Responsoria et alia ad Officium Hebdomadae Sanctae spectantia (etwa: Responsorien et al. für das Offizium der Heiligen Woche) ist eine Sammlung von Musikstücken für das Officium Tenebrarum (wörtlich: „Offizium der Finsternis“) aus der Liturgie der Karwoche (Matutin an Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag) des italienischen Fürsten und Komponisten Carlo Gesualdo (1566–1613). Sie wurde 1611 veröffentlicht.
Die Sammlung von Tenebrae-Responsorien besteht aus drei Gruppen von neun kurzen Stücken – jeweils für Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag – und enthält auch einen Psalm und einen Hymnus. Das Werk ist für unbegleitete Stimmen geschrieben: zwei Soprane, eine Altstimme, zwei Tenöre und einen Bass.
Die Texte des Responsoriums für die Karwoche stehen im Zusammenhang mit der PassionJesu und werden nach den Lektionen des Officium Tenebrarum gesungen. Gesualdos Kompositionen sind im Stil von geistlichen Madrigalen gehalten. Wie bereits in seinen vorherigen aufeinander folgenden Madrigalbüchern verwendet Gesualdo ungewöhnlich scharfe Dissonanzen und auffällige chromatische Gegenüberstellungen, vor allem dort, wo sich der Text auf das Leiden Christi oder auf die Schuld des Petrus bezieht, der Jesusverleugnet hat. Die Tenebrae-Kompositionen Gesualdos stellen einen Höhepunkt in der geistlichenMusik der Renaissance dar.
Die Tenebrae-Responsorien Gesualdos wurden mehrfach eingespielt, öfter nur in Teilen.[3]
Veröffentlichungen der Partitur
Carlo Gesualdo: Responsoria et alia ad Officium Hebdomadae Sanctae spectantia, Giovanni Giacomo Carlino (Ioannes Iacobus Carlinus), 1611.
Wilhelm Weismann, Glenn Watkins (Hrsg.): Tenebrae Responsoria in Carlo Gesualdo: Sämtliche Werke. Hamburg, Deutscher Verlag für Musik, 1957–1967 (Ausgabe nach dem Partiturdruck von 1611: Digitalisat; Ausgabe nach den Stimmbüchern von 1611: Digitalisat).
Rodobaldo Tibaldi (Hrsg.): Responsoria et alia ad Officium Hebdomadæ Sanctæ spectantia (= New Gesualdo Edition. 9 = BA 10389-01). Bärenreiter, Kassel 2018, ISMN979-0-006-55728-8(Suche im DNB-Portal)
Literatur
Elisabeth Richter: Responsoria et alia ad Officium Hebdomadae Sanctae spectantia. In: Hans Gebhard (Hrsg.): Harenberg Chormusikführer. Harenberg, Dortmund 1999, ISBN 3-611-00817-6, S. 323.
Glenn Watkins: Carlo Gesualdo di Venosa. Leben und Werk eines fürstlichen Komponisten. Matthes & Seitz, München 2000, ISBN 3-88221-233-0, S. 370–398.
↑Der Musikkritiker Alex Ross schreibt über Gesualdos Vertonung dieses Responsoriums: "... begins with desolate, drooping figures that conjure Jesus’ prayer in Gethsemane (“My soul is exceeding sorrowful, even unto death”). It then accelerates into frenzied motion, suggesting the fury of the mob and the flight of Jesus’ disciples. There follows music of profound loneliness, radiant chords punctured by aching dissonances, as Jesus says, “I will go to be sacrificed for you.” The movement from inner to outer landscape, from chromatic counterpoint to block harmonies, humanizes Jesus in a way that calls to mind Caravaggio’s New Testament paintings of the same period, with their collisions of dark and light." (Alex Ross: "Gesualdo: 'The Prince of Darkness'" in The New Yorker. December 19 and 26, 2011.)