Serveis Ferroviaris de Mallorca
Serveis Ferroviaris de Mallorca (SFM) ist ein staatliches Eisenbahnunternehmen auf der Baleareninsel Mallorca mit Sitz in Palma de Mallorca. Es betreibt die Bahnstrecken Palma–Inca–Manacor, Inca–Sa Pobla sowie die Metro de Palma. GeschichteDie erste Eisenbahnstrecke auf Mallorca zwischen Palma und Inca wurde vom mallorquinischen Ingenieur Eusebi Estada i Sureda (1843–1917) geplant und im Februar 1875 eröffnet. Sie wurde überwiegend mit englischem Material als Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 914 mm gleich 3 englische Fuß gebaut, was die Verwendung damals bereits verfügbarer englischen Dampflokomotiven und Wagen ermöglichte und somit die Kosten niedrig hielt. In den darauf folgenden Jahren wurden die weiteren Strecken über Manacor nach Artà, nach Sa Pobla, von Santa Maria an der Strecke Palma–Inca nach Felanitx und von Palma nach Santanyí errichtet. Die Fahrzeuge waren mit englischen Hakenkupplungen und Saugluftbremsen ausgerüstet. Die Ferrocarril de Sóller entstand 1905 mit denselben Normen. Zwischen den nebeneinanderliegenden Endbahnhöfen in Palma wurde eine Gleisverbindung eingerichtet. Bis 1977 wurden jedoch bis auf die Strecke Palma–Inca alle übrigen der Ferrocarriles de Mallorca stillgelegt. Im Jahre 1994 wurde von der Regierung der Balearen die heutige staatliche Gesellschaft Serveis Ferroviaris de Mallorca gegründet. Sie übernahm den Betrieb der Strecke Palma–Inca vom bisherigen Betreiber FEVE. Seitdem wurde der Wagenpark modernisiert und das Streckennetz wieder ausgebaut. Die verbliebene Reststrecke Palma–Inca war schon zwischen 1981 und 1983 unter FEVE-Verwaltung auf Meterspur und deren Normen umgebaut worden. Dabei entfiel die Verbindung zur Ferrocarril de Sóller in Palma wieder, die jedoch schon vorher nur wenig genutzt wurde. Im Anschluss an die vorhandene Strecke von Palma nach Inca wurde im Jahr 2000 zunächst die 1981 stillgelegte Strecke nach Sa Pobla reaktiviert. Im Jahr 2003 folgte die Verlängerung nach Manacor. Als die Anwohner von Petra den Bau eines Tunnels auf der alten Trasse forderten, wurde die Bahn stattdessen um die Stadt herumgeführt, so dass der neue Haltepunkt knapp 500 Meter außerhalb des Ortes liegt, da die SFM nicht gewillt war für einen Tunnel aufzukommen. Die Bahnanlagen des Abschnittes Manacor–Artà wurden nach der Schließung nur abschnittsweise, beispielsweise im Stadtgebiet von Manacor, entfernt, nach jahrzehntelang unterbliebener Unterhaltung waren sie jedoch nicht mehr nutzbar. Um 2007 wurde ein Wiederaufbau geplant, zusätzlich war eine Verlängerung der Strecke bis Cala Ratjada vorgesehen. Des Weiteren sollte die Strecke nach Sa Pobla nach Alcúdia verlängert werden. Allerdings gab es dort bisher keine weiteren Aktivitäten. Serveis Ferroviaris de Mallorca verbuchte im Jahr 2005 einen neuen Fahrgastrekord: Im April wurden 320 000 Fahrgäste gezählt. Die Gesellschaft vergrößerte deswegen ihren Fahrzeugbestand; 2002 wurden bereits mehrere neue, nunmehr dreiteilige Triebzüge mit erweiterter Kapazität, die sich technisch jedoch nur unwesentlich von den bisherigen Zweiteilern unterschieden und mit diesen zu Zugverbänden gekuppelt werden konnten, in Betrieb genommen. Im Frühjahr 2010 ereignete sich in der nächtlichen Betriebspause auf dem Streckenast nach Manacor ein Erdrutsch. Der erste von Manacor kommende Zug fuhr in die Geröllmassen, entgleiste und wurde schwer beschädigt. Die Ursachen für den Erdrutsch waren bis September 2010 noch nicht abschließend geklärt, die Züge fuhren während der Streckensperrung fahrplanmäßig zwischen Palma und Sineu, zwischen Sineu und Manacor bestand Schienenersatzverkehr mit Bussen. Die beschädigten Fahrzeuge des Unglückszuges standen danach, teilweise mit Planen verhängt, auf einem Schotterplatz am Bahnhof Enllaç. Im Juli 2011 wurde durch die balearische Regierung Rosé Ramón Orta als Geschäftsführer des Unternehmens eingesetzt. Die SFM ist derzeit hoch verschuldet. So belaufen sich die Verbindlichkeiten allein gegenüber den Banken auf 350 Millionen Euro bei jährlichen Einnahmen von 5 Millionen Euro gegenüber Gehaltsausgaben von 14,1 Millionen Euro. Rechnungen von Lieferanten konnten seit Oktober 2010 nicht mehr beglichen werden. Für den Wiederaufbau Manacor–Artà bestand seit Juli 2011 ein Baustopp, nachdem 29 Prozent des Projekts ausgeführt wurden (ohne die Anschaffung der neuen Züge 19 Prozent). Die Zukunft der Strecke war längere Zeit ungeklärt.[1][2] Seit 2014 wird die Strecke als Radweg (»vía verde«) genutzt. In der Hauptstadt Palma erhielt die SFM im Jahr 2007 einen neuen zentralen, unterirdischen Endbahnhof. Die bisherige Station, Ausgangspunkt der zweigleisigen Strecke Richtung Inca, wurde am 16. August 2005 geschlossen, vom übrigen Streckennetz getrennt und in den folgenden Wochen abgebrochen. Ab dem 17. August 2005 begannen und endeten alle Züge in einer provisorischen Endstation rund einen Kilometer weiter nordöstlich. Zusammen mit dem Bau der Metro de Palma wurde auf dem Gelände des alten Bahnhofs Palma und des östlich gelegenen Parc de Ses Estacións für rund 90 Millionen Euro die unterirdische Bahnhofsanlage Estació Intermodal – Plaça d’Espanya errichtet und im März 2007 eröffnet. Der neue Bahnhof mit fünf Bahnsteigen und zehn Gleisen dient sowohl der SFM als auch der Metro zur Universität als Endstation und beherbergt ferner einen Busbahnhof für die Regional- und Stadtbusse sowie ein Parkhaus. Der Streckenabschnitt Palma–Inca–Enllaç wurde 2011/12 mit 1500 Volt Gleichspannung, demselben System wie die Strecke der Metro Palma, elektrifiziert. Die Elektrifizierungsarbeiten begnnen 2008, der elektrische Betrieb wurde am 16. Februar 2012 aufgenommen. Vorleistungen in Form der Deckenstromschienenaufhängungen in den Tunnelabschnitten bestanden seit dem Bau der Metro de Palma und des Bahnhofes Palma Estació Intermodal 2007. Am 17. Februar 2012 wurde mit dem Inkrafttreten eines neuen Fahrplans der elektrische Zugbetrieb zwischen Palma (Estacio Intermodal) und der Verzweigungsstation Enllaç aufgenommen. Zur Weiterfahrt nach Sa Pobla oder Manacor musste seitdem in Enllaç umgestiegen werden.[3] Für den elektrischen Betrieb wurden entsprechende neue Triebzüge von CAF geliefert. Die Elektrifizierungsarbeiten auf den Abschnitten von Enllaç nach Manacor und Sa Pobla begannen am 27. Juni 2017.[4] Mit dem ab dem 8. Januar 2019 gültigen Fahrplan war das Netz vollständig elektrifiziert, damit entfiel der Umsteigezwang in Enllaç.[5] Streckennetz der Serveis Ferroviaris de Mallorca
Folgende Orte sind mit Haltestellen in das heutige Netz eingebunden:
Hinzu kommen noch Halte in den Vororten von Palma Son Olivia, Son Fuster, Verge de LLuc, Pont D’Inca, Pont D’Inca Nou und Poligon. Die Vorort-Haltestellen der Hauptstadt zwischen Palma und Marratxí werden nur von den Zügen nach Sa Pobla bedient. Die Züge nach Manacor fahren bis Marratxí durch. Dafür pendelt ein zusätzlicher Zug zwischen Palma und Marratxí. Die Fahrzeit Palma–Manacor beträgt etwa 60 Minuten. LinienAuf dem Streckennetz verkehren drei Eisenbahn- und zwei Metrolinien. Die Eisenbahnlinien teilen sich den gemeinsamen und zweigleisigen Abschnitt von Palma bis Enllaç, während der Rest der Strecken eingleisig ist. Das Netz ist vollständig elektrifiziert, der Streckenabschnitt von Empalme nach La Puebla seit Oktober 2018 und der nach Manacor seit Januar 2019.[6]
FahrzeugeDie 1875 beschaffte Dampflokomotive erhielt die Nummer 1 und den Namen MALLORCA. 1889 folgte eine Lokomotive von Nasmith-Wilson. Die Lok ALFONSO XIII. wurde 1902 auf der Insel gefertigt. 1921 wurde eine bei Orenstein & Koppel in Berlin hergestellte Dampflokomotive geliefert. In den 1960er Jahren gelangten die typischen MAN-Triebwagen der FEVE-Reihe 2300 auch nach Mallorca, sie wurden 1994 noch von der SFM übernommen und blieben bis zur Ablösung durch die CAF-Triebzüge der Reihe 61 im Einsatz. Diese waren 1995 bestellt worden und wurden ab 1998 ausgeliefert. Sie verkehrten auf Mallorca von 2002 bis 2019.
Im Februar 2022 gab CAF die Bestellung von fünf vierteiligen elektrischen Triebzügen für die Eisenbahn auf Mallorca bekannt.[11][12] Die Einheiten sollen ab 2024 in Dienst gestellt werden und auf den Linie T1, T2 und T3 verkehren. Sie basieren auf von CAF an Euskotren gelieferten Fahrzeugen[13] und bieten eine Kapazität von 550 Fahrgästen. Weitere PlanungenAls Beitrag der Inselbahn zur Entlastung des Straßenverkehrs war geplant, große Teile des Streckennetzes zu reaktivieren. Dazu zählten die Verbindungen:
Bis Dezember 2011 war der Wiederaufbau der Teilstrecke von Manacor nach Artá vorgesehen. Sie sollte mit sechs neu beschafften elektrischen Doppeltriebwagen der Firma Vossloh España bedient werden. Die in Albuixech (Valencia) hergestellten Triebwagen wurden Anfang März 2011 nach Mallorca ausgeliefert. Die Züge sind je 37 Meter lang, 2,55 Meter breit, bieten 317 Fahrgästen Platz und entsprechen wagenbaulich weitgehend den Triebwagen der Reihe 4100 der Stadtbahn Alicante. Es handelt sich um dreiteilige Gelenktriebwagen mit Niederflureinstiegen und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h.[14] Diese Bauart wurde gewählt, und auf den Bau von hohen Bahnsteigen nach bisheriger Art verzichten und trotzdem stufenfreie Einstiege bieten zu können. Nach der Wahl von José Ramón Bauzà von der konservativen Partit Popular de Balears zum Präsidenten der Balearen im Juni 2011 wurde im August 2011 für die Strecke ein Baustopp angeordnet. Ende 2012 wurde durch die Regionalregierung beschlossen, die Bahntrasse nicht fertigzustellen.[15] 2019 wurde ein neuer „Mobilitätsplan 2019–2026“ durch die aktuelle Regierung beschlossen. Darin sind die neuen Endpunkte Alcudia, Arta and Cala Ratjada enthalten.[16] Im Jahr 2023 gab es neue Informationen zur Bahnstrecke nach Artá. Baubeginn wäre noch in diesem Jahr und man rechnet mit einer Fertigstellung bis 2027. Schon 2025 soll der Betrieb nach Son Carrió aufgenommen werden.[17] Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Serveis Ferroviaris de Mallorca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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