Song (Familienname) wurde in Peking geboren. Sein Vater († 2002) war ein Ingenieur, der wegen unterstellter konterrevolutionärer Aktivität während der chinesischen Kulturrevolution in ein Umerziehungslager gesteckt worden war. So wurde Song vor allem von seiner Mutter Zhao Xiangyuan (1938–2009) aufgezogen, ein Kind aus einer vormals vermögenden Familie, die ihn und seine Schwester Hui zum Malen ermunterte und mit fortschreitendem Alter eine obsessive „Sammelwut“ entwickelte. Ihre Wohnung lag in der Stadt, war winzig und voller Haushaltsgegenstände. Song studierte bis 1989 am Department of Fine Arts der Capital Normal University in Peking. Die gewaltsame Niederschlagung des Volksaufstands am Tian’anmen-Platz war für ihn ein einschneidendes Erlebnis. Das Ereignis führte dazu, dass er die Malerei, die er studiert hatte, fortan aufgab. Zusammen mit der Künstlerkollegin Yin Xiuzhen (* 1963), die er 1992 heiratete, wandte er sich der Avantgarde in der bildenden Kunst zu und probierte experimentelle Formen der Kunst aus, etwa Performances und Videokunst. Song lebt und arbeitet in Peking.
Werke und Ausstellungen (Auswahl)
1994: Throwing a Stone, bemalter und beschrifteter Stein
1996: Breathing, Aktion auf dem Tian’anmen-Platz, Peking
1997: Touching My Father, Video über das distanzierte Verhältnis zu seinem Vater
2003 bis 2006: Eating the City, Installation, aufgebaut in Barcelona, Peking, Hongkong, London, Oxford und Shanghai
2005 bis heute: Waste Not, Installation aus den obsessiv gesammelten Haushaltsgegenständen der Eltern,[1] aufgebaut in Peking und an weiteren Orten in Kanada, den Vereinigten Staaten und Großbritannien, auch in der Kunsthalle Düsseldorf
2010: A Blot in the Landscape, Serie von Videos, Peking
2012: Doing Nothing Garden, Land-Art-Installation in Gestalt bepflanzter Hügel aus abfallhaltigem Boden (ergänzt durch darauf aufgestellte chinesische Schriftzeichen, die sich auf Gedanken aus dem Daodejing beziehen), Karlsaue, dOCUMENTA (13), Kassel[2]