St. Pankratius (Emsdetten)

St. Pankratius (Emsdetten)

Die denkmalgeschützte, römisch-katholische Pfarrkirche St. Pankratius steht in Emsdetten im Kreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen). Sie ist die Hauptkirche der gleichnamigen Emsdettener Pfarrei und gehört zum Dekanat Steinfurt im Bistum Münster. Der Pfarrei gehören sieben Kirchen an.

Beschreibung

Blick auf den Kirchturm von der Kirchstraße aus

Heutiger Kirchenbau

Bei dem heutigen Kirchenbau handelt es sich um eine neugotische, dreischiffige Hallenkirche. Die Wände werden von Strebepfeilern gestützt, um den Gewölbeschub des Kreuzrippengewölbes aufzufangen. Sowohl das Mittelschiff und die beiden Seitenschiffe haben im Osten halbrund geschlossene Chöre. Der Kirchturm befindet sich im Westen des südlichen Seitenschiffes. Die Kreuztragung Christi wurde 1723 von Johann Wilhelm Gröninger geschaffen.

Orgel

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Motiv: Frontalansicht der Empore mit Orgel

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BW

Die Orgel auf der Empore hat 36 Register auf drei Manualen und Pedal. Sie wurde 1976 von der Orgelbauwerkstatt Führer gebaut.[1] Die Disposition lautet:[2]

I Rückpositiv C–g3
Metallgedackt 08′
Blockflöte 04′
Prinzipal 02′
Sesquialtera 02′
Sifflöte 113
Oktave 01′
Scharf III 323
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
Gedackt 16′
Prinzipal 08′
Rohrflöte 08′
Oktave 04′
Holzflöte 04′
Nasat 223
Oktave 02′
Mixtur VI–VIII 02′
Trompete 08′
III Schwellwerk C–g3
Holzgedackt 08′
Spitzgamba 08′
Prinzipal 04′
Quintade 04′
Gemshorn 02′
Oberton II 135′ + 117
Mixtur IV 113
Dulcian 16′
Oboe 08′
Schalmey 04′
Tremulant
Pedal C–g3
Prinzipal 16′
Subbass 16′
Oktave 08′
Gedackt 08′
Choralbass 04′
Waldflöte 02′
Mixtur V 02′
Posaune 16′
Trompete 08′

Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registertraktur ist elektrisch, die Windladen sind als Schleifladen ausgeführt.

  • Koppeln: II/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Geschichte

Vorgängerbauten

Der Bau einer ersten Eigenkirche kann in das 9. oder 10. Jahrhundert verortet werden.[3][4] Befunden hat sich diese vermutlich im Bereich des heutigen Hofs Deitmar.[5] Die ersten, von Liudger (um 742 – 809) in der Umgebung erbauten Kirchen, bestanden vermutlich häufig bereits aus Stein. Ob es sich auch bei dieser Eigenkirche um eine Holzkirche handelte oder diese bereits aus Stein gebaut wurde ist daher unklar.[5][3] Um das Jahr 1170 wurde diese erste Kirche durch einen Kirchenbau aus Stein ersetzt. Diese Steinkirche verfügte über romanische Rundbögen und wohl über einen kreuzförmigen Grundriss.[6] Der 1903 abgerissene, ebenfalls romanische Kirchturm stammte etwa aus dieser Zeit. Sein Bau lässt sich auf das 12. oder 13. Jahrhundert datieren.[6][7] Er hat somit um die 700 Jahre bestanden. Im Jahr 1470 wurde wiederum ein neues Langhaus unter Beibehaltung des Kirchturmes erbaut. Dieses bemaß in der Länge vom Chor bis zum Turm etwa 22 Meter und 8 Meter in der Breite.[8] Diese Größe reichte jedoch für die wachsende Anzahl der Gläubigen kaum aus und wird in einer Beschreibung aus dem 18. Jahrhundert mitunter als „erbärmlich“ beschrieben.[3]

Kirchenneubau in den 1840er Jahren

Um dem Mangel an Platz für die Gläubigen Abhilfe zu schaffen, gründete sich 1831 eine Kirchenbaukommission, die jedoch aufgrund mangelnder finanzieller Rahmenbedingungen zunächst kaum Handlungsspielraum hatte. 1839[9] oder 1840[10][11] beschädigten zwei Blitzeinschläge den Kirchenbau jedoch so stark, dass er 1842 geschlossen werden musste. Infolgedessen mussten die Gottesdienste in einer angemieteten Scheune durchgeführt werden. Bei einem Besuch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. in Münster, gelang es dem Amtmann Johann Speckmann, diesem diese Notlage zu schildern. Daraufhin folgte am 23. Oktober 1844 die Baugenehmigung für die neue Kirche. Im gleichen Zuge bewilligte der König ein Gnadengeschenk i.H.v. 9.500 Talern und erlaubte das Sammeln von Spenden in den westlichen Provinzen.[5]

