Siegfried Graf von Lüttichau war der Sohn von Maximilian Graf von Lüttichau (1838–1899) und dessen Ehefrau Klaudine Freiin von Schmysing gen. von Korff (1851–1936).
Er heiratete am 30. August 1911 in Groß-Krausche Barbara Prinzessin Reuß zu Köstritz (1887–1954). Das Paar hatte folgende Kinder:
Christian Otto (1912–1941, gefallen)
Angelika (1914–1999)
⚭ 1938 Alexander Baron Tuyll van Serooskerken (1912–1942, gefallen)
⚭ 1954 Willem Crommelin (1910–1999)
Wilhelm (1916–1943, vermisst)
Maximilian (1917–1945, gefallen)
Marianne (1920–1946)
Cecilie (* 1922)
Eleonore (* 1925) ⚭ 1948 Walter O' Daniel (1917–2005)
Leben
Siegfried von Lüttichau wuchs in Niesky auf und wurde kirchlich zunächst durch die dortige Brüdergemeinde geprägt, zu der seine Familie gehörte. Er studierte dann Theologie in Halle, Greifswald und Tübingen. Sein wichtigster Lehrer im Studium wurde Adolf Schlatter. 1905 wurde er ordiniert und Domhilfsprediger in Berlin. Danach war er von 1907 bis 1918 Pfarrer und Botschaftsprediger in Konstantinopel. Während des Ersten Weltkriegs war er Militärseelsorger und betreute u. a. die Mannschaft der Goeben und die in der Schlacht von Gallipoli kämpfenden deutschen Verbände.[1] Anschließend war er Pastor in Brückenberg (Schlesien) und dann an der Dreifaltigkeitskirche in Berlin. Von 1925 bis 1949 war Graf von Lüttichau Pfarrer und Vorsteher der Diakonissenanstalt Kaiserswerth. Von 1932 bis 1952 war er zudem Vorsitzender des Kaiserswerther Verbandes und Präsident der Kaiserswerther Generalkonferenz. Als Vorsteher des Verbands während des Nationalsozialismus versuchte von Lüttichau einen ausgleichenden Kurs zu fahren. Formal strukturierte er den Verband nach dem Führerprinzip, stellte aber den einzelnen Mutterhäusern frei, der Bekennenden Kirche beizutreten. Kaiserswerth blieb neutral, obwohl sich von Lüttichau privat mit der Bekennenden Kirche solidarisierte. Bei diesem vorsichtigen Kurs war er sich weitestgehend mit Fritz von Bodelschwingh und Siegfried Knak in der Arbeitsgemeinschaft der diakonischen und missionarischen Werke und Verbände einig.[2]
Zum 1. Mai 1933 trat von Lüttichau der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.479.044), verließ die Partei aber 1939 wieder.[5]
Werke
Die Türkei und wir Deutsche. Vorträge und Reden über die deutsche Arbeit im Orient. in: Jahreshefte der deutschen Evangelischen Gemeinde zu Konstantinopel. Festschrift zum 75jährigen Jubiläum der Gemeinde. Jahrgang 1916–1917 und 1917–1918. Berlin o. J. [1919?], Seite 10–75.
Frohbotschaft: Die Seligpreisungen. Eine Auslegung von Matth. 5, 1-12 in Predigten. Berlin ²1920.
Wiederaufbau am Goldenen Horn (= Die evangelische Diaspora: Beihefte; Nr. 8). Leipzig ²1925.
Tagebuchblätter aus dem Ersten Weltkrieg, in: Harald Graf v. Lüttichau (Hrsg.): Beiträge zur Familiengeschichte der Herren, Freiherren und Grafen v. Lüttichau, Band 3.1, Kirchheim/Teck 1993.
Briefe und Schriften, in: Harald Graf v. Lüttichau (Hrsg.): Beiträge zur Familiengeschichte der Herren, Freiherren und Grafen v. Lüttichau, Band 3.2, Kirchheim/Teck 1995.
Literatur
Hannelore Braun, Gertraud Grünzinger: Personenlexikon zum deutschen Protestantismus 1919-1949, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, ISBN 3525557612
Heide-Marie Lauterer: Liebestätigkeit für die Volksgemeinschaft: Der Kaiserswerther Verband Deutscher Diakonissenmutterhäuser in den ersten Jahren des NS-Regimes. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1994
Annett Büttner: Siegfried von Lüttichau, in: Thomas Martin Schneider, Joachim Conrad, Stefan Flesch (Hrsg.): Zwischen Bekenntnis und Ideologie. Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, S. 66–69.
↑Klaus Wolf: Gallipoli 1915: Das deutsch-türkische Militärbündnis im Ersten Weltkrieg: 2008, Report-Verlag Wiesbaden, ISBN 978-3932385292
↑Annett Büttner: Siegfried von Lüttichau. In: Thomas Martin Schneider, Joachim Conrad, Stefan Flesch (Hrsg.): Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, S.66–69.
↑Martin Schian: Die Reform des Gottesdienstes und die hochkirchliche Bewegung. Alfred Töpelmann, Gießen 1922, S.5.
↑Friedemann Steiger (Hrsg.): Memoiren der Theologin Ruth Paskert. Ein Blick zurück in Liebe. Engelsdorfer, Leipzig 2016.