Synagogen in NürnbergIm Laufe der Nürnberger Stadtgeschichte bzw. der Geschichte der Juden in Nürnberg existierten mehrere Synagogen. Heute ist die Synagoge in der Arno-Hamburger-Straße 1 Sitz der IKG Nürnberg und die Synagoge in der Regensburger Straße des orthodoxen Chabad Nürnberg. Synagogen in NürnbergErste mittelalterliche SynagogeLage: 49° 27′ 14,4″ N, 11° 4′ 40,8″ O Sie stand auf dem Platz der heutigen Frauenkirche am Hauptmarkt und wurde als Folge der von Frankreich ausgehenden und später überall in Europa auftretenden Judenpogrome im Jahre 1349 zerstört. Zweite mittelalterliche SynagogeSie stand in der Wunderburggasse und wurde 1499 infolge der antijüdischen Kirchenpolitik in Europa niedergerissen. Synagoge am Hans-Sachs-PlatzDie nach Plänen von Adolf Wolff errichtete Synagoge der Reformgemeinde am Hans-Sachs-Platz war die Hauptsynagoge und wurde am 8. September 1874 mit einer Ansprache des Bürgermeisters Otto Stromer von Reichenbach eingeweiht. Sie stand an der Stelle des einstigen Harsdörfferhofs der Patrizierfamilie Harsdörffer, welcher ursprünglich Hieronymus Holzschuher gehört hatte. Bereits vor den Novemberpogromen wurde sie zusammen mit dem Gemeindehaus am 10. August 1938 auf Anweisung von Julius Streicher abgebrochen, weil sie „das schöne deutsche Stadtbild empfindlich stör[t]en“.[1] In einem Bericht des „Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfranken“ vom 7. Juli 1938, einer Zuarbeit für die geheimen Meldungen aus dem Reich, heißt es dazu:
In einem weiteren Dokument, das aus derselben Quelle stammt, heißt es unter dem Datum vom 7. September 1938:
Im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess gab Streicher an, den Abbruch der Synagoge nicht aus antisemitischen, sondern aus städtebaulichen Gründen veranlasst zu haben.[4] Auf die Frage: „Im August 1938 wurde die Hauptsynagoge in Nürnberg abgetragen. Geschah dies auf Ihre Anordnung?“ antwortete Streicher:
Gleichzeitig forderte Streicher 1938 den Abriss des Planetariums, das 1927 in Nürnberg als eines der weltweit ersten modernen derartigen Einrichtungen erbaut worden war. Den Ausschlag gaben dabei hauptsächlich alte Rivalitäten mit dem Oberbürgermeister Hermann Luppe (DDP), der den Bau des Planetariums gefördert hatte und ein angeblich „synagogen-ähnlicher“ Baustil.[5][6][7] Somit war auch hier ganz offenbar der Antisemitismus Streichers, Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer, einer der Hauptgründe. Auch bei diesem Bauwerk stellte, wie allgemein bei Planetarien und Synagogen architektonisch üblich, eine Kuppel den Sternenhimmel dar.[8] Die Synagoge verband Elemente christlicher Kirchenarchitektur mit orientalisierender Dekoration und stand nach 400 Jahren städtischem Judenverbots für eine Integration der jüdischen Gemeinde. Das Selbstbewusstsein des liberalen, bürgerlichen Judentums spiegelte sich in der Größe und Lage der Synagoge, sowie im „Alhambra-Stil“ mit seiner maurischen Ornamentik wider. Sie war nicht nur neue Heimstätte der Nürnberger Juden, sondern auch bei Touristen geschätzt. Das Bauwerk wurde oft als „Perle in der Silhouette und Zierde der Stadt“ bewundert. In den 20er-Jahren formierten sich aber feindselige Stimmen und es kam zu Übergriffen auf Nürnberger Juden, andererseits beschützten Polizisten das Gebäude noch im Jahr 1934, als SA-Männer nach dem Reichsparteitag versuchten, die Synagoge zu stürmen.