Die heutige Hallenkirche wurde schließlich 1845–48 nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler erbaut. Der Entwurf geht auf eine in Berlin geplante Garnisonskirche zurück, die aber nie gebaut wurde.[5] Die Weihung erfolgte am 20. August 1848 durch den Münsteraner Bischof Johann Georg. Das macht sie, nach der Füchtorfer Kirche, zur zweitältesten neugotischen Kirche in Westfalen.[12]

Erweiterung um 1900

Da Emsdetten sich als wachsende Industriegemeinde mit einem weiterhin hohen Bevölkerungswachstum konfrontiert sah, reichte die Größe des Neubaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr aus. Um eine Erweiterung nach Westen zu ermöglichen, wurde der Abbruch des historischen Kirchturms in Erwägung gezogen. Diese Überlegungen sorgten in der Bevölkerung für große Kritik. Auch der damalige Deutsche Kaiser Wilhelm II. sprach sich persönlich für die Erhaltung des Kirchturms aus.[13] Die Pläne kamen 1903 dennoch zur Umsetzung. Der heutige Kirchturm wurde 1906[11] nach einem Entwurf des münsteraner Architekten Hilger Hertel erbaut.

Literatur

  • Ursula Quednau (Bearb.): Dehio-Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Nordrhein-Westfalen, Band II: Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 2016, ISBN 978-3-422-03114-2, S. 307.
  • Willi Colmer: Emsdetten. Ortsgeschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg.: Heimatbund Emsdetten. Emsdetten 2003, S. 25–34, 101, 477–480.
  • Josef Achterfeld: Rund um den Kirchturm. Geschichte und Geschichten in Emsdetten. Hrsg.: Pfarrgemeinderat St. Pankratius / Heilig Geist. Emsdetten 1977, S. 16–28.
  • Pfarrer Martin Elbers: Chronik der Pfarrgemeinde Emsdetten. Hrsg.: Heimatbund Emsdetten. Emsdetten 2009.
Commons: St. Pankratius (Emsdetten) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eintrag "Emsdetten, Deutschland (Nordrhein-Westfalen) - Katholische Pfarrkirche Sankt Pankratius". In: Orgeldatenbank. Abgerufen am 18. November 2024.
  2. Orgeldisposition der Pfarrkirche St. Pankratius. In: Webauftritt der Katholischen Kirchengemeinde St. Pankratius. Abgerufen am 19. November 2024.
  3. a b c Willi Colmer: Emsdetten. Ortsgeschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg.: Heimatbund Emsdetten. Emsdetten 2003, S. 28 f.
  4. Josef Achterfeld: Rund um den Kirchturm. Geschichte und Geschichten in Emsdetten. Hrsg.: Pfarrgemeinderat St. Pankratius / Heilig Geist. Emsdetten 1977, S. 16.
  5. a b c d St. Pankratiuskirche Emsdetten. Die St. Pankratiuskirche, von Liudger bis heute. Heimatbund Emsdetten, abgerufen am 30. November 2024.
  6. a b Josef Achterfeld: Rund um den Kirchturm. Geschichte und Geschichten in Emsdetten. Hrsg.: Pfarrgemeinderat St. Pankratius / Heilig Geist. Emsdetten 1977, S. 18 f.
  7. Gerhard Löcken: Der romanische Kirchturm der alten Kirche. In: Emsdettener Heimatblätter, Band I, S. 295. Zitiert nach: Willi Colmer: Emsdetten. Ortsgeschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg.: Heimatbund Emsdetten. Emsdetten 2003, S. 29.
  8. Pfarrer Martin Elbers: Chronik der Pfarrgemeinde Emsdetten. Hrsg.: Heimatbund Emsdetten. Band 1. Emsdetten 2009, S. 29.
  9. Willi Colmer: Emsdetten. Ortsgeschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. Hrsg.: Heimatbund Emsdetten. Emsdetten 2003, S. 477.
  10. Josef Achterfeld: Rund um den Kirchturm. Geschichte und Geschichten in Emsdetten. Hrsg.: Pfarrgemeinderat St. Pankratius / Heilig Geist. Emsdetten 1977, S. 20.
  11. a b Eintrag "St. Pankratius". In: Webauftritt der Katholischen Kirchengemeinde St. Pankratius. Abgerufen am 19. November 2024.
  12. Klaus Bußmann, Gunnar Pick, Alfred Pohlmann, Thorsten Scheer: Architekturführer Münster. Münsterland seit 1980. Hrsg.: Christoph Ellermann, Norbert Hensel, Thorsten Scheer. Köln 2005, ISBN 3-88375-916-3, S. 219.
  13. Josef Achterfeld: Rund um den Kirchturm. Geschichte und Geschichten in Emsdetten. Hrsg.: Pfarrgemeinderat St. Pankratius / Heilig Geist. Emsdetten 1977, S. 27.

Koordinaten: 52° 10′ 29,3″ N, 7° 31′ 44,2″ O