Semiscolecidae
Semiscolecidae ist der Name einer Familie von räuberisch und amphibisch lebenden Egeln in der Ordnung der Kieferegel, die nur rudimentäre oder auch keine Kiefer aufweisen. Sie sind in Südamerika verbreitet. MerkmaleDie großen, äußerlich an Rollegel erinnernden Egel der Familie Semiscolecidae haben in der Kopfregion 5 Paar Augen, die in einem Bogen angeordnet sind. Sie besitzen in ihrem Mund lediglich rudimentäre, zahnlose drei oder auch nur einen mittleren dorsalen oder überhaupt keinen Kiefer. Der Schlund ist mit 3 bis 12 Leisten besetzt und ähnelt dem der Pferdeegel. Der Darmkanal hat in Anpassung an die räuberische Lebensweise nur kleine oder überhaupt keine Blindsäcke. 15 bis 17 Segmente sind außen mit jeweils fünf Ringeln versehen. Zwischen den Genitalporen sitzen 2 ½ bis 7 Ringel. Die Geschlechtsorgane der zwittrigen Tiere mit ihrem wohl entwickelten Penis haben den für Kieferegel typischen Aufbau: Die Egel haben kleine runde Eierstöcke, kurze paarige Eileiter, einen langen gemeinsamen Eileiter und eine röhren- oder spindelförmige Vagina. Die männlichen Genitalien bestehen aus einem langen Atrium, das bis ins 15. Segment reicht, und einer hinsichtlich der Größe variablen Epididymis, wobei auch ejakulatorische Bulbi vorhanden sein können. In jedem der hodentragenden Segmente gibt es ein oder zwei Paar Hoden. Verbreitung, Lebensraum und LebensweiseDie Egel der Familie Semiscolecidae leben amphibisch – sowohl im Süßwasser als auch an Land – in Südamerika und Mittelamerika und ernähren sich räuberisch von Kleintieren. Die Beute wird als Ganzes verschluckt. Für Egel der Gattung Semiscolex sind Regenwürmer eine Hauptbeute. LebenszyklusWie andere Egel sind die Semiscolecidae Zwitter. Als Kieferegel besitzen sie Penisse, mit denen sie sich gegenseitig begatten. Die Eier werden in Eikokons gelegt, aus denen später fertig entwickelte Egel schlüpfen. SystematikDer schwedische Naturforscher Johan G. H. Kinberg gab 1866 den von ihm beschriebenen südamerikanischen Egeln den Gattungsnamen Semiscolex „Halbwurm“ (altgriechisch ἥμισυς hḗmisys „halb“ und σκώληξ skṓlēx „Wurm“), wobei er die Art Semiscolex juvenilis („jugendlicher Halbwurm“) beschrieb. Die Familie Semiscolecidae wurde von den deutschen Zoologen I. A. Scriban und H. Autrum 1934 aufgestellