St. Barbara (Harburg)
St. Barbara ist die evangelisch-lutherische Stadtpfarrkirche von Harburg (Schwaben). Sie prägt neben der dominierenden Burg das Erscheinungsbild der Stadt entscheidend mit. GeschichteVorgängerbauDie Schlosskirche St. Michael auf der Burg Harburg war für die Gläubigen zunächst das einzige Gotteshaus im damaligen Markt. So mussten die Harburger den steilen Weg hinauf zur Burg bei jeder Witterung bewältigen. Dies änderte sich erst im Jahre 1426, als am Fuße des Burgbergs die Barbarakapelle unter Friedrich III. von Oettingen und dessen Sohn Wilhelm I. erbaut wurde.[1] Sie diente über fast 200 Jahre den Harburgern als Gotteshaus. Erbauung 1612Da die Barbarakapelle wegen der gewachsenen Bevölkerung zu klein wurde, ließ sie Gottfried Graf zu Oettingen-Oettingen auf Bittstellung der Harburger bis auf die Grundmauer abreißen und gab den Auftrag, am gleichen Ort die heutige St.-Barbara-Kirche auf eigene Kosten zu errichten.[2] Der Grundstein wurde am 3. April 1612 gelegt und ab 28. November 1613, dem 1. Advent, fanden Gottesdienste in der neuen Kirche statt. Ein großes Wandfresko erinnert an die Zeit der Erbauung der Kirche. Es wurde bei der Renovierung 1988 wiederentdeckt und freigelegt. Dort steht geschrieben:
Oberhalb des Schriftzuges befindet sich links das Wappen Gottfrieds von Oettingen-Oettingen und rechts das Wappen seiner zweiten Ehefrau Barbara von Pfalz-Zweibrücken-Neuburg, Pfalzgräfin bei Rhein und Herzogin in Bayern. Bauliche Veränderungen 1744Unter Graf Johann Friedrich von Oettingen-Wallerstein erfolgte 1744 ein umfassender Umbau im Inneren von St. Barbara, da die Kirche im Laufe der Zeit in einen schlechten baulichen Zustand geraten war. Kanzel und Empore mussten für eine neue größere barocke Empore weichen. Außerdem wurden der Kanzelaltar und das Deckengemälde, welches die Himmelfahrt Christi zeigt, aus der Schlosskapelle des abgebrochenen Schloss Tiergarten bei Schrattenhofen als Ausstattung übernommen.[3] An diese Zeit erinnerte heute das an der Orgelempore angebrachte Allianzwappen von Johann Friedrich von Oettingen-Wallerstein und seiner Gemahlin Anna Josepha Fugger auf Zinneberg. Renovierung 1947–1948Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt St. Barbara den heutigen Altar mit der Figurengruppe des Johannes, Marias und in der Mitte den gekreuzigten Jesus von dem Bildhauer Vogl aus München. Hinzu kamen eine neue Kanzel, der Taufstein, das Gestühl aus Eichenholz und ein neuer Boden aus Solnhofener Platten. Die historische Bilderbibel, bestehend aus 12 Gemälden, wurde restauriert und neu angeordnet. Außerdem befindet sich seit dieser Zeit die Porträts von Martin Luther und Philipp Melanchthon unter der Orgelempore zwischen den Gedenktafeln an die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg.[3] Renovierung 1988/89In den Jahren 1988/89 erfolgten Arbeiten am Kirchturm. Dabei wurden das Dach der Turmkuppel neu eingedeckt und die Zifferblätter der Uhr neu vergoldet. Außerdem wurden die Decken- und Wandgemälde restauriert. Das Fresko aus dem Jahr 1612, welches an die Erbauung der Kirche erinnert und das Wappen des Grafen Gottfried von Oettingen-Oettingen sowie seiner Gemahlin Barbara von Pfalz-Zweibrücken-Neuburg zeigt, wurde freigelegt.[4] BaubeschreibungVon Natur aus ist der Bereich zwischen Burgberg und Wörnitz beengt. Deshalb gestaltet sich der Grundriss der Kirche fast quadratisch. Das Kirchenschiff stellt einen Saalbau mit hohem Satteldach und einem dreiseitig geschlossenem Chor mit Strebepfeilern dar. Der Kirchturm wurde aus Platzgründen teils in den anstehenden Felsen integriert und besteht aus einem Oktogonaufsatz mit einer welschen Haube. Der Sakristeianbau mit Kreuzgewölbe liegt auf der Südseite.[5] Bauliche Besonderheiten sind, dass man die Empore über eine Außentreppe direkt erreichen kann und sich unter dem Altarraum ein Fußgängertunnel befindet, welcher mit einer Gasse, genannt „Am Bogen“, Marktplatz und die Donauwörther Straße verbindet. OrgelDie St. Barbarakirche ist mit einer Orgel der Firma Steinmeyer aus dem Jahr 1889 ausgestattet. Sie umfasst 14 Register aus zwei Manualen und Pedal. Das romantische Klangbild des Instruments wurde bei der Renovierung durch die Orgelbaufirma Deininger & Renner im Jahr 1971 in Richtung Neobarock verändert. Dabei wurden Register ausgebaut und ersetzt.[6] Eine umfangreiche Sanierung erfolgte 2017/2018 durch die Orgelbauwerkstatt Kubak aus Augsburg. Das Instrument wurde gereinigt, die Mechanik überarbeitet und defekte Pfeifen wurden wieder in Stand gesetzt. Außerdem wurden die im Jahr 1971 ausgebauten Register wiederentdeckt, die ursprüngliche romantische Klangfarbe der Orgel wieder hergestellt. Hinzu kamen vier neue Register.[7]
GlockenIm Zweiten Weltkrieg musste die größte der drei Glocken abgeliefert werden, so dass nur noch zwei kleine Glocken auf dem Turm verblieben. Ein erster Erweiterungsplan aus dem Jahr 1950, um das Geläut auf zwei weitere Glocken zu erweitern, wurde nicht realisiert. 1960 wurde das heutige 4.449 kg schwere Geläut in Auftrag gegeben. Die sieben Glocken wurde von Alfred Bachert in Heilbronn gegossen. Die Glockenweihe fand am 4. September 1960 statt. Die alten zwei Glocken, die nicht im Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden mussten, befinden sich heute im Glockenturm der Burg Harburg und dienen der Schlosskirche St. Michael als Geläut.
Gestaltung der Glocken:
Glocke 1, Dreieinigkeitsglocke:
Glocke 2, Christusglocke
Glocke 3, Paulusglocke
Glocke 4, Lutherglocke
Glocke 5, Melanchthonglocke
Glocke 6, Bekennerglocke
Glocke 7, Taufglocke
Schlagen der Turmuhr im Viertelstundenschlag:
Geläut zu Gottesdiensten:
Besonderes Geläut:
KirchhöfleAuf der Südseite der St.-Barbara-Kirche befindet sich das „Kirchhöfle“. Es diente früher als Friedhof für vornehme Personen. Deshalb wurde es auch das „adelige Kirchhöfle“ genannt. Nachdem 1704 während des spanischen Erbfolgekrieges die Schlacht auf dem Schellenberg bei Donauwörth stattgefunden hatte, diente es vielen hohen Offizieren, die bei dieser Schlacht gefallen waren, als letzte Ruhestätte.[9] Daran erinnert heute noch eine Gedenktafel am Eingang. In der ersten Harburger Gemeindeordnung von 1495 wurde das Kirchhöfle auch als „Freyung“ – also Freistätte bezeichnet. Dies bedeutet, dass es für Verfolgte und auch für Verbrecher vorübergehend ein sicherer Zufluchtsort war.[10] Literatur
WeblinksCommons: St. Barbara – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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