1941 bis 1945 wurden Sendungen rund um die Uhr in 36 Sprachen, soweit deren Wortprogramme für die politische und militärische Führuns sowie für die Rundfunkpropaganda im Zweiten Weltkrieg von Bedeutung sein konnten, mitgehört. Um die 500 Mitarbeiter („Monitore“), Offiziere und Übersetzer waren in dem seit 1942 streng abgeschirmten Sonderdienst Seehaus beschäftigt. Sie lieferten einen Tagesbericht ähnlich dem Daily Digest of Foreign Broadcasts der BBC an eine im Kriegsverlauf abnehmende Zahl dazu berechtigter Empfänger. Mitte April 1945, während der Schlacht um Berlin, wurde der Sonderdienst in Omnibussen nach Südwestdeutschland evakuiert. Joseph Goebbels beauftragte 1942 Wilhelm Canaris mit einer Untersuchung des Seehauses wegen Defätismus-Verdachtes und drängte auf eine Einschränkung seiner Verbreitung bei der Wehrmacht und zivilen Stellen.[1] Tatsächlich waren die meisten dort tätigen Leute als Antinazis unter den Eingeweihten der deutschen Widerstandsbewegung bekannt und wurden der „Sabotage–Club“ genannt.[2]
Von Mitte Dezember 1944 ist eine Übersicht der Seehaus-Nebenstellen datiert, demzufolge waren in Waldkappel, Bad Nauheim, Bad Mergentheim, Dobel, Sigmaringen, Oberlauterbach, Prag, Graz, Wien und Plessow bei Werder/Havel Einrichtungen dieser Art.[3]
Willi A. Boelcke: „Die Macht des Radios. Weltpolitik u. Auslandsrundfunk 1924–1976“, Ullstein, Berlin/Wien/Frankfurt am Main 1977, S. 479. ISBN 3-550-07365-8.
Heinz Boberach (Hrsg.): Meldungen aus dem Reich 1938–1945. Die geheimen Lageberichte des Sicherheitsdienstes der SS, Herrsching 1984, ISBN 3-88199-158-1.
Heinz Boberach: Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates. Die Überlieferung von Behörden und Einrichtungen des Reichs, der Länder und der NSDAP. Teil 1: Reichszentralbehörden, regionale Behörden und wissenschaftliche Hochschulen für die zehn westdeutschen Länder sowie Berlin. Hrsg.: Werner Röder u. a. (= IfZ [Hrsg.]: Texte und Materialien zur Zeitgeschichte. Band3/1). Saur, 1991, ISBN 3-598-10861-3, ISSN2192-0893, S.317, doi:10.1515/9783110950397.
↑The Goebbels Diaries, 1942–1943, S. 43, S. 48 und S. 50.; ins Englische übersetzt und herausgegeben von Louis P. Lochner. Ersterscheinung bei Doubleday 1948. Neuauflage bei Greenwood Press 1970, ISBN 0-8371-3815-9.
↑Rundschreiben Nr. 132. Abänderungen der Dienstanweisung für die Geschäftsführung der Nebenstellen, Berlin, den 16. Dezember 1944, in: Barch, R 74/471.
↑Lerner, Crossman: Sykewar. Stewart Pub., New York 1949.