Swatch
Die Swatch AG mit Sitz in Biel/Bienne ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Schweizer Uhrenkonzerns The Swatch Group SA; zugleich ist Swatch (ein Kofferwort aus ‹Second› und ‹Watch›[1][2]) der Markenname der gleichnamigen Uhr.[3] GeschichteAls Vater der Swatch gilt Nicolas G. Hayek (1928–2010). Es waren aber die zwei jungen Ingenieure Elmar Mock und Jacques Müller, die im Mai 1980 ihrem damaligen Chef Ernst Thomke beim Grenchner Uhrwerkfabrikanten ETA, mit Unterstützung des Marketingberaters Franz Sprecher, die Pläne zur Ur-Swatch skizzierten, um die schwächelnde Schweizer Uhrenindustrie gegen die fernöstliche Konkurrenz zu stärken. Die Swatch wurde am 1. März 1983 in Zürich lanciert. Technologisch begann die Geschichte der Swatch bereits 1978, und zwar mit der Entwicklung der flachsten Uhr der Welt mit dem Namen Delirium. Denn erst die für diese Uhr entwickelte vollintegrierte Produktionstechnologie ermöglichte die Produktion der Swatch.[4] Die Marke Swatch hat die Uhrenindustrie nachhaltig verändert und massgeblich zur Rettung der Schweizer Uhrenindustrie beigetragen. Viele Nachahmerprodukte wurden zeitweise erfolgreich, z. B. stellte Mondaine bereits am 24. Februar 1983, eine Woche vor Swatch, die M-Watch vor, die mit 38 Franken 12 Franken billiger als die Swatch von ETA/SMH war und leiser tickte. Ab 1984, unter der Ägide von Nicolas Hayek, wurde die einfache Plastikuhr weltweit erfolgreich vermarktet. Die Einführung der neuen Marke hatte Anfang der 1980er Jahre neben der gleichzeitig durchgeführten Neustrukturierung der Schweizer Uhrenkonzerne einen grossen Anteil daran, dass die Schweizer Uhrenindustrie wieder die Weltmarktführerschaft erringen konnte. 1987 stiess Peter Petersen als CFO zu Swatch, die er kurz darauf als CEO übernahm und bis 1998 leitete. Er verhalf der Marke Swatch in den 1990er Jahren zu ihrem heutigen Bekanntheitsgrad. ProduktionszahlenDie folgende Liste ergibt einen Überblick über die Entwicklung der Fertigungszahlen von Swatch:
VeranstaltungenIm Jahr 1992 wurde die hundertmillionste Swatch-Uhr produziert. Zu diesem Anlass lud der Schweizer Konzern den französischen Musiker Jean Michel Jarre im September desselben Jahres nach Zermatt ein, wo er eine Lasershow vor dem Matterhorn vorführte. Im Jahr 2006 feierte Swatch die Produktion der 333-millionsten Swatch. Anlässlich der Feier mit dem Namen Splashtival, die am 1. Juni in Lugano stattfand, lancierte Swatch die neue Produktelinie Jelly in Jelly. Des Weiteren kreierte die Blue Man Group aus New York live auf der Bühne die Vorlage für eine später in limitierter Auflage produzierte Jelly in Jelly Artist Special. Das Splashtival, welches auf einer grossen Bühne auf der Piazza della Riforma stattfand, wurde moderiert von Michelle Hunziker und fand seinen Abschluss in einer Lasershow und einem Feuerwerk auf dem Luganersee. ProdukteDas Unternehmen ist bekannt für seine bunten Plastikuhren, die in halbjährlich wechselnden Kollektionen erscheinen. Es gibt sie in verschiedenen Grössen, von der Armband- bis zur Wanduhr, und mit verschiedenen Funktionen (z. B. Access). Swatch stellt neben den Billiguhren auch edlere Modelle mit Metallgehäusen und -armbändern (Linie Irony), Lederarmbändern und/oder Zusatzfunktionen (z. B. Chronographen) her. Es existiert ein Sammlermarkt für diese Uhren. In unregelmässigen Abständen gibt es limitierte Sondereditionen, auch in höherwertiger Bauweise, z. B. mit Platingehäuse, mechanischem Uhrwerk oder mit Diamantlünette. Auch gibt es die Retrograde oder die flache und zierliche Skin. Swatch Touch und PayErstmals wurde 2011 mit dem Modell Digital Touch eine Armbanduhr der Swatch-Uhrengruppe mit reiner Digitalanzeige eingeführt. Alle wichtigen Komponenten einschliesslich der LCD-Digitalanzeige in zwanzig unterschiedlichen Farben werden von den Tochterfirmen der Gruppe hergestellt, insbesondere von EM Microelectronic.[5] Der Name dieses Modells leitet sich von der zur Bedienung verwendeten Touchscreen-Technologie ab. Eine Variante nennt sich Digital Touch Zero One. Integriert sind Fitnessfunktionen, welche beispielsweise beim Beachvolleyball-Spiel nützlich sein können.[6] Im Juli 2017 wurde die Swatch Pay (Eigenschreibweise: SwatchPAY!) als zweite Generation einer Swatch-Uhr mit Bezahlfunktion in Shanghai, China, lanciert. Diese Uhr mit integrierter Bezahlfunktion wurde in Partnerschaft mit elf chinesischen Banken ab Mitte 2017 in China verkauft. Dabei wird auf standardisierte drahtlose Übertragung vom Typ Near Field Communication (NFC) gesetzt. Als Vorteil gegenüber andern Smartwatches wie der Apple Watch gilt die Unabhängigkeit von einem Handy und der geringe Stromverbrauch einer normalen Quarz-Armbanduhr. Anders als bei der früheren Swatch Bellamy der ersten Generation kann die Swatch Pay bereits am Verkaufsstandort über eine Cloud-Computing-Lösung mit Verbindung zur Bank für die Bezahlfunktion aktiviert werden.[7][8] Im Januar 2019 wurde Swatch Pay mit den Partnern Giesecke+Devrient und Mastercard auch in der Schweiz lanciert.[9] Zum Start waren die Partnerbanken Cembra Money Bank, Cornèr Bank, Credit Suisse, Swiss Bankers, Swisscard (Joint Venture von Credit Suisse und American Express),[10] UBS und Viseca sowie ab Februar boon by Wirecard mit dabei.[11] Mechanische Automatikuhr sistem51Als Ergänzung zu den bisherigen Swatch-Quarzarmbanduhren wurde 2014 eine komplett neuentwickelte, rein mechanische Automatikuhr herausgebracht. Sie besteht aus nur 51 Teilen und wird auf einer automatisierten Fertigungslinie in Boncourt hergestellt.[12] Auch die Justierung der Zeitgenauigkeit wird mittels Laser maschinengesteuert vorgenommen. Im Gegensatz zu Roskopfuhrwerken mit Stiftankerhemmung handelt es sich um ein qualitativ hochwertiges Kaliber mit 17 Halbedelsteinlagern und einer Gangreserve von 90 Stunden im Ruhezustand.[13] In TrendsportartenSeit einigen Jahren engagiert sich Swatch für Trendsportarten wie Beachvolleyball, Snowboarding, speziell für die Ticket to Ride World Snowboard Tour, oder für das Freeskiing und lanciert passend zu diesen Sportarten regelmässig Uhren. 1995/1996 wurde das als elektronischer Skipass für Wintersportler entwickelte Prinzip der Access in die Swatch integriert (siehe Bild unten). Dabei erlaubt ein eingebauter Mikrochip, verschiedenste Informationen abzuspeichern (z. B. Zutrittskontrollen an Skiliften, Stadien etc., bargeldlose Zahlung oder interaktive «Spielereien»). Der integrierte Sensor-Ring (Antenne) sendet diese Infos an ein Leseterminal: z. B. Türöffner oder Abbuchungsgeräte. Nach «Erkennen» der Information setzt das Terminal die entsprechende Funktion in Gang (z. B. Öffnen des Liftdrehkreuzes oder Zahlungsvorgänge). Telefone, Pager, BrillenVersuche, einen Markentransfer auf andere Produkte zu etablieren, scheiterten meist bald. So gab es Swatch-Brillen, -Pager (Scall), -Telefone und -Anrufbeantworter, die allesamt wieder vom Markt verschwanden.
