Die Schiffe, die in die Spree-Oder-Wasserstraße fahren wollten, mussten ab 1990 den Teltowkanal beim Hafen Britz-Ost verlassen und ihre Fahrt auf dem 3,39 Kilometer langen Britzer Verbindungskanal zur Spree-Oder-Wasserstraße fortsetzen. Der weitere Verlauf des Teltowkanals war zwischen Kilometer 34,1 und Kilometer 36,6 gesperrt, da hier erst noch große Mengen stark kontaminierten Schlamms aus DDR-Zeiten beseitigt werden mussten. Seit April 2000 ist dieses Teilstück (anders als oft angegeben) wieder befahrbar, sodass nun auch hier die Verbindung zur Spree-Oder-Wasserstraße hergestellt ist.
Die geringste Brückendurchfahrtshöhe bei mittlerem Wasserstand liegt bei 4,50 Meter. Die maximal zulässige Abladetiefe beträgt 2,00 Meter bei einer Wassertiefe von 2,60 Meter, außer im Abschnitt Kanalkilometer 34,10–37,84. Hier ist nur eine Abladetiefe von 1,75 Meter zugelassen. Die Wasserspiegelbreite beträgt mindestens 37 Meter.
Geschichte
Der Teltowkanal wurde auf Initiative des Landrates des Kreises Teltow, Ernst von Stubenrauch, erbaut. Zunächst gab es gegen das Projekt erheblichen Widerstand. Für den westlichen Kanalteil wurde zu großen Teilen das Bett des Bäkefließes, der ehemaligen Telte genutzt, das vom Fichtenberg in Berlin-Steglitz zum Griebnitzsee verlief. Bis auf zwei kleine Teilstücke in Steglitz und im NaturschutzgebietBäketal Kleinmachnow ist die Bäke vollständig verschwunden. Die Lanke, die Lankwitz den Namen gab und am Birkbusch in die Bäke mündete, diente den Ingenieuren gleichfalls als Bett für den Kanal.
Der erste Spatenstich erfolgte am 22. Dezember 1900 in Babelsberg, einzelne Abschnitte wurden in den Folgejahren schrittweise angelegt und zu Teilen in Betrieb genommen. Unter anderem wurden die Schleusen bereits elektrisch betrieben, ihre Erprobung erfolgte im August 1905. Als Antrieb der gesamten Anlagen errichtete die Kanalbau-Gesellschaft ein eigenes Kraftwerk, in welchem Dampfmaschinen den elektrischen Strom erzeugten.[4] Kaiser Wilhelm II. übergab der Schifffahrt den neuen Kanal am 2. Juni 1906 und befuhr ihn auch als Erster mit seiner Yacht Alexandria im Bereich der Kleinmachnower Schleuse. Die komplette Fertigstellung des Kanals zog sich, wegen bautechnischer Probleme in Lichterfelde, noch einige Monate hin. Der Kanal war zur Entlastung des regen und wegen der Schleusen zeitaufwendigen Schiffsverkehrs im Zentrum Berlins geplant, brachte eine Wegeverkürzung beim Verkehr zwischen Elbe und Oder von rund 16 Kilometern, sollte neue Industrie- und Wohnungsansiedlungen vor den Toren Berlins ermöglichen und gleichzeitig als Vorfluter den Regenwasserabfluss der an ihm gelegenen Vororte Berlins aufnehmen. Zeitweise waren dabei bis zu 2550 Arbeiter beschäftigt, davon die Hälfte Ausländer aus Osteuropa. Der Britzer Verbindungskanal und der Neuköllner Schifffahrtskanal waren bereits mit eingeplant.
Weil sich bald herausstellte, dass der Kanal für den konzipierten Verkehr unterbemessen war, wurde – auch zur Schonung der Ufer – ein Treidelverkehr eingerichtet. So wurden die damals üblichen Schleppkähne im Kanal durch elektrische Treidellokomotiven gezogen. Dazu waren im Bereich der Häfen Brücken für den durchgehenden Treidellokverkehr errichtet worden. Zur Unterhaltung der Wasserstraße, des Treidelbetriebs und zur Wartung der Lokomotiven richtete die Teltowkanal-Bauverwaltung zwischen den Kanalkilometern 11,35 und 11,54 in Schönow einen Bauhafen und Bauhof ein, aus dem 1924 die Teltow-Werft hervorging. Zur Stromversorgung errichtete das Ingenieurbüro Havestadt & Contag – zuständig für alle Kanalbauten – auf dem Bauhof eine Elektrische Centrale, das spätere Kraftwerk Schönow. Auf dem Machnower See am Beginn des Teltowkanals konnten wegen der Gewässerbreite keine Treidelvorrichtungen benutzt werden. Die Kanalverwaltung erprobte hier ein spezielles Schleppschiff, dessen Elektromotoren über eine Oberleitung und eigene Stromabnehmer mit Elektroenergie versorgt wurden. Aus Kosten- und Technologiegründen blieb es allerdings nur bei dem einen Versuchsschiff Teltow. Der elektrische Treidelbetrieb wurde nach 1945 nicht wieder aufgenommen. Als technische Denkmale sind an der Emil-Schulz-Brücke im Verlauf der Königsberger Straße eine Lokomotive und der Bugteil eines Schleppkahns ausgestellt.
Nach 1945 war der Teltowkanal lange Zeit nur über den Britzer Verbindungskanal und den Neuköllner Schifffahrtskanal erreichbar. Nach einer Vereinbarung zwischen der DDR und West-Berlin wurde der Kanal am 20. November 1981 von Westen her geöffnet. Dem waren umfangreiche Bauarbeiten vorausgegangen, die zu den oben angegebenen Abmessungen führten.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Kanalbaus fand zwischen dem 6. und 11. Juni 2006 eine Festwoche an der denkmalgeschütztenSchleuse Kleinmachnow und an weiteren Orten längs der Wasserstraße statt.
Sanierung und ehemalige Ausbauplanungen
Nachdem in den 1980er Jahren auf West-Berliner Gebiet die Strecke selbst als Rechteckprofil bzw. als kombiniertes Rechteck-Trapez-Profil ausgebaut worden war, erfolgte nach 1990 auch die Instandsetzung und Ertüchtigung der Uferbefestigungen im Bereich der kreuzenden Brücken.[5]
Ursprünglich war ein weiterer Ausbau des Teltowkanals als sogenannte Südtrasse Berlin im Rahmen des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit (VDE) Nr. 17 geplant, um diesen mit Großmotorgüterschiffen (Großes Rheinschiff, 110 Meter Länge) und Großschubverbänden (185 Meter Länge) nutzen zu können. Auch die Schleuse Kleinmachnow hätte hierfür erheblich vergrößert werden müssen. Nach einer Neubewertung des Projekts im Jahr 2010 ist ein Ausbau über die Wasserstraßenklasse IV hinaus jedoch nicht mehr geplant.[6]
Hydrologie und Wasserqualität
Hydrologisch ist der Teltowkanal ein Arm der Spree. Wasserspiegel und Durchfluss werden an der Schleuse Kleinmachnow reguliert. Der Abfluss, gemessen am Oberpegel dieser Schleuse beträgt im Jahresmittel knapp ein Drittel dessen der Unterspree am Sophienwerder, wenige Meter vor ihrem Zusammenfluss mit der Havel.[7]
Der Teltowkanal gilt seit langer Zeit als eines der meistverschmutzten Gewässer Berlins, da mehrere Klärwerke Wasser in den Teltowkanal einleiten. Auf Höhe der Wegedornbrücke leitet das Klärwerk Waßmannsdorf ein, in Kleinmachnow das Klärwerk Stahnsdorf. Außerdem wird von April bis Oktober nahe der Bäkebrücke das Klärwasser des Klärwerks Ruhleben eingeleitet.[8] Das verschmutzte Wasser des Teltowkanals beeinflusst auch die Wasserqualität der Potsdamer Gewässer.
Wegen des zeitweiligen Zuflusses des belasteten Wassers aus dem Griebnitzsee in den Griebnitzkanal wurde in West-Berlin über den Bau einer Schleuse im Bereich der Abzweigung des Griebnitzkanals aus dem Griebnitzsee nachgedacht. Damit sollte der Zustrom des schlechten Wassers durch die Seenkette des Kanals in den Großen Wannsee verhindert werden. Über die Planungsphase kam dieses Vorhaben jedoch nicht mehr hinaus. Bis 1998 wurde vom Klärwerk Marienfelde (km 20,68) gereinigtes Abwasser aus der Kanalisation eingeleitet. Die Keimbelastung war aber immer noch hoch. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Wasserqualität im Teltowkanal deutlich besser geworden. Geangelte Fische sollten aufgrund des erhöhten PCP-Gehaltes nach wie vor nicht verzehrt werden.
Jan Feustel: Lebensader durch Sumpf und Sand – 100 Jahre Teltowkanal. Hendrik Bäßler Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-930388-36-7.
100 Jahre Teltowkanal 1906-2006. Festschrift der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost, Magdeburg 2006.
Peter Hahn, Jürgen Stich: Teltowkanal. 80 Stationen und Geschichten. Oase Verlag, Badenweiler 2014, ISBN 978-3-88922-101-8.
Filme
Geheimnisvolle Orte. Der Teltowkanal. Deutschland 2014. Gezeigt im rbb am 17. März 2015, 20:15–21 Uhr. (Bau, Treideln mit Elektrolokomotiven, Sperrung der Durchfahrt in der DDR-Zeit, Wiedereröffnung.)[10]
↑Robert Egelkamp, Lina Wett, Anna Marie Kallert: Potenzialstudie Klimaneutrale Wärmeversorgung Berlin 2035. Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik, European Climate Foundation, BUND, BürgerBegehren Klimaschutz, Berlin Oktober 2021, S.14 (buerger-begehren-klimaschutz.de [PDF]).