Ein gemeinsam genutzter sozioökonomischer Pfad (engl. Shared Socioeconomic Pathways, SSP)[1] ist ein Szenario der projizierten sozioökonomischen globalen Veränderungen bis zum Jahr 2100. Er wird zur Ableitung von Szenarien für Treibhausgasemissionen bei unterschiedlichen klimapolitischen Maßnahmen verwendet.[2]
Die SSPs liefern Narrative, die alternative sozioökonomische Entwicklungen beschreiben. Bei diesen Entwicklungslinien handelt es sich um eine qualitative Beschreibung von logischen Verknüpfungen, die Narrative miteinander verbinden. Aus quantitativer Sicht liefern sie Daten zu den Szenarien über die nationale Bevölkerungszahl, den Bildungsstand, die Urbanisierung und das BIP pro Kopf.[3] Das SSP2-Szenario (Mitte des Weges) wurde als Referenzszenario konzipiert.[4]
Die fünf Szenarien lauten:
SSP1: Nachhaltigkeit (Auf der grünen Route)
SSP2: Mitte des Weges (Mittlere Herausforderungen)
SSP3: Regionale Rivalität (Ein steiniger Weg)
SSP4: Ungleichheit (Ein geteilter Weg)
SSP5: Fossil befeuerte Entwicklung (Auf der Überholspur)
Ein sozioökonomischer Pfad ist zunächst unabhängig von Klimaschutzmaßnahmen modelliert und kann – je nach Ausmaß des Klimaschutzes – mit verschiedenen repräsentativen Konzentrationspfaden (RCP) konsistent sein. SSP und die mit ihnen konsistente RCP bilden eine Matrix integrierter Szenarien verschiedener Klimazukünfte.
Diese Szenarien wurden bei der Erstellung des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarates IPCC über den Klimawandel herangezogen, der am 9. August 2021 veröffentlicht wurde.[6] Die gemeinsam genutzten sozioökonomischen Pfade wurden zusammen mit Kennziffern für den Strahlungsantrieb – vgl. mit den RCP – zu fünf Szenariokürzeln (SSP1-1.9, SSP1-2.6, SSP2-4.5, SSP3-7.0, SSP5-8.5) kombiniert, die die Grundlage für die Analysen des Sachstandsberichts sind.
Zusammenhang mit früheren Szenarien
Die gemeinsam genutzten sozioökonomischen Pfade (SSP) ersetzen die in den 2000er-Jahren genutzten SRES-Szenarien (Special Report on Emissions Scenarios). Anders als in den Emissionsszenarien, die im 3. und 4. IPCC-Sachstandsbericht verwendet wurden, ist in den sozioökonomischen Entwicklungspfaden für den 6. Sachstandsbericht der Klimaschutz nicht Teil des Szenarios. Stattdessen beschreibt ein SSP ein Basisszenario, anhand dessen die Auswirkungen verschiedener Klimaziele und politischer Maßnahmen untersucht werden können. Im Rahmen eines SSP lässt sich prüfen, ob und wie ein repräsentativer Konzentrationspfad erreicht werden kann.[2] Auch wenn die SSP einem anderen Ansatz entstammen als die SRES, gibt es besonders für die Szenarien SSP1 und SSP3, die mit geringen bzw. großen Herausforderungen für Klimaschutz und -anpassung verbunden sind, auffällige Ähnlichkeiten zu den SRES B1 bzw. A2.[3][7]
Die Bandbreite der Annahmen über die Bevölkerungsentwicklung wurde wegen der gesunkenen Fertilitätsrate in den Schwellenländern nach unten korrigiert.[3]
Literatur
Frank Kreienkamp, Barbara Früh, Sven Kotlarski, Carsten Linke, Marc Olefs, Inke Schauser, Thomas Schinko, Cornelia Schwierz, Andreas Walter, Matthias Zimmer: Empfehlungen für die Charakterisierung ausgewählter Klimaszenarien. Hrsg.: Deutscher Wetterdienst, MeteoSchweiz u. a. (dwd.de [PDF; 343kB]).
Christian Lutz, Lisa Becker, Philip Ulrich, Martin Distelkamp: Sozioökonomische Szenarien als Grundlage der Vulnerabilitätsanalysen für Deutschland. CLIMATE CHANGE 25/2019: Teilbericht des Vorhabens „Politikinstrumente zur Klimaanpassung“. Umweltbundesamt, Mai 2019, ISSN1862-4359, S.61–78 (umweltbundesamt.de [PDF; 5,9MB; abgerufen am 29. August 2021]): „Kapitel 3: Shared Socioeconomic Pathways (SSPs)“
↑ abcKeywan Riahi, Detlef P. van Vuuren, Elmar Kriegler, Jae Edmonds, Brian C. O’Neill, Shinichiro Fujimori, Nico Bauer, Katherine Calvin, Rob Dellink, Oliver Fricko, Wolfgang Lutz, Alexander Popp, Jesus Crespo Cuaresma, Samir KC, Marian Leimbach, Leiwen Jiang, Tom Kram, Shilpa Rao, Johannes Emmerling, Kristie Ebi, Tomoko Hasegawa, Petr Havlik, Florian Humpenöder, Lara Aleluia Da Silva, Steve Smith, Elke Stehfest, Valentina Bosetti, Jiyong Eom, David Gernaat, Toshihiko Masui, Joeri Rogelj, Jessica Strefler, Laurent Drouet, Volker Krey, Gunnar Luderer, Mathijs Harmsen, Kiyoshi Takahashi, Lavinia Baumstark, Jonathan C. Doelman, Mikiko Kainuma, Zbigniew Klimont, Giacomo Marangoni, Hermann Lotze-Campen, Michael Obersteiner, Andrzej Tabeau, Massimo Tavoni: The Shared Socioeconomic Pathways and their energy, land use, and greenhouse gas emissions implications: An overview. In: Global Environmental Change. Band42, 2017, ISSN0959-3780, S.153–168, doi:10.1016/j.gloenvcha.2016.05.009 (open access).
↑IPCC: Summary for Policymakers. In: V. Masson-Delmotte, P. Zhai, A. Pirani, S. L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M. I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T. K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, B. Zhou (Hrsg.): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. 6. Auflage. Cambridge University Press, Cambridge (UK) 2021 (ipcc.ch [PDF; 5,9MB; abgerufen am 23. August 2021]).
↑Detlef P. van Vuuren, Timothy R. Carter: Climate and socio-economic scenarios for climate change research and assessment: Reconciling the new with the old. In: Climatic Change. August 2013, doi:10.1007/s10584-013-0974-2.