Stromschnellenfrösche

Die Einteilung der Lebewesen in Systematiken ist kontinuierlicher Gegenstand der Forschung. So existieren neben- und nacheinander verschiedene systematische Klassifikationen. Das hier behandelte Taxon ist durch neue Forschungen obsolet geworden oder ist aus anderen Gründen nicht Teil der in der deutschsprachigen Wikipedia dargestellten Systematik.

Wijayarana masonii
Ranidae
Indonesien
Micrixalus saxicola
Micrixalidae
Indien
Taudactylus eungellensis
Myobatrachidae
Australien

Als Stromschnellenfrösche (engl. torrent frogs) werden Frösche bezeichnet, die in schnell fließenden Gewässern und an Wasserfällen vorkommen, wo sich auch ihre Larven (Kaulquappen) entwickeln. Wegen ihrer ähnlichen Lebensweise und einiger äußerlicher Merkmale wurden mehrere Froschgattungen aus Afrika und Asien, die in diesen Lebensräumen vorkommen, in eine eigene Familie Petropedetidae zusammengestellt. Es stellte sich jedoch heraus, dass diese Frösche stammesgeschichtlich nicht so nahe verwandt sind, wie ursprünglich angenommen. Sie machten jedoch durch ihre Lebensweise im schnell fließenden Wasser im Laufe der Evolution eine konvergente Entwicklung durch, die zur Ausbildung ähnlicher Merkmale führte.

Merkmale

Morphologische Anpassungen der Stromschnellenfrösche sind die flache, strömungsgünstige Körperform, spitze Schädelformen, die sich oft in den wissenschaftlichen Artnamen wie nasica und nasutus widerspiegeln, sowie lange Ruderbeine und Zehen mit meist großen Schwimmhäuten. Die erwachsenen Tiere mancher Arten, beispielsweise des Lolokou-Kaskadenfrosches (Amolops loloensis), oder der Gattung Odontobatrachus weisen verbreiterte Haftscheiben an den Finger- und Zehenenden auf, ähnlich den Laubfröschen, mit denen diese Gattungen aber nicht näher verwandt ist.

Manche Arten, die an Wasserfällen oder an reißenden Strömen leben, haben zusätzliche Kommunikationsmöglichkeiten entwickelt, um den Lärm der tosenden Gewässer zu übertönen. Dazu zählt die Erzeugung von Lauten im Ultraschallbereich durch die Männchen, die durch eine spezielle Ausformung des Tympanums im Hörorgan auf Distanzen bis zu 100 Metern wahrgenommen werden können. Diese Art der Kommunikation konnte bisher bei den Gattungen Huia, Wijayarana und bei Odorrana tormota nachgewiesen werden.[1]

Die Eier der Stromschnellenfrösche werden meist in kleinen Gruppen an Steinen auf dem Grund der Gewässer festgeheftet. Die Kaulquappen verfügen über eine große Saugscheibe in der Maul- oder Bauchregion, um in reißender Strömung Halt an Steinen zu finden.

Vorkommen

Es werden folgende Froschfamilien und -gattungen als Stromschnellenfrösche bezeichnet:

Systematik und Stammesgeschichte

Vor dem Einsatz molekulargenetischer Methoden zur Erforschung stammesgeschichtlicher Verwandtschaftsverhältnisse wurden äußere Merkmale oft falsch eingeschätzt. Dadurch kam es zur Zusammenstellung von „Sammelgruppen“, die erst in jüngster Zeit systematisch aufgeteilt werden können. Ursprünglich wurden alle Stromschnellenfrösche der Familie der Echten Frösche zugerechnet. Für einige Froschgattungen aus Afrika und Asien wurde die Familie Petropedetidae wiedererrichtet.

Schon 2006 wurde jedoch die in Indien vorkommende Gattung Indirana in eine eigene Familie namens Ranixalidae ausgegliedert.[4] Die Gattung Conraua erhielt 2011 den Rang einer eigenständigen Familie.[5] Nach der Auslagerung von Arthroleptides in die neu geschaffene Familie Langfingerfrösche (Arthroleptidae) blieb innerhalb der Petropedetidae nur die Gattung Petropedetes erhalten. Für den ursprünglich als Petropedetes natator ebenfalls in die Gattung Petropedetes klassifizierten Odontobatrachus natator[6] wurde 2014 ebenfalls eine eigene Familie errichtet.[7] Für die Entwicklungslinie von Odontobatrachus wurde eine Trennung von den anderen Familien bereits für die Kreidezeit, also innerhalb des Erdmittelalters vor mehr als 65 Millionen Jahren, errechnet.

Einzelnachweise

  1. Arjan Boonman & Hellen Kurniati: Evolution of high-frequency communication in frogs. Evolutionary Ecology Research, 13, 2011, S. 197–207.
  2. Umilaela Arifin, Utpal Smart, Stefan T. Hertwig, Eric N. Smith, Djoko T. Iskandar, Alexander Haas: Molecular phylogenetic analysis of a taxonomically unstable ranid from Sumatra, Indonesia, reveals a new genus with gastromyzophorous tadpoles and two new species. Zoosystematics and Evolution, 64, 1, März 2018, S. 163–193.
  3. F. P. de Sá, T. H. Condez, M. L. Lyra, C. F. B. Haddad & L. R. Malagoli: Unveiling the diversity of Giant Neotropical Torrent frogs (Hylodidae): Phylogenetic relationships, morphology, and the description of two new species. Systematics and Biodiversity 20, 1, 2039318, 2022, S. 1–31. doi:10.1080/14772000.2022.2039318.
  4. I. Van Bocxlaer, K. Roelants, S. D. Biju, J. Nagaraju, and F. Bossuyt: Late Cretaceous vicariance in Gondwanan amphibians. PLoS (Public Library of Science) One, 1, S. 1–6, 2006
  5. R. A. Pyron & J. J. Wiens: A large-scale phylogeny of Amphibia including over 2800 species, and a revised classification of advanced frogs, salamanders, and caecilians. Molecular Phylogenetics and Evolution, 61, S. 543–583, 2011
  6. George Albert Boulenger: Descriptions of new West-African frogs of the genera Petropedetes and Bulua. Annals and Magazine of Natural History, Series 7, 15, S. 281–283, 1905, S. 282
  7. Michael F. Barej, Andreas Schmitz, Rainer Günther, Simon P. Loader, Kristin Mahlow & Mark-Oliver Rödel: The first endemic West African vertebrate family – a new anuran family highlighting the uniqueness of the Upper Guinean biodiversity hotspot. Frontiers in Zoology, 11, S. 8, 2014

Literatur

  • Michael F. Barej, Mark-Oliver Rödel, Simon P. Loader, Michele Menegon, Legrand Nono Gonwouo, Johannes Penner, Václav Gvoždík, Rainer Günther, Rayna C. Bell, Peter Nagel & Andreas Schmitz: Light shines through the spindrift – phylogeny of African torrent frogs (Amphibia, Anura, Petropedetidae). Mol. Phyl. Evol. 71, S. 261–273, 2014 (Erstbeschreibung der Gattung)
  • George Albert Boulenger: Descriptions of new West-African frogs of the genera Petropedetes and Bulua. Annals and Magazine of Natural History, Series 7, 15, S. 281–283, 1905