Siemens AvenioAvenio ist der Name einer Familie von Straßenbahn- und Stadtbahnfahrzeugen von Siemens Mobility. Die Niederflur-Variante wurde erstmals auf der Fachmesse UITP 2009 in Wien vorgestellt. Die Hochflur-Variante wurde im Jahr 2020 vorgestellt. GeschichteDer Vorläufer der Niederflur-Variante Combino hatte aufgrund eines Konstruktionsfehlers mit Pannen in mehreren Städten zu kämpfen, als Folge dessen mussten die Fahrzeuge teilweise neu gebaut werden. Für Siemens bedeutete das neben dem finanziellen Schaden vor allem einen hohen Imageverlust, den die Neukonstruktion unter anderem mit dem neuen Namen „Avenio“ wettmachen soll. Technischer AufbauBeim Avenio LF handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Combino-Familie. Die Fahrzeuge verfügen nicht mehr wie die Combino-Multigelenkwagen über schwebende Mittelteile, sondern sind Kurzgelenkwagen mit einem Fahrwerk unter jedem Modul. Die Wagenkästen sind in Edelstahl- statt Aluminiumbauweise erstellt. Die Fahrzeuge der Serie Combino Plus der Straßenbahn Budapest und der Metro Sul do Tejo (Almada, Portugal) entsprechen bereits der Konzeption des Avenio. Mit Versuchsreihen in Budapest hat Siemens nachgewiesen, dass die dortigen Züge den Schienenverschleiß erheblich verringern. Insbesondere die Aufhängung der schwebenden Mittelteile der Multigelenkwagen sei ein konstruktionsbedingter Problempunkt, der die Laufeigenschaften negativ beeinflusse und die Wagenkastenstruktur unnötig belaste.[1] Die Laufwerke des Avenio entsprechen in ihrer Grundkonstruktion mit vollabgefedertem Radblockantrieb denen des Combino und Combino Plus, weisen aber auch Änderungen auf. Sie sind durch zweistufige Gummi-Metall-Schicht-/Konusfedern in ihrer Ausdrehbarkeit auf ungefähr 6 Grad beschränkt. Eine hydraulische Steuerung der Gelenkknickwinkel wie beim Combino Plus ist nicht vorgesehen.[2] Bei vier- oder mehrteiligen Fahrzeugen ist mindestens ein Doppelgelenk eingebaut, so dass die Wagen bezüglich des Ausschwenkens bei Bogenfahrten in voneinander unabhängige zwei- oder dreiteilige Einheiten unterteilt sind. Von den normalen Einzelgelenken innerhalb dieser Einheiten ist jeweils eines nicksteif.[2] Avenio MVom Avenio ist der Avenio M zu unterscheiden. Unter dieser Typenbezeichnung vermarktet Siemens seine zuvor Combino genannten Multigelenkwagen mit Aluminium-Wagenkästen.[3] Seit 2014 vermarktet Siemens seine aus Combino Classic weiterentwickelten Multigelenkwagen unter der Typenbezeichnung Avenio M.[4] Diese sind bezüglich der technischen Grundkonzeption vom Kurzgelenkwagen Avenio (ohne M) zu unterscheiden. Avenio LFDer ursprüngliche, niederflurige Fahrzeugtyp wird von Siemens inzwischen als Avenio LF bezeichnet.[5] Bei der Vorstellung des Avenio im Jahr 2009 wurde mitgeteilt, dass er voraussichtlich erstmals als achtteiliges Fahrzeug mit 72 Metern Länge für Tel Aviv gebaut wird.[6] Ein Auftrag ist bislang aber nicht erteilt worden, da das Konsortium zum Bau der Straßenbahn seine Lizenz inzwischen wieder verloren hat.[7] Den Haag
Die erste Bestellung des Typs kam aus Den Haag. Im November 2011 wurde bekannt, dass HTM Personenvervoer, die Betreibergesellschaft der Straßenbahn Den Haag, 40 Stück vierteilige Avenios bestellt. Die Triebwagen haben eine Länge von 35 m und eine Breite von 2,55 m, diese bieten 70 Sitz- und 168 Stehplätze.[9] Der Auftragswert beläuft sich auf über 100 Millionen Euro, inklusive Fahrertraining und Ersatzteilen. Eine Option auf weitere 40 Wagen war möglich, letztlich wurden 20 dieser Option im Frühjahr 2014 in eine Festbestellung umgewandelt. Gebaut wurden die Fahrzeuge im Siemens-Werk in Wien-Simmering, die Laufgestelle wurden in Graz gefertigt.[10] Die Auslieferung des letzten der 60 Züge erfolgte im April 2016.
DohaIm Juli 2012 bestellte die Qatar Foundation ein schlüsselfertiges Tramsystem.[11] In der Hauptstadt Katars, Doha, sollten 19 Straßenbahnen des Typs Avenio ab Herbst 2015 auf einer komplett oberleitungsfreien Strecke verkehren, bei der die Fahrzeuge in den Haltestellen eine Kombination von Kondensatoren und Batterien aufladen.
MünchenDie Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) bestellte im September 2012 acht Fahrzeuge für die Straßenbahn München. In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 2013 wurde das erste Fahrzeug in den Betriebshof der MVG an der Einsteinstraße angeliefert. Bis Ende 2013 war die Lieferung der ersten sechs Fahrzeuge planmäßig abgeschlossen.[12][13] Die restlichen beiden Fahrzeuge folgten dann im Frühjahr 2014. Ab 17. September 2014 waren die ersten Fahrzeuge im Linieneinsatz auf der Linie 19. Dieser Betrieb wurde zum Ende Juli 2015 wieder eingestellt, nachdem die nur bis dahin gültige vorläufige Betriebsgenehmigung von der Regierung von Oberbayern nicht verlängert worden war.[14] Am 30. September 2015 erhielten die Fahrzeuge ihre endgültige Zulassung.[15] In München werden die Straßenbahnen als Baureihe T bezeichnet.[16] Am 4. Juli 2019 löste die MVG die Option zur Bestellung von 73 vierteiligen Fahrzeugen aus, die ab 2021 geliefert werden sollten.[17] Seit dem 18. August 2023 sind die neuen Züge im praktischen Einsatz[18].
BremenIm Juni 2017 entschied die Bremer Straßenbahn AG, 77 Triebwagen in einer vierteiligen, 37 m langen und 2,65 m breiten Ausführung fix zu beschaffen und Optionen über sieben weitere zu vereinbaren.[19][20][21][22] Die Wagen sollen im Wesentlichen die Niederflurwagen vom Typ GT8N ab 2019 ablösen. Im Januar 2018 wurde eine Option über weitere zehn Wagen eingelöst.[23] Eine weitere Option über sieben Fahrzeuge wurde im Dezember 2021 eingelöst. Die Lieferung dieser Wagen begann im Dezember 2023.
NürnbergAm 15. November 2019 gab Siemens bekannt, dass 12 Fahrzeuge an die VAG Nürnberg geliefert werden. Zudem wurde eine Option von 75 weiteren Fahrzeugen für die Nürnberger Straßenbahn vereinbart.[24] Im Dezember 2021 löste die VAG die erste Option von 14 weiteren Avenios ein. Damit werden bis 2023 insgesamt 26 Fahrzeuge in den Fahrgastbetrieb übergehen. Anlass für die frühe Einlösung der ersten Bestelloption war der 2021 verabschiedete Beschluss des Maßnahmenpakets 2030 und des Masterplans Nachhaltige Mobilität der Stadt Nürnberg. Sie sollen die Grundlage für die Verkehrswende in Nürnberg bieten, welche zahlreiche Erweiterungen und Taktverdichtungen der Straßenbahn Nürnberg vorsehen.[25] Am 21. Dezember 2022 nahm der erste Avenio den regulären Betrieb auf.[26]
Lyngby-Kopenhagen-IshøjIm Jahr 2020 bestellte die Hovedstadens Letbane 27 vierteilige Siemens Avenio um diese auf dem neuen Stadtbahnsystem ab 2024 in den Einsatz zu bringen. Seit Januar 2023 läuft die Fertigung der ersten Fahrzeuge, die Auslieferung läuft seit August 2023. Testeinsatz GrazDie Graz Linien wollen ihr Netz laufend ausbauen. Da schon jetzt die Fahrzeugreserven knapp werden, sandte neben Bombardier auch Siemens eine Garnitur nach Graz. Von 12. August 2020 bis 24. August 2020 wurde Avenio 2501 MVG in Graz getestet.[27] Die Grazer Linien haben sich dann allerdings für das Modell Flexity von Alstom entschieden.[28] Avenio HFDer Avenio HF ist ein neues Hochflur-Stadtbahnfahrzeug von Siemens Mobility, das im Jahr 2020 vorgestellt wurde. Der Vorgängertyp CitySprinter wurde nach einem schweren Unfall 1999 in Köln nicht weiter produziert. Düsseldorf und DuisburgAm 13. Oktober 2020 bestellten die Rheinbahn und die Duisburger Verkehrsgesellschaft insgesamt 109 Hochflur-Stadtbahnen vom Typ Avenio HF mit Option für 48 weitere Fahrzeuge. Ab 2025 sollen die zweiteiligen Fahrzeuge ausgeliefert werden.[29] Bilder
Übersicht
Die Zahl der Sitzplätze umfasst auch etwaige Klappsitze. Einzelnachweise
WeblinksCommons: Siemens Avenio – Sammlung von Bildern
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