Swatch TelecomEine gewisse Sonderstellung nahm Swatch Telecom ein. Die Produkte dieser Sparte konnten sich vergleichsweise lange halten. Das Twinphone – seit 1988/1989 am Markt – ermöglichte, dass mit einem Telefon zwei Personen gleichzeitig sprechen konnten. 1992 war es auch mit Anrufbeantworter (TwinTam) erhältlich. Mit der Marktdurchdringung der schnurlosen Telefone erschien das Swatch Cordless I und II. Waren Telefon und Anrufbeantworter zuerst nur getrennt erhältlich, gab es in der zweiten Generation bereits integrierte Geräte. (Die dritte Generation wurde nicht mehr ausgeliefert.) Ab 1991/1992 gab es den Pager in der Uhr – Swatch The Beep, anfangs nur als numerischen Empfänger, später als alphanumerische Version zur Übermittlung von Nummern und Textnachrichten. Durch den boomenden Handymarkt Mitte der 1990er Jahre wurde die eher eingeschränkte Funktion des Dienstes Scall so schnell überholt, dass die fertige Version des etwas kleineren Midi-Pagers nicht mehr eingeführt wurde. Auch der nicht in eine Uhr integrierte Pager von Swatch war nur kurz am Markt.
Flik FlakFlik Flak ist die Kindermarke von Swatch. Die ersten Uhren kamen 1987 auf den Markt. Mit dem bunten Design, den zwei Werbefiguren «Flik» (Minutenzeiger) und seiner kleinen Schwester «Flak» (Stundenzeiger), welche didaktisch das Uhrenlesen erleichtern sollen, wurde die Marke schnell zu einer erfolgreichen Produktlinie. Die anfangs in einfachem Cartoon-Stil gehaltenen Werbefiguren sind inzwischen immer moderneren Versionen gewichen. Die kindertaugliche Robustheit wird durch die Waschbarkeit bis 40 °C unterstrichen. Swatch-MobilNicolas Hayek erdachte das Konzept eines kleinen, leichten, zweisitzigen Stadtwagens, der mit umweltfreundlichem Elektro- oder Hybridantrieb ausgerüstet werden sollte. Als Partner für das Projekt versuchte er die Volkswagen AG zu gewinnen und gründete die Swatch-Autofirma SMH Volkswagen AG/SMH Automobile AG. Nach Differenzen und der teilweisen Übernahme im März 1994 durch die Daimler AG wurde die Firma in MCC (Micro Compact Car) GmbH umgewandelt und in die damalige Mercedes Car Group (MCG) eingegliedert.[14] Das Projekt eines zweisitzigen Stadtautos wurde zwar als Smart Fortwo vom Mercedeskonzern unter der Automarke Smart realisiert, aber nicht in der Form mit Elektro- und Hybridantrieb, wie es Hayek ursprünglich geplant hatte. Massgebliche Entwickler des Swatch-Mobiles verliessen MCC und gründeten 1996 die Cree AG. Sie entwickelten das zweisitzige, dreirädrige Elektroleichtfahrzeug Sam Cree, welches in weiterentwickelter Form bis 2014 in Polen produziert wurde.[14] Club und SammelnWährend der Hype der frühen 1990er Jahre um die Swatch-Uhren abgeebbt ist, findet sich immer noch eine Anzahl von Sammlern weltweit, von denen sich ein Teil im Swatch Club organisiert. Begehrtestes Sammlerstück aus finanzieller Sicht ist das 1989 von Mimmo Paladino in einer Gesamtauflage von 140 Stück kreierte Swatch Art Special oigol ORO (GZ 113), welches in einer ersten Serie (nummeriert von 001 bis 100/100) an 99 namentlich bekannte Persönlichkeiten verteilt wurde. Auf der Auktion für Gegenwartskunst am 7. Dezember 1991 in der Galerie Rudolf Mangisch in Zürich erzielte ein Exemplar aus der zweiten Serie, die für den Künstler und Swatch bestimmt war (Nr. XXXII/XL), den Höchstpreis von CHF 56'000.
Swatch MuseumEin Bild der umfangreichen Swatch-Kollektion mit ca. 6500 ausgestellten Uhren finden Sammler im Swatch Museum Biel, das im Juni 2019 auf dem Swatch Omega Campus eröffnet wurde. Das Museum befindet sich im Neubau Cité du Temps von Architekt Shigeru Ban, in dem ab Juli 2019 auch das Omega Museum integriert ist.[16] Zeitleiste der Swatch-UhrenAktuelle Uhrlinien[17] sind in der Tabelle grün hervorgehoben.
Stand September 2023 Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Swatch – Sammlung von Bildern
Einzelnachweise
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