Sinzing wurde 921 erstmals urkundlich erwähnt. 1031 wurde der Gemeindeteil Eilsbrunn erstmals erwähnt, der im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden fast vollständig zerstört wurde, ebenso wie die Burganlage der Burg Niederviehhausen in Niederviehhausen, von der nur noch der Turm steht. Ab 1145 existierte bei Sinzing eine Fährverbindung über die Donau, deren Abgaberecht beim Kloster Prüfening lag.[4] Bis 1485 gehörte diese Flussquerung zur Handelsroute Regensburg-Nürnberg. Die Ortsgeschichte ist mit dem Adelsgeschlecht der Sinzinger verbunden. Bis zum 17. Jahrhundert wurde auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Wein angebaut.
Die durch das bayerische Gemeindeedikt 1818 begründete Gemeinde Sinzing umfasste die folgenden Orte:[5]
Sinzing
Bruckdorf
Kühblöß
Minoritenhof (Alkofen)
Unteralling
Vogelsang
Im 19. Jahrhundert gab es zahlreiche Mühlen und seit 1836 mehrere auf Initiative des Verlegers Friedrich Pustet betriebene Papierfabriken sowie eine Tabakfabrik. Die hohe Zahl der Arbeiter und ihre Aufgeschlossenheit machte Sinzing zum „roten Dorf“, wie es bereits kurz nach 1900 genannt wurde. Sinzing war in Folge durch die vielen ansässigen Arbeiter eine Hochburg der Sozialdemokratie. Sehr aktiv, auch in kultureller Hinsicht waren die „roten Radler“, eine organisierte Radfahrergruppe, die in Sinzing als „Solidarität Sinzing“ als sozialdemokratische Sportlergruppe auftrat. Die Dominanz der Sozialdemokraten in Sinzing hielt an, bis zum Erscheinen der NSDAP und bis zum 22. März 1933 als der sozialdemokratische Bürgermeister Georg Pommer von der NSDAP seines Amtes enthoben wurde und durch einen Bürgermeister der NSDAP ersetzt wurde. Der Vertreter der Kreisleitung der NSDAP aus Regensburg forderte die Mitglieder des Gemeinderates in dieser Sitzung dann auf „fortan im Sinne der nationalen Erhebung die gemeindlichen Geschäfte zu führen“.[6]
Der Fährbetrieb an der Donau bei Sinzing, der mindestens seit 1145 bestand, wurde mit der Eröffnung des Autobahnanschlusses an die A3 im Jahr 1966 eingestellt.[7] Die inzwischen motorisierte Fähre Prüfening verbindet weiterhin den Regensburger Stadtteil Großprüfening mit Kleinprüfening in der Gemeinde Sinzing.
Eingemeindungen
Im Jahr 1946 wurde die Gemeinde Kleinprüfening eingegliedert.[8] Am 1. Juli 1972 entstand im Zuge der Gemeindegebietsreform durch Zusammenlegung der ehemals selbständigen Gemeinden Sinzing, Viehhausen, Eilsbrunn und Bergmatting die Gemeinde Sinzing.[9]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 5700 auf 7390 um 1690 Einwohner bzw. um 29,7 %.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus 20 Mitgliedern und dem Ersten Bürgermeister. Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 führte das rechts dargestellte Ergebnis zu folgender Sitzverteilung:
Ergebnisse der Gemeinderatswahl vom 15. März 2020[10]
Bei der Wahl 2020 haben von den 5.955 stimmberechtigten Einwohnern in der Gemeinde Sinzing, 4.238 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 71,17 Prozent lag.[11]
Bürgermeister
Berufsmäßiger Erster Bürgermeister ist Martin Brix (CSU). Er ist seit 23. Januar 2024 im Amt.[12]
Sein Vorgänger Patrick Grossmann war ab 2008 im Amt und wurde zuletzt bei den Kommunalwahlen 2020 mit 62,39 %[13] bestätigt. Durch seinen Einzug in den Bayerischen Landtag wurde die außerturnusmäßige Bürgermeisterwahl vom 21. Januar 2024 erforderlich, bei der sich Martin Brix mit 50,1 % durchsetzte.[12]
Blasonierung: „Über einer gesenkten, eingeschweiften, fünfmal von Silber und Blau geteilten Spitze gespalten von Silber und Rot; vorne ein durchgehendes rotes Balkenkreuz, hinten auf silbernem Dreiberg ein silberner natürlicher Rosenstrauch.“[15]
Wappenbegründung: Die vier im Rahmen der Gebietsreform 1972 zur neuen Gemeinde Sinzing zusammengeschlossenen Gemeinden haben sich in gerichts- und grundherrschaftlicher Beziehung verschiedenartig entwickelt. In den Gemeindeteilen Bergmatting, Eilsbrunn und Sinzing hatte die KlosterhofmarkPrüfening umfangreichen Grundbesitz. Dies wird durch das Wappen des Klosters Prüfening – auf silbernem Grund ein durchgehendes rotes Kreuz – dargestellt. Die Gemeindeteile Viehhausen und auch Eilsbrunn waren überwiegend in adeligem Familienbesitz. Das Wappen der FreiherrenRosenbusch fand bereits im alten Gemeindewappen von Viehhausen Verwendung. Im Wappen der Gemeinde Sinzing weist das redende Wappen auf die Familie Rosenbusch hin. Das mittelalterliche Geschlecht der Herren von Laber, die im gesamten Laber-/Donauraum eine Rolle spielten, ist durch ihr Wappen – fünfmal von Silber und Blau geteilt – ebenfalls im neuen Gemeindewappen vertreten.
Wallfahrtskirche Mariaort: 1020 wurde die Ortschaft Ort erstmals urkundlich erwähnt. Die Kirche stammt aus dem Jahr 1192. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg im Laufe der Kämpfe um Regensburg geplündert, 1774–1776 erweitert und im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt. Frühklassizistischer Hochaltar, Nebenaltäre von 1650. Der Wacholderstrauch an der Kanzel auf der Außenseite der Kirche symbolisiert, dass das Gnadenbild vom Schwarzen Meer bis nach Mariaort auf einem Wacholderstrauch geschwommen sein soll.
Schloss Oberviehhausen: Das kleine Schloss wurde 1435 erstmals urkundlich erwähnt, es wechselte im Laufe der Jahrhunderte öfter den Besitzer. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von den Schweden zerstört und erst 1697 wiederaufgebaut. Das Schlossgebäude wird heute als Pfarrhaus genutzt.
Alte Kirche in Sinzing mit romanischen Fresken von 1145. Der Bau mit dem massiven Turm mit Pyramidendach stammt wohl aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Die Ausstattung ist barock.
Kirche von Bruckdorf: im Wesentlichen aus dem 11. Jahrhundert.
Burgruine Niederviehhausen: Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von den Schweden zerstört. Heute ist nur noch der sechsstöckige, 22 Meter hohe Turm aus Buckelquadern erhalten.
Sinzing hat eine gut ausgebaute Infrastruktur mit Handels-, Dienstleistungs- und Handwerksbetrieben. Die örtliche Nahversorgungssituation ist gut.
Verkehr
Autobahn, Kfz-Verkehr: A3, Ausfahrt Sinzing wird benötigt, um Sinzing bzw. Regensburg mit KFZ oder Bus zu erreichen, weil der Bau einer normalen Autobrücke über die Donau mit Anschluss an das Straßennetz von Regensburg seit Jahren umstrittenen ist.
Bahnverbindungen: Haltepunkt im Gemeindeteil Sinzing an der Bahnstrecke Regensburg–Ingolstadt mit stündlichen Verbindungen von und in Richtung Ingolstadt/Ulm und in Richtung Regensburg/Landshut, nach Querung der Donau über die um 1870 erbaute sog. Sinzinger Eisenbahnbrücke. Zuvor hielten die Personenzüge weiter nördlich im Bahnhof Sinzing, er dient heute nur noch als Kreuzungs- und Überholbahnhof.
Ausflugsverkehr: Die Sinzinger Eisenbahnbrücke wird von Fußgängern und Radfahrern gern genutzt, um die Schwarze Laber, die bei Sinzing in die Donau mündet, und ihr Flusstal zu erreichen. Früher hielten auch Personenzüge im Bahnhof Sinzing, der heute aber nur noch als Kreuzungs- und Überholbahnhof dient. Die ehemalige, bei Ausflüglern beliebte Nebenbahn Sinzing–Alling wurde Ende des Jahres 1985 stillgelegt und die Strecke zu einem Rad- und Wanderweg umgebaut.
Busverbindungen: RVV-Buslinie 26 von Regensburg über Sinzing nach Viehhausen und Buslinie 27 von Regensburg nach Eilsbrunn (am Abend und Wochenende Mischlinie 26/27)
Für das Gemeindegebiet erscheinen Ausgaben der Tageszeitungen Mittelbayerische Zeitung und Regensburger Zeitung[22], sowie wöchentlich das Anzeigenblatt der Mittelbayerischen Zeitung, die Rundschau. Die Bürgerzeit, eine landkreisweite monatliche Zeitung durch den Verleger Stefan Kolleth sowie das Regensburger Wochenblatt, eine Ausgabe der Wochenblatt Verlagsgruppe wurde bis Ende 2021 eingestellt. Im Gemeindegebiet können neben den überregionalen Programmen auch die RadiosenderRadio Charivari, Radio Gong FM und der regionale Fernsehsender TVA empfangen werden.
Öffentliche Einrichtungen
Jugendtreff
Kläranlage
Kommunalunternehmen Abwasserbeseitigung
Kindergarten Sinzing
Kindergarten Viehausen
Kindergarten Eilsbrunn
Netz für Kinder Viehhausen e. V.
Kinderkrippe
Kinderhort
Gemeindebücherei Viehhausen
Bildung
Grundschule Sinzing mit 254 Schülern und 15 hauptamtlichen Lehrkräften (Schuljahr 2018/2019).[23]
Patrick Grossmann (* 1976), Politiker (CSU), Erster Bürgermeister (2008–2023), seit 2023 Mitglied des Bayerischen Landtags[24]
Otto Schedl (1912–1995), Politiker (CSU), Wirtschafts- und Finanzminister in Bayern und Journalist.
Ludwig Schifferl (1935–2004), Dipl.-Braumeister, Erfinder des „Schierlinger Roggen“ der damaligen fürstlichen Brauerei Thurn und Taxis[25]
Peter Schmid (1945–2024), in Mariaort geborener Historiker und Hochschullehrer
Literatur
Chrobak, Werner (Hrsg.): 1100 Jahre Sinzing. (921-2021). Vergangenheit und Gegenwart. Sinzing: 2021 Illustrationen, Karten, ISBN 978-3-00-068767-9.
Heigl, Peter: Das Allinger Bockerl. Bayerns kürzeste Bahnstrecke; 1875–1967. Regensburg: Mittelbayerische Dr.- u. Verlag-Ges. 1997, ISBN 3-931904-01-6.
Motyka, Gustl: Sinzing. Von den Hofmarken und Edelsitzen zur Großgemeinde. Sinzing: Gemeinde Sinzing 1987
Ottlinger, Rudolf; Chrobak, Werner; Mages, Emma; Renner, Alois; Schwaiger, Dieter: Sinzing. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Sinzing: Gemeinde Sinzing 2005, ISBN 3-00-017520-2.
Schwarz, Annegret: Sinzing und Pentling. Untersuchungen zum Struktur- und Funktionswandel im Randbereich der Stadt Regensburg Regensburg: Pustet 1984, XI, 334 S.: Ill., graph. Darst., Kt.13 Kt.-Beil. Zugl.: Regensburg, Univ., Diss.
Teufel, Petra: Die Struktur der Gemeinde Sinzing. Regensburg: 2003,160 Bl.: Ill., graph. Darst. Regensburg, Univ., Zulassungsarbeit, 2003.
Weblinks
Commons: Sinzing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Patent DE3828786C1: Verfahren zur Herstellung von Bier. Angemeldet am 25. August 1988, veröffentlicht am 12. Oktober 1989, Anmelder: Fürstliche Brauerei Thurn und Taxis Regensburg GmbH, Erfinder: Ludwig Schifferl, Hans-Georg Hopfensitz.