Talla 2XLC (bürgerlich Andreas Tomalla, * 13. März1963 in Frankfurt am Main) gilt als Pionier und einer der wichtigsten Wegbereiter der kommerziellen deutschen und internationalen Techno/Trance-Szene.
Nach seiner Ausbildung zum Industrie-Kaufmann arbeitete Tomalla ab 1983 im Plattenladen „City-Music“ unter dem Frankfurter Hauptbahnhof. Dort sortierte er Schallplatten mit elektronisch produzierter Musik in eine eigenständige Kategorie und benannte diese mit „Techno“. Mit der Gründung der Technoclub-Veranstaltundsreihe im Jahre 1984 und seinen dortigen Auftritten gab er wichtige Impulse für das Entstehen und die Entwicklung der deutschen Techno-Clublandschaft sowie der internationalen Trance-Szene.
Talla 2XLC wurde am 15. April 2010 mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Dazu erklärte die damalige Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth, dass er „mit seiner innovativen Musik den Namen unserer Stadt in alle Welt getragen und das kulturelle Ansehen Frankfurts international gefördert“ habe.[2]
Pseudonym
Sein Künstlername Talla 2XLC leitet sich als Kürzel von seinem Nachnamen und von einem uralten Kassetten-Mixtape ab, dessen technische Bezeichnung „XS60“ (von Maxell XS einer Metallband Compact Cassette mit 60 Min. Spielzeit) war und für Talla wie gerufen kam, da es schon das Talla Vocal Ensemble gab. Von „XS60“ war der Weg zu „2XLC“ nicht weit, da Talla schon immer ein Faible für Namen und technische Bezeichnungen hatte. Um von der GEMA als eigenständiger Künstler anerkannt zu werden, wählte Talla diesen Zusatz für seinen bis heute bekannten Künstleralias.
Weil die Frage „was bedeutet „2XLC“?“ zur meistgefragten in seinem Leben gehört, gibt es eine fiktive Anekdote: Als er ein Interview für die Zeitschrift Partysan gab und er wieder einmal genervt von der Frage war, dachte er sich folgende Geschichte aus: Talla lebte in seiner Studienzeit in einer WG zusammen mit buddhistischen Mönchen. Da diese täglich im Flur der WG lautstark prozessierten, konnte er nie die Klingeln hören. Einer der Mönche hatte Mitleid mit ihm, und schnitzte ihm ein Klingelschild mit der Aufschrift „Talla 2 x LC“ (zweimal lange klingeln). Der Mönch war der deutschen Sprache nicht sonderlich mächtig. Deswegen kürzte er Klingeln mit „C.“ ab. Das ganze war nur ein erfundener Spaß, wurde aber damals mehrmals in diversen Magazinen abgedruckt.
Unter dem Pseudonym Zyrus 7 ist er auch als Psytrance-DJ und -Produzent tätig.
Karriere
Begonnen hat Talla mit dem Auflegen in der Tanzschule „Kiel Blell“. In den Achtzigern begann er mit der Produktion eigener Stücke unter den Projektnamen Axodry und konnte daran anschließend mit den Nachfolgeprojekten Two of China und Moskwa TV erste Erfolge erzielen. Sein bekanntestes Projekt war damals Bigod 20, dessen Gründer er war. Talla kreierte diesen Namen in Anlehnung an seinen Lieblingsautor H. P. Lovecraft. Allerdings hatte Tomalla schon früh nicht den kommerziellen Fokus anderer, seinerzeit bekannter DJs und gab relativ viel administrative Verantwortung für die Vermarktung seiner Arbeit ab. Nach den Aufbaujahren des Technoclub und der Plattenfirmen Future Dance Association und Music Research (mit den Sublabels Techno Drome International, New Zone und Zoth Ommog), die es inzwischen nicht mehr gibt, zog er sich mit dem Grund, sich mehr um seine Labels und die Künstler zu kümmern, von 1992 bis 1995 für einige Zeit vom DJing zurück. Zudem entsprach seine Definition von Techno einer völlig anderen Soundvorstellung. Er sah sich in dieser Zeit hauptsächlich in der Tradition von EBM, europäischem Electropop und Industrial. Die sich durchsetzende Begriffsdefinition von Techno in der Fusion von Techno und afroamerikanischer House- und Disco-musik entsprach nicht seiner Wertevorstellung bzw. lehnte er zunächst völlig ab.
Mitte der 1990er Jahre hatte er ein Comeback als DJ und bei internationalen Raves, bei dem er an den Erfolg der vergangenen Jahre anknüpfen konnte. Als Technoclub-Gründer und Resident im Frankfurter Club Dorian Gray war er, bis zur Schließung des Clubs Ende 2000, einer der meistgebuchten DJs in Deutschland. Anschließend trat Talla vermehrt als Remixer von bekannten Trance-Acts wie Rank 1 und Darude auf. Bis heute ist Talla 2XLC zusammen mit unterschiedlichen Produzenten als DJ und Remixer tätig. Bekannt und kommerziell erfolgreich ist seine Technoclub CD-Reihe im Mix-/Battle-/DJ-Format mit jeweils einem anderen bekannten DJ. Inzwischen wird er international von der kanadischen Agentur DJlinks vertreten, die auch Johan Gielen, Scot Project und Yoji Biomehanika managt.
Entwicklung
Die Technoclub-Veranstaltungsreihe, due mit der Schließung des Dorian Gray ihre Homebase verloren hat, ist Ende 2004 nach vielem Auf und Ab wieder in Frankfurt eingekehrt, wo sie für gut ein Jahr jeden ersten Freitag im Monat eine neue „Heimat“ im Café Royal fand. Anschließend wechselte der Technoclub Anfang September 2005 ins Stocks in der Frankfurter Innenstadt. Ein Jahr später fand der Technoclub seine Homebase im Frankfurter Club U60311, ab Mai 2010 im Monza in der Frankfurter City, wo an die Zeiten des Dorian Grays angeknüpft wurde. Zwei Jahre später erfolgte nach dem Umbau des Clubs in eine sogenannte Off-Location der Wechsel in den renommierten MTW Club in Offenbach. Darüber hinaus wird er national und international seit Jahren auf vielen großen Veranstaltungen gebucht. Vor allem in den USA ist er vermehrt auf Tour. Zusätzlich legt Talla 2XLC jeden ersten Donnerstag im Monat von 21:00 bis 23:00 Uhr in seiner Technoclub-Sendung bei Sunshine liveLivesets auf.
Talla 2XLC setzt sich nach wie vor stark für die elektronische Musik, insbesondere für die Tranceszene, ein.
Die Loveparade lehnte Tomalla aufgrund ihrer Kommerzialisierung seit 2000 ab. Als die Leitung der Loveparade wechselte und aus seiner Sicht die Musik wieder im Vordergrund stand, änderte er seine Meinung. Seine Bewerbung mit dem Technoclub für die neu konzipierte Parade 2006 hatte eine Woche vor Beginn der Veranstaltung Erfolg, da sie für einen ausgefallenen Teilnehmer einspringen konnten. Das Voting wurde zu 50 % von den Internetbesuchern der Veranstalter und zu 50 % von den Klubkulturträgern der Szene bestimmt. Der Technoclub kam dabei auf Platz 36 von 420 angemeldeten Teilnehmern. In seinen Äußerungen weist Tomalla häufig auf die seiner Meinung nach kritisch zu wertende Kommerzialisierung des Techno & Trance hin.
Persönliches
Talla lebt in Frankfurt, ist verheiratet und hat einen Sohn. Im Rahmen der Aktion „Ja-zu-FRA“ ließ sich Tomalla als Befürworter des Flughafens Frankfurt mit neun weiteren Personen auf dem „Ja-zu-FRA“-Fanflieger abbilden.[3]
Diskografie
Ohne Singles (ca. 60), ohne Remixe (ca. 270), Auszug (Quelle: Discogs)
DJ Mixes (Longplayer-Compilations)
Titel
Label
Jahr
Mindworx Trance Labelcompilation (CD)
Mindworx Records
We Are Future – Label Compilation Vol. 1 (CD)
Future Recordings
Tetsuo 2 – Music From Technoclub (3×CD)
Tetsuo-Megamix by DJ Tetsuo
1996
Techno Club Vol. 01 – Talla 2XLC Vs. Taucher (2×CD)
Sony Music Media
1997
[After Hour] – The Dorian Gray Compilation (2×CD)
Intergroove DE
1997
HR3 Clubnight Volume 2 mixed by DJ Talla 2XLC (2×CD)
Epidrome
1998
Talla 2XLC – 20 Years Of DJ’ing (2xCD)
Sony Music Media
1998
Techno Club Vol. 02 – Talla 2XLC Meets Tom Wax (2×CD)
Sony Music Media
1998
Techno Club Vol. 04 – Talla 2XLC And Resistance D (2×CD)
Sony Music Media
1998
Techno Club Vol. 05 – Talla 2XLC With DJ Hooligan (2×CD)
Sony Music Media
1998
15 Years Of Technoclub – The Anniversary Compilation (2×CD)
Dance Division
1999
Odyssey 5 (CD)
DJ Beat Records
1999
Techno Club Vol. 06 – Taucher Battles Talla 2XLC (2×CD)
Sony Music Media
1999
Techno Club Vol. 08 – Talla 2XLC Calls Moguai (2×CD)
„Talla erkannte schon sehr früh, wohin die musikalische Reise in Frankfurt ging und war ab 1983 eine der Drehscheiben für den DJ Vinyl-Verkauf im City-Music unter dem Frankfurter Hauptbahnhof.“