Die Zeitung spielte eine besondere Rolle bei den Ergenekon- und Balyoz-Verfahren, in denen hohe Persönlichkeiten des säkularen Establishments (Militär und Zivilisten) der Mitgliedschaft einer Terrororganisation und einer Verschwörung gegen Erdogan und die Gülen-Bewegung bezichtigt wurden. Grundlage des 9-jährigen Mammutprozesses waren oftmals der Zeitung zugespielte „Geheimdokumente“, welche die Verschwörung der Angeklagten beweisen sollten.[6] Die Taraf galt als „antimilitärisch“ und positionierte sich offen für die Verurteilung. Viele der veröffentlichten Geheimdokumente und Beweise wurden der Fälschung überführt, die Verfahren endeten mit Freispruch für die Angeklagten. Dani Rodrik beschuldigte die Zeitung der gezielten Desinformation.[7] Von einigen wird ihr eine Nähe zu der Gülenbewegung vorgeworfen,[8][9] was sie bestreitet.
2012 geriet die Zeitung aufgrund verstärkter Opposition gegen die Regierung Erdoğans und ohnehin geringer Auflagenstärke verstärkt in finanzielle Schwierigkeiten.[4] Sie wurde am 27. Juli 2016 bei der Säuberungswelle nach dem Putschversuch in der Türkei 2016 durch eine Rechtsverordnung verboten und aufgelöst.[10]
↑ abChristiane Schlötzer: Pressefreiheit in der Türkei: „Schlag gegen den unabhängigen Journalismus“. In: sueddeutsche.de. ISSN0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 12. September 2016]).