Das altmärkische Dorf Steimke, ein früheres Doppelrundplatzdorf, heute ein Haufendorf[1] an der Ohre, liegt etwa 14 Kilometer westlich von Klötze. Im Westen liegt das Naturschutzgebiet Ohreaue und die Landesgrenze zu Niedersachsen.[3]
Geologisch liegt das Dorf auf der Calvörder Scholle.
Geschichte
Mittelalter bis Neuzeit
Die erste urkundliche Erwähnung als stenbere, einem Hof mit drei Morgen Land, stammt aus dem Jahre 1112,[4][5] als der Bischof Reinhard von Halberstadt die Übertragung des von ihm in Osterwieck gegründeten Klosters nach Hamersleben genehmigte.
Im Jahre 1281 wurden zwei Geistliche als Rudolpho et Johanne fratribus de Stemke in einer in Arneburg ausgestellten Urkunde genannt.[6] 1357 hieß es in einer Urkunde in Steinbeke, als die von Bartensleben dem Markgrafen Ludwig dem Römer Einnahmen aus verschiedenen Dörfern gaben.[7] Die Erwähnung in einer Lehensurkunde für die von Bartensleben von 1420 lautet: dacz dorff czu Steineke (Steinbeke), daz da licht up der Ore by Brome.[8] Weitere Nennungen sind 1530 Im Dorppe to Stemeke, 1687 Steimbeke[1] und schließlich 1804 Steimcke, Steinbeck.[9]
Der Historiker Peter P. Rohrlach wies darauf hin,[1] dass sich die Erwähnung von Steimke im Jahre 1238[10]Steimbeke iuxta Varsfelde, auf Steimke bei Wolfsburg, das heutige Nordsteimke bezieht. 1988 war aufgrund dieser Zuordnung die 750-Jahr-Feier im Dorf gefeiert worden. Franz Mertens übersetzte 1956 diese Erwähnung von 1238 als steimbecke mit Steinbach.[11] Da das hiesige Steimke an der Ohre liegt, einem sandigen Fluss und nicht an einem Bach mit Steinen, deutete sich das Problem bei der Zuordnung schon damit an, wie der Ortschronist Hermann Buchmüller erläuterte.[12]
Im Jahre 2012 wurde die 900-Jahr-Feier des Ortes begangen. Der Ortschronist Hermann Buchmüller hatte beim Austausch mit Interessierten aus dem Nachbardorf Ristedt von dessen Erwähnung 1112 erfahren und konnte zusammen mit Historikern in der gleichen Urkunde Steimke als stenbere finden. Es taucht auch später in anderen Urkunden unter diesem Namen auf.[12] Hermann Buchmüller hat drei Bücher über die Geschichte des Dorfes herausgegeben.[13][14][15]
Am 15. Juni 1950 wurde die Gemeinde Steimke in den Landkreis Gardelegen umgegliedert.[16] Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde zum Kreis Klötze. Nach dessen Auflösung wurde Steimke am 1. Juli 1994 der Altmarkkreis Salzwedel zugeordnet.[17]
Durch einen Gebietsänderungsvertrag beschloss der Gemeinderat der Gemeinde Steimke am 13. Januar 2009, dass die Gemeinde Steimke in die Stadt Klötze eingemeindet wird. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[18][19]
Nach Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Steimke wurde Steimke Ortsteil der Stadt Klötze. Für die eingemeindete Gemeinde wurde die Ortschaftsverfassung nach den §§ 86 ff. Gemeindeordnung Sachsen-Anhalt eingeführt. Die eingemeindete Gemeinde Steimke und künftige Ortsteil Steimke wurde zur Ortschaft der aufnehmenden Stadt Klötze. In der eingemeindeten Gemeinde und nunmehrigen Ortschaft Steimke wurde ein Ortschaftsrat mit vier Mitgliedern einschließlich Ortsbürgermeister gebildet.
Die ältesten überlieferten evangelischen Kirchenbücher für Steimke stammen aus dem Jahre 1706. Sie sind in der Pfarre zu Brome der Landeskirche Hannover zu finden, zu der Steimke bis 1854 gehörte.[27]
Die katholischen Christen aus Steimke gehören zur Kirchengemeinde der Kirche St. Joseph (Klötze) in der Pfarrei St. Hildegard Gardelegen im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[28]
Politik
Ortsbürgermeister
Ortsbürgermeister der Ortschaft Steimke ist seit 2014 Frank Kraskowski.[29]
Letzter gewählter Bürgermeister der Gemeinde war Oliver Mende.[30]
Ortschaftsrat
Bei der Ortschaftsratswahl am 9. Juni 2024 errang die „Wählervereinigung Steimke Aktiv“ alle 4 Sitze.[31]
Gewählt wurden eine Frau und drei Männer. Die Wahlbeteiligung betrug 76,03 Prozent.[31]
Wappen
Blasonierung: „Im goldenen Schild mit schwarz/silbernem Sparrenbord eine entwurzelte schwarze Eiche mit grünen Blättern und Früchten über blauer Wellenleiste.“
Die Farben von Steimke sind Grün/Gold (Gelb).