[9] Ein Wiederaufbau der Synagoge erfolgte nicht, obwohl das Grundstück nach 1945 verfügbar gewesen wäre. Der Siegerentwurf des 1947 durchgeführten Architektenwettbewerbs zum Wiederaufbau Nürnbergs[10] sah das nicht vor. In der mit dem 1. Preis ausgezeichnete Arbeit von Heinz Schmeißner (in dessen Amtszeit von 1937 bis 1945 als Hochbaureferent der Stadt Nürnberg der Abbruch erfolgte) und Wilhelm Schlegtendal wurde das Grundstück der neun Jahre zuvor abgebrochenen Synagoge anderweitig überplant, der Stadtgrundriss wurde an dieser Stelle überformt[11]. Später erwarb Eduard Kappler (ein Architekt der Wiederaufbauzeit) eine Teilfläche und erbaute darauf ein Büro- und Wohngebäude. Auf der südlichen Grundstückshälfte (zur Pegnitz) wurde ein neuer Uferweg angelegt. An die so auch aus dem Stadtgrundriss ausradierte Hauptsynagoge erinnert erst seit 1988 ein Gedenkstein (Synagogendenkmal). In der Eingangshalle der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg befindet sich das Modell der im Jahr 1938 zerstörten Hauptsynagoge Nürnberg. Durch die Fenster kann man den fein ausgearbeiteten Innenraum mit Beleuchtung betrachten.[12][13] Weitere Abbildungen
Synagoge in der Essenweinstraße 7Lage: 49° 26′ 45,6″ N, 11° 4′ 22,1″ O Sie war seit 1903 Synagoge der orthodoxen Gemeinde mit der Religionsgesellschaft Adass Jisroel, wurde 1938 während der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört und nach 1945 nicht wiederaufgebaut. Synagoge in der Wielandstraße 6Sie wurde im September 1945 bezogen.[14] 1984 wurde sie zugunsten der neuen Synagoge in der heutigen Arno-Hamburger-Straße 1 aufgegeben. Synagoge in der Arno-Hamburger-Straße 1Lage: 49° 28′ 27″ N, 11° 6′ 6″ O Sie ist seit 1984 Sitz der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg. Synagoge in der Regensburger Straße 54Lage: 49° 26′ 35,3″ N, 11° 6′ 5,6″ O Sie ist seit 2010 Synagoge der Jüdischen Orthodoxen Gemeinde Nürnberg und Sitz von Chabad Nürnberg. Die Synagoge wird von Rabbiner Eliezer Chitrik geleitet. Der Nürnberger JudensteinDer sogenannte „Nürnberger Judenstein“ ist ein aus Sandstein gemeißelter Toraaufsatz, der seit dem 14. Jahrhundert in Nürnberger Synagogen enthalten war und über die Jahrhunderte gerettet wurde. Dieser „Judenstein“ trug die hebräische Inschrift „Keter Tora“ (Krone der Tora) und war der Giebelstein des Toraschreins der alten Synagoge, die im Jahre 1499 zerstört worden war. Der Stein wurde 1909 von der jüdischen Gemeinde aus Privatbesitz wieder erworben und in der Vorhalle der Nürnberger Hauptsynagoge aufgestellt. Eine beigefügte Gedenktafel trug die Inschrift:
Stein und Tafel wurden vor dem erzwungenen Abbruch der Hauptsynagoge am 10. August 1938 heimlich entfernt und auf dem jüdischen Friedhof vergraben. Der Nürnberger Baumeister Fritz Frisch, der geholfen hatte, wurde aus der NSDAP ausgeschlossen. Nach Kriegsende gelangte der Stein ins Stadtmuseum. Seit dem 23. September 1987 befindet er sich in der neu aufgebauten Synagoge.[16] WeblinksCommons: Synagogen in Nürnberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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