Tobsdorfer AltarDer Tobsdorfer Altar ist ein um 1470/80 entstandener spätgotischer Flügelaltar, der ursprünglich in der Kirche von Tobsdorf, Kreis Sibiu in Siebenbürgen, Rumänien stand und seit 1999 in der Margarethenkirche in Mediaș aufbewahrt wird. GeschichteDer Altar stand ursprünglich in der Kirche von Maldorf (Viișoara), Kreis Mureș. Eine im Inneren des barocken Altargehäuses gefundene Notiz belegt, dass der Altar 1720 von Pfarrer Johann Wellther erworben, restauriert und in der Tobsdorfer Kirche aufgestellt wurde. Da dort seit 1991 keine Gottesdienste mehr stattfinden, wurde der Altar 1999 in die Margarethenkirche überführt, um ihn vor Kunstraub und Beschädigung zu schützen. Dort steht er heute im nördlichen Seitenschiff. Die Leiste über den Flügeln trägt die Inschrift:[1]
Bei der Zerlegung des Altars zur Restaurierung in der Richterschen Werkstatt in Kronstadt wurde im Schrein ein Zettel mit folgender Nachricht gefunden:[1]
Lucas Graffius war von 1711 bis 1736 Bischof der Evangelischen Kirche in Siebenbürgen. Gisela Richter vermutet, dass zu dieser Zeit der Altaraufbau neu gestaltet und das Kruzifix im Mittelschrein eingefügt wurde. Einer der Schergen in der Geißelungstafel hält einen Zettel mit der lateinischen Jahreszahl 1522 in der Hand. Ob dies das Entstehungsdatum des Altars wiedergibt, bleibt offen.[2] AufbauDer Mittelschrein des kleinen Altars misst 179 × 58 × 28 cm (Höhe x Breite x Tiefe), die Seitentafeln 89,5 × 27 cm, die Altarflügel 89,5 × 62,5 cm.[3] Aufgebaut ist er als Viererschreinaltar mit gemalten Eckfiguren: Vier Engel tragen die Leidenswerkzeuge (Arma Christi). Gisela Richter vermutete, dass die Engeldarstellungen zusammen mit der schmalen, azurblauen Schreinöffnung darauf hindeuten, dass im Schrein ursprünglich ein Schmerzensmann oder eine Darstellung der „Not Gottes“ (Christus in den Armen Gottvaters) gestanden haben müsse. Die Skulpturen des Mittelschreins sind ebenso wie das originale Gesprenge heute verloren. Ein barockes Altargesprenge wurde wohl bei der Restaurierung 1720 angefügt.[4] Die Predella mit einer Darstellung der Beweinung Christi stammt von einem anderen, unbekannten Altar.[2] GemäldetafelnDie Tafelbilder der Festtagsseite bilden, einzigartig unter den in Siebenbürgen erhaltenen Altären, einen typologischen Bilderzyklus, in dem die neutestamentliche Abendmahlsszene einer Reihe von Szenen aus dem Alten Testament gegenübergestellt wird: Dem neutestamentlichen Abendmahl sind Darstellungen des Paschamahls, der Mannalese und die Begegnung Abrahams mit Melchisedek zugeordnet.
Die Werktagsseite des Tobsdorfer Altars bietet einen Passionszyklus:
ErhaltungszustandDie Malereien des Altars sind original erhalten und niemals übermalt worden. Vor der Restaurierung zeigte sich das Schleierbrett des Schreins zu 10 % zerstört, die Farbschicht der Tafelgemälde etwa zu 40 % durch die Abrollung der Grundierung und Farbschicht gefährdet. Die Malerei der Predella war durch Oxidation und Kerzenruß unkenntlich geworden. Bei der Restaurierung in der Richterschen Werkstatt 1976–78 wurde das Schleierbrett ergänzt, die Malschicht der Tafeln abgebügelt und gereinigt. Der Firnis der Predella wurde etwas aufgehellt, sonst aber wegen der sehr dünnen Farbschicht unverändert belassen.[2] Der Hintergrund des Mittelschreins wurde blau ausgemalt, so dass die ursprüngliche Gestaltung des Hintergrunds und eventuell vorhanden gewesene Umrisslinien der originalen Skulpturausstattung heute nicht mehr nachvollziehbar sind. 2005 wurden abgeplatzte Farbstellen durch Ferenc Mihály ergänzt.[7] Literatur
Einzelnachweise
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