Das Wappen wurde vom Heraldiker Uwe Reipert gestaltet.
Flagge
Die Flagge ist Grün-Gelb-Grün gestreift mit dem aufgelegten Wappen der ehemaligen Gemeinde auf dem breiteren Mittelstreifen. Die Flagge kann die Form der Hissflagge, der Querflagge, der Hängefahne, des Banners und des Wimpels haben.
Die evangelische Dorfkirche Steimke ist ein klassizistischer rechteckiger Bau von 1825. Kennzeichnend sind die hohen Rundbogenfenster. Die Orgel stammt aus dem 19. Jahrhundert.[32]
Vereine
Der Heimatverein Steimke e. V., 2017 gegründet, betreibt eine Heimatstube.[33]
Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Steimke e. V.
Kinderglück Steimke e. V., 1999 gegründet, Träger der Kindertagesstätte im Dorf
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2124–2127, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.134 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.347, 157. Steimke (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Reinhold Fricke: Altmärker Lebenslinien, Erinnerungen eines Steimkers aus sieben Jahrzehnten. Verlag Andreas Reucher, Hamburg 2003, ISBN 3-936722-04-8
Weblinks
Commons: Steimke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
↑ abcdef
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.2124–2127, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑ abc
Henning Lehrmann: 21 Einwohner weniger. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 22. Januar 2024, DNB1047268213, S.7.
↑
Franz Mertens: Heimatbuch des Kreises Gardelegen und seiner näheren Umgebung. Hrsg.: Rat des Kreises Gardelegen. Gardelegen 1956, DNB1015184308, S.209.
↑ ab
Monika Schmidt: Die Ortsgeschichte neu schreiben. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Klötze. 7. April 2010 (az-online.de [abgerufen am 30. März 2019]).
↑
Hermann Buchmüller: Steimker Geschichte und Geschichten. Teil 1. Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert (= In Zusammenarbeit mit dem Museums- und Heimatverein Brome e. V. [Hrsg.]: Bromer Schriften zur Volkskunde. Band7). 2003, DNB969637608.
↑
Hermann Buchmüller: Steimker Geschichte und Geschichten. Teil 2. Aus der Kirchengeschichte (= In Zusammenarbeit mit dem Museums- und Heimatverein Brome e. V. [Hrsg.]: Bromer Schriften zur Volkskunde. Band8). 2004, DNB974028339.
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Hermann Buchmüller: Steimker Geschichte und Geschichten. Teil 3. Die Steimker Eichen (= In Zusammenarbeit mit dem Museums- und Heimatverein Brome e. V. [Hrsg.]: Bromer Schriften zur Volkskunde. Band16). 2012, DNB1126462837.
↑
Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.15. Halle (Saale), S.226 (PDF).
↑
Gebietsänderungsvertrag zur Eingemeindung von Gemeinden in die Stadt Klötze mit Genehmigung des Altmarkkreises Salzwedel vom 26. Januar 2009. In: Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 15. Jahrgang, Nr.2, 18. Februar 2009, S.36–38 (altmarkkreis-salzwedel.de [PDF; 388kB; abgerufen am 30. Januar 2022]).
↑ abcWilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.134 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
↑ abcdef
Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung der Gemeinden nach Kreisen 1964 – 2007 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / -/ 07). Halle (Saale) Februar 2009 (sachsen-anhalt.de [PDF]).
↑ ab
Bevölkerung der Gemeinden (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102). Halle (Saale) – (statistischebibliothek.de). (Jahr anklicken)
↑
Stadt Klötze, Einwohnermeldeamt (Hrsg.): Einwohnerbestand am 31.12.2018. 9. Januar 2019.
↑ ab
Markus Schulze: Weiterhin mehr Frauen als Männer. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau. 21. Januar 2022, DNB1047268213, S.18.
↑
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.52 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑
Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑ ab
SCM: Ergebnisse für die Wahl der Ortschaftsräte im Bereich der Einheitsgemeinde Klötze. In: Klötzer Volksstimme, Klötzer Rundschau (E-Paper). 12. Juni 2024, DNB1047268213, S.16.
↑
Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S.460.
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Monika Schmidt: Die Heimatstube ist fertig. Engagierte Steimker haben mit Stadtunterstützung eigenes Domizil geschaffen. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Klötze. 15. Mai 2018 (az-online.de [abgerufen am 30. März 2019]).