Der Torre di Vachéry oder Torre Vachéry (in französischTour de Vachéry), auch Tour de la Vachère, ist ein mittelalterlicher Turm der im Ortsteil Vachéry der Gemeinde Étroubles im Aostatal liegt.
Der Torre di Vachéry wurde im 12. Jahrhundert auf einem römischen Fundament errichtet,[1] vermutlich als Aussichtsturm in Sichtverbindung mit anderen Türmen gleicher Funktion. Er gehörte der Familie Vachéry (oder De Vacheria), die den Adligen von La Tour di Étroubles treu war und vermutlich ihren Namen von dem Turm erhielt; die Familie starb im 15. Jahrhundert aus.[2] Laut anderen Quellen gehörte der Turm auch Adelsfamilie La Tour di Étroubles.[3] Sowohl die La Tour di Étroubles als auch De Vacherias standen unter dem Schutz der Gignods.[4]
Als die Notwendigkeit für die Verteidigung abnahm, wurde der Turm in der Folge an Bedürfnisse des Wohnens angepasst.[3]
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Ortsteil Vachéry im Zuge einer Nazirepressalie niedergebrannt. Um der schwer getroffene Bevölkerung zu helfen, überließ ihr die Verwaltung den Turm zur Erlangung von Baumaterialien, aber die hohen Kosten des Abrisses schützten das mittelalterliche Bauwerk vor der Zerstörung.[4]
Der Turm wurde in den 2000er-Jahren von der Sopraintendenza regionale ai monumenti restauriert, die für ein neues Dach sorgte.[2]
2011 wurde die Möglichkeit angekündigt, den Turm im Rahmen des Projekts Interreg weiter zu restaurieren.[5]
Beschreibung
Der Torre di Vachéry ist ein einzelner Block mit quadratischem Grundriss, der laut Mauro Cortellazzo, der sich auf G. Lange bezieht, einige wichtige bauliche Ähnlichkeiten mit anderen Türmen des Aostatals in der Ebene zeigen, wie die Mauerdicke von 2 Metern:
Wie die anderen mittelalterlichen Türme zeigt der Torre di Vachéry einen Eingang 8 Meter über dem Erdboden, um Feinde daran zu hindern, ihn einzunehmen: Die Räume waren durch eine bewegliche Holztreppe zugänglich. Über dem Eingang kann man noch „eine Pfosten und einen monolithischen Architrav und einen Bogen mit drei Elementen“ erkennen.[4] In der Folge wurde noch eine Eingang im Erdgeschoss angebracht und der ursprüngliche Eingang auf der Westseite vermauert.[3]
Ein Riss im soliden Mauerwerk, der nicht genau datiert werden kann, leistete einer Sage Vorschub, dass die Dame di Vachéry, Gattin des Turmverwalters, der einem Adligen des Hauses Savoyen schlechte Gastfreundschaft erwiesen hatte, diesen anbettelte und schließlich sein Mitleid erregen wollte, sodass er ihren Ehemann nicht der Rechte eines Vasallen zu berauben und die Zerstörung des Turms zu unterbrechen sollte, aber der wütende Herr entschied sich gegen das Haus, in dem er so schlecht geschlafen hatte. Die Sage berichtet, dass der savoyische Adlige verfügte, dass der Riss nicht wieder repariert würde, um als Warnung zu dienen und an seine Großzügigkeit zu erinnern.[3]
Galeriebilder
Die Seite mit dem ursprünglichen Eingang.
Ortsteil Vachéry, im Hintergrund der Turm.
Das Fenster in Werkstein über dem modernen Eingang im Erdgeschoss.
Der Eingang in verziertem Stein auf Straßenniveau.
Einzelnachweise
↑
Carlo Nigra: Torri e castelli e case forti del Piemonte dal 1000 al secolo XVI: La Valle d’Aosta. Musumeci, Quart 1974, S. 104–105.
↑ ab
Mauro Minola, Beppe Ronco: Valle d’Aosta: Castelli e fortificazioni. Macchione, Varese 2002, ISBN 88-8340-116-6, S. 42–43.
↑ abcdVachéry (torre). In: Tutte le fortificazioni della Valle d’Aosta. Mondi Medievali, abgerufen am 1. September 2020.
↑ abc
Torino e Valle d’Aosta. In: Touring Club Italiano (Hrsg.): Guida d’Italia. 9. Auflage. Band2, 1996, ISBN 88-365-0880-4, S.546 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Mauro Cortellazzo: Simbologia del potere e possesso del territorio: le torri valdostane tra XI e XIII secolo. (PDF) In: Bulletin d’études préhistoriques et archeologiques alpines, Numéro spécial consacré aux Actes du XIIe Colloquesur les Alpes dans l’Antiquité. Yenne / Savoie 2-4 octobre 2009 (par les soins de Damien Daudry). 2010, S. 223–225, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 1. September 2020.
Quellen
Mauro Cortellazzo: Simbologia del potere e possesso del territorio: le torri valdostane tra XI e XIII secolo. (PDF) In: Bulletin d’études préhistoriques et archeologiques alpines, Numéro spécial consacré aux Actes du XIIe Colloquesur les Alpes dans l’Antiquité. Yenne / Savoie 2-4 octobre 2009 (par les soins de Damien Daudry). 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 1. September 2020.
G. Lange: Le torri romane della Valle d’Aosta. Arnaz, Gressan, La Tour d’Hérères e Morgex. In: Bulletin de l’Académie de Saint Anselme. XLIV, 1969.
Carlo Nigra: Torri e castelli e case forti del Piemonte dal 1000 al secolo XVI: La Valle d’Aosta. Musumeci, Quart 1974.
Mauro Minola, Beppe Ronco: Valle d’Aosta: Castelli e fortificazioni. Macchione, Varese 2002, ISBN 88-8340-116-6.