Stephan F. J. KempeStephan Friedrich Johannes Kempe (* 24. August 1949 in Hamburg) ist ein deutscher Geologe. Er arbeitet zur Entwicklung der Ozeanchemie („Soda-Ozean“), zur Biogeochemie von Flüssen und Seen und zur Entwicklung und Erforschung von Höhlen. Kempe war Leiter zahlreicher mariner und limnischer Expeditionen. Er lehrte sowohl an der Universität Hamburg als auch an der Technischen Universität Darmstadt und ist Herausgeber und Autor zahlreicher Bücher und Veröffentlichungen zur Geologie und Speläologie. LebenSein Vater war der Fotograf, Fotohistoriker und Publizist Fritz Kempe. Seine Mutter ist die Jugendbuchautorin Erika Kempe. Er ist mit der pensionierten Lehrerin und Schulrektorin Christhild Ketz-Kempe verheiratet. Kempe besuchte den humanistischen Zweig des Matthias-Claudius-Gymnasiums in Hamburg-Wandsbek. 1966/67 war er als Austauschschüler mit Youth For Understanding in den USA. Kempe studierte Geologie und Paläontologie an der Universität Hamburg, wo er bei Egon T. Degens 1976 promovierte und 1983 habilitierte. Kempe war wissenschaftlicher Angestellter und seit 1983 Dozent am Geologisch-Paläontologischen Institut und im von Degens gegründeten Institut für Biogeochemie und Meereschemie. 1994 wurde er als Professor für Allgemeine Geologie und Stoffkreisläufe an die Technische Universität Darmstadt berufen. Im März 2015 trat er dort in den Ruhestand. Wissenschaftlicher WerdegangKempe interessierte sich schon früh für die Speläologie. 1968 untersuchte er mit Schulkameraden (Willi Twardoz, Peter Gürtler, Lutz Möller) die Jettenhöhle im Hainholz bei Düna/Osterode (Südharz) im Rahmen des Jugend-forscht-Wettbewerbes. Die Gruppe wurde Hamburger Landessieger und gewann einen 3. Bundespreis.[1] 1969 nahm Kempe mit einer Studie zur Gipshöhlengenese erneut teil und wurde ebenfalls Hamburger Landessieger.[2] Da dem Hainholz der Gipsabbau drohte, initiierte Kempe die Gründung der Arbeitsgemeinschaft für niedersächsische Höhlen (später: Arge für Karstkunde in Niedersachsen e.V., heute: Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Harz[3]) und der Speläogruppe in der Sektion Hamburg des Deutschen Alpenvereins. Die Gruppen veranstalteten Unterschriftenaktionen (u. a. auf dem 5. Internationalen Kongress für Speläologie der Union Internationale de Spéléologie in Stuttgart, 1969), veröffentlichte Zeitungsartikel und veranlassten Gutachten, die halfen, das bundesweit einmalige Gipskarstgebiet Hainholz/Beierstein endgültig unter Naturschutz zu stellen und den Gipsabbau zu verhindern. Auf Grund der Jugend-forscht-Arbeiten wurde Kempe in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen, zunächst mit einem Büchergeld, später mit einem Promotionsstipendium. Ab Sommersemester 1969 studierte Kempe Geologie und Paläontologie, Chemie und Zoologie an der Universität Hamburg, u. a. bei Ehrhard Voigt, Ulrich Lehmann, Ida Valeton und Hans-Rudolf von Gaertner. Seine Diplomarbeit über metamorphe Serien in den Bleiburger Bergen, Kärnten, fertigte er bei Friedhelm Thiedig an. 1976 promovierte er bei Egon T. Degens. Die Dissertation behandelte die Ergebnisse der Vansee-Expedition in die Türkei von 1974, an der er als Student teilnahm. Als Postdoc betreute er verschiedene Projekte für Egon T. Degens. Er nahm an der von Degens im März 1977 organisierten ersten Kohlenstoffkreislauf-Tagung in Deutschland (21.–26. März 1977 in Ratzeburg) im Rahmen von SCOPE (Scientific Committee on Problems of the Environment) teil, an der weltweit führende Biogeochemiker, Klimatologen und Global-Change-Forscher teilnahmen. Die Tagung führte nicht nur zur ersten umfassenden Darstellung des globalen Kohlenstoffkreislaufes 1979 („The Global Carbon Cycle“), SCOPE Report 13[4], sondern 1977 auch zur Gründung der SCOPE/UNEP Carbon Unit an der Universität Hamburg. Sie beschäftigte sich vor allem mit dem globalen Kohlenstoffkreislauf und seinen anthropogenen Änderungen. An der Carbon Unit diente Kempe als „Communication Officer“ und von 1979 bis 1991 als Koordinator des SCOPE-UNEP-Projektes „Transport of Carbon and Minerals in Major World Rivers“, das Flussforscher aus aller Welt zusammenbrachte. Im Rahmen des Projektes habilitierte er Januar 1983 mit einer Arbeit über den CO2-Druck in Frischwassergewässern und erhielt die Venia Legendi in den Fächern Geologie und Paläontologie. Er co-edierte sechs Bände mit Fluss-Daten aus aller Welt. Abschließend erschien (1991) ein weiterer SCOPE-Report (Nr. 42) „Biogeochemistry of Major World Rivers“[5], das erste Lehrbuch zu diesem Thema. Weiter leitete Kempe von 1984 bis 1988 das BMBF-finanzierte Nordsee-Projekt „Biogeochemistry and Transport of Suspended Matter in the North Sea and Implications to Fisheries Biology“. Darüber hinaus beteiligte er sich an Forschungen zum marinen Karbonat-System und zur marinen Sedimentation mit Sedimentfallen. In diesem Zusammenhang und bei den Arbeiten des Nordseeprojektes war er Fahrtleiter auf zahlreichen Expeditionen mit den deutschen Forschungsschiffen Forschungsschiff „Sonne“[6], Valdivia[7] und der türkischen MV Piri Reis und nahm an der niederländischen Snellius II-Expedition in indonesischen Gewässern und an der BlackSea Expedition 1988 mit der amerikanischen RV Knorr teil. Auf Grund der Vansee-Arbeiten entwickelte Kempe die Hypothese eines frühen hoch-alkalischen Ozeans (Soda-Ozean). Um sie zu untermauern, unternahm er nicht nur zwei weitere Expeditionen zum Vansee (1989, 1990), sondern er untersuchte alkalische Kraterseen. Expeditionen führten mehrfach zur indonesischen Vulkaninsel Satonda und zum gefluteten Vulkan-Schlot auf der Kalaupapa Peninsula (Lake Kauhako) auf Molokai/Hawaii, sowie auf die nördlichste Vulkaninsel Niuafo'ou der Tonga-Kette und zum Maarsee von Alchichica im endorheischen Becken des Oriental Basin in Zentralmexiko in Zusammenarbeit mit Kollegen vor allem von der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Alle Seen, wie auch der alkalische Vansee, unterstützen das Wachstum von Mikrobialithen (Stromatolithen, Thrombolithen), fossile bioinduzierte Texturen, die sich ähnlich in den präkambrischen Ablagerungen finden. 1994 erhielt Kempe den Ruf auf die Professur für Allgemeine Geologie (später Allgemeine Geologie und Stoffkreisläufe) an der Technischen Hochschule (später Technische Universität) Darmstadt. Am Institut für Geologie und Paläontologie (jetzt Institut für Angewandte Geowissenschaften) diente er als Institutsdirektor und am Fachbereich als Prodekan und Dekan. Er betreute nicht nur zahlreiche Diplomkartierungen, die fast den gesamten Südharz erfassten, sondern auch viele Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen und eine Habilitation (Jens Hartmann). Kempe wurde am 31. März 2015 pensioniert. Als Mitglied des Land-Ocean Interactions in the Coastal Zone (LOICZ) Core Project Planning Committee (1991–1992) war Kempe an der Gründung dieses Internationalen Randmeer-Programms von IGBP beteiligt und schrieb den ersten programmatischen LOICZ Report. Anschließend war er Mitglied des LOICZ Science Steering Committee (1993–1999) ebenso wie Mitglied des Science Committees of IGBP (International Geosphere-Biosphere Programme) von 1992 bis 1999. Er war ebenfalls Mitglied des Nationalkomitees der DFG und des BMBF zur Koordination der Global Change Forschung (1996–2002). Kempe war Mitbegründer des Hawaii Speleological Survey (1989) der National Speleological Society, USA, und erforschte Höhlen vor allem in Deutschland, Hawaii und Jordanien und beschäftigte sich vor allem mit Lavahöhlen. Weiterhin beschäftigte es sich mit der Geschichte der Erforschung von Höhlen, vor allem der Baumannshöhle und der Adelsberger Grotte (Postojnska jama) in Slowenien. Teilnahme an ForschungsexpeditionenKempe leitete oder nahm an folgenden hydrogeochemischen See-Untersuchungen teil:
Und an diesen marinen Expeditionen:
Präsentation der Nordsee-Ergebnisse in Bonn 9. November 1987 und 1988 in Prag
LeistungenKempe veröffentlichte und co-edierte 17 Bücher und veröffentlichte ca. 500 Aufsätze und Abstracts, viele davon in den führenden naturwissenschaftlichen Zeitschriften.[8] In seiner Doktorarbeit über den Van-See[9] veröffentlicht er die längste bis dahin bekannte durchgehenden Warvenchronologie. In den beiden anschließenden Expeditionen, 1989 und 1990 wurden diese Zählungen durch seinen Doktoranden Günter Landmann und Andreas Reimer präzisiert und mit den Eiskernzählungen parallelisiert. Zudem wurden im Van-See die größten bekannten, aktiven Stromatolithe unter Wasser entdeckt.[10] Die alkalische Geochemie des Van Sees dient als Beispiel eines rezenten „Soda Ozeans“. Vulkanische, leicht verwitterbare Silikate, CO2 und Wasser führen automatisch zu alkalischen Lösungen, aus denen Calcium- und Magnesiumcarbonate aus der Lösung gedrängt werden. Diese Verhältnisse stellen sich geologisch schnell ein, wie sich auch in den weiteren Expeditionen zu den alkalischen Kraterseen zeigte. In den Kraterseen von Satonda, Niuafo'ou, und Kauhako wurden vorher nicht bekannte Mikrobialithe entdeckt und im Maar-See von Alchichica zum ersten Mal untersucht. Durch Jozef Kazmierczak von der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau, ebenfalls an der Van-See-Expedition beteiligt, wurden karbonatische Texturen entdeckt, die direkt mit denen des berühmten Marsmeteoriten ALH 84001 vergleichbar sind und nahelegen, dass auch der frühe Mars Ozean alkalisch war. Ehrungen
Veröffentlichungen (Bücher)
Literatur
Archivalien
Weblinks
Einzelnachweise
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