Ticagrelor
Ticagrelor ist ein Thrombozytenaggregationshemmer, der die Koagulation der Blutplättchen und so die Bildung von Blutgerinnseln hemmt. Er wird zur Verhinderung eines Herzinfarkts eingesetzt. Der Wirkstoff ist seit 2010 in der Europäischen Union und seit 2011 in den Vereinigten Staaten zugelassen.[2][3] WirkmechanismusTicagrelor hemmt den ADP-Rezeptor P2Y12 an den Blutplättchen und reduziert damit deren Gerinnungsfähigkeit. Es wird dabei eine eigene Bindungsstelle am Rezeptor für den Wirkstoff angenommen. Die Bindung erfolgt reversibel. Eine kompetitive Hemmung mit ADP liegt nicht vor.[4][5] WirkungZwei Stunden nach Einnahme der Aufsättigungsdosis ist der Spitzenspiegel des Wirkstoffs bei neun von zehn Menschen erreicht und eine rund 70-prozentige Hemmung der Blutplättchengerinnung feststellbar. Die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffes beträgt rund ein Drittel, unabhängig von Nahrungs- oder Flüssigkeitsaufnahme. Ticagrelor hat eine Halbwertszeit von 7 bis 8 Stunden und wird über die Nieren aus dem Körper ausgeschieden. Die Hemmung der Gerinnungsfähigkeit klingt nach 1–3 Tagen ab.[6] IndikationTicagrelor ist zur Behandlung des akuten Koronarsyndroms (instabile Angina Pectoris, NSTEMI, STEMI) in Kombination mit Acetylsalicylsäure zugelassen. Ticagrelor konnte dabei die Rate der Todesfälle über ein Jahr um ein Prozent gegenüber einem Patientenkollektiv mit der Kombination ASS/Clopidogrel reduzieren. Wenn 54 Patienten mit akutem Koronarsyndrom mit Ticagrelor anstelle von Clopidogrel behandelt werden, so verhindert dies ein atherothrombotisches Ereignis (Herzinfarkt, Schlaganfall oder instabile Angina Pectoris); die Behandlung von 91 Patienten verhindert einen kardiovaskulären Tod. Der kardiovaskuläre Schutz ist noch größer, wenn die Tagesgesamtdosis von Acetylsalicylsäure maximal 150 mg beträgt.[7] Auch Patienten, die keine genetische Disposition für eine Clopidogrel-Resistenz aufweisen, haben unter Ticagrelor im Vergleich zu Clopidogrel ein niedrigeres Risiko, einen Herztod, Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.[8] In den Zulassungsstudien kam es unter Ticagrelor zu einer erhöhten Rate behandlungsbedürftiger Blutungen, jedoch zu keiner höheren Rate schwerer oder tödlicher Blutungen.[6] Nebenwirkungen und AnwendungsbeschränkungenEine häufige, oft selbstlimitierende Nebenwirkung ist Atemnot. Es kann zum Auftreten oft bradykarder Herzrhythmusstörungen kommen. Aufgrund der Gefahr einer Nierenschädigung sind laborchemische Kontrollen obligat. Gelegentlich wird eine Gynäkomastie ausgelöst.[6] Bei rückenmarksnahen Regionalanästhesie-Verfahren (Spinalanästhesie bzw. Periduralanästhesie) sollte Ticagrelor fünf Tage vorher abgesetzt werden und frühestens sechs Stunden nach dem Eingriff wieder gegeben werden.[9] GesundheitsökonomieTicagrelor, dem als erster Wirkstoff im Rahmen des AMNOG-Verfahrens ein beträchtlicher Zusatznutzen zuerkannt wurde,[10] ist mit Jahrestherapiekosten von 1.092 Euro deutlich teurer als die bisherige Standardtherapie mit Clopidogrel, welches als Generikum nur 32 Euro pro Jahr kostet. Durch Rabattverhandlungen mit dem Hersteller konnte eine Preisreduktion um rund 20 % erzielt werden. Prasugrel, ein weiteres Konkurrenzprodukt, kostet nur geringfügig weniger als Ticagrelor. Die Indikation und Kostenübernahme wurde vom Gemeinsamen Bundesausschuss 2011 bestätigt.[11] Das oberste Regulationskomitee im britischen Gesundheitswesen NICE kam zum selben Ergebnis.[12] Der Gemeinsame Bundesausschuss hat 2011 für nachfolgende Indikationen einen Zusatznutzen anerkannt: Instabile Angina Pectoris oder Myokardinfarkt ohne ST-Strecken-Hebung im Vergleich zu Clopidogrel, Myokardinfarkt mit ST-Strecken-Hebung und perkutaner Koronarintervention im Vergleich zu Prasugrel, wenn diese Patienten über 74 Jahre alt sind und nicht für eine Therapie mit Prasugrel in Kombination mit Acetylsalicylsäure infrage kommen oder Patienten, die eine transitorische ischämische Attacke oder einen ischämischen Schlaganfall in der Anamnese haben.[13] In diesen Fällen gilt Brilique als Praxisbesonderheit, so dass im Fall einer Richtgrößenprüfung die entsprechenden Verordnungen aus dem Budget der Praxis herausgerechnet werden.[14] Handelsnamen
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Einzelnachweise
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