Bord des Passagierschiffs Orion von Sydney aus in See. Sie verließen Australien von Fremantle aus, nachdem sie die Große Australische Bucht durchquert hatten, und legten als Nächstes in Colombo, Ceylon, an. Dort wurden sie wie 20 Jahre zuvor die Waratahs von der dort lebenden ausländischen Gemeinschaft empfangen und bewirtet. Anschließend ging es über Aden im Jemen und Port Said in Ägypten, ehe sie in der englischen Hafenstadt Tilbury ankamen. Nachdem die Gruppe die Sehenswürdigkeiten Londons besichtigt hatte, das noch immer von den Zerstörungen des Krieges gezeichnet war, fuhr sie mit dem Zug nach Penzance in Cornwall, wo vor dem ersten Spiel mehrere Trainingseinheiten auf dem Programm standen. Die Spiele gegen kleinere Mannschaften forderten ihren Tribut: Zunächst fiel Kapitän McLean nach dem sechsten Spiel aus und dann erlitt Charles Eastes im Spiel gegen den Newport RFC einen Armbruch, was auch für ihn das Ende seiner Teilnahme an der Tour bedeutete. Es folgten harte Spiele in Wales, bevor die Wallabies nach London zurückkehrten. Dort besuchten sie das Unter- und Oberhaus und trafen Premierminister Clement Attlee in der 10 Downing Street. Später wurden sie im St James’s Palace vom Duke of Gloucester, einem ehemaligen Generalgouverneur Australiens, empfangen und lernten dessen jungen Sohn Prinz William kennen. Ein Höhepunkt der Tour war der Empfang im Buckingham Palace, wo die Gruppe den König und die Königin sowie die Prinzessinnen Elizabeth und Margaret traf. Als die Mannschaft zum zweiten Test Match nach Irland reiste, wurde sie von Ministerpräsident Éamon de Valera empfangen. Zurück in Großbritannien nach dem Test Match gegen Frankreich trafen die Wallabies erstmals auf die Barbarians – solche Spiele gegen Nationalmannschaften der südlichen Hemisphäre sollten in der Folge regelmäßig stattfinden. Das Spiel war im Verlaufe der Tournee zusätzlich angesetzt worden, um Geld für die Heimreise der Australier über Kanada zu sammeln.[6] Die Barbarians stellten sechs englische, fünf walisische, zwei schottische und einen irischen Nationalspieler. Sie gewannen 9:6 und verliehen Tourkapitän McLean bei der Feier nach dem Spiel die Ehrenmitgliedschaft.[4] Nach dem Spiel gegen die Barbarians reiste das Team an Bord der Queen Mary nach New York. Von dort aus ging es weiter mit dem Zug durch die Rocky Mountains. Das letzte Spiel der Tour fand in Palo Alto gegen die Auswahl der Stanford University statt. Mit einem Flugzeug der Australian National Airways trat das Team die Heimreise an, mit Zwischenstopps in Hawaii, auf der Insel Kanton und in Fidschi. Schließlich kamen die Wallabies am 28. März 1948 in Sydney an. Spielplan
(Test Matches sind grau unterlegt; Ergebnisse aus der Sicht Australiens)
Test Matches
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KaderManagement
Spieler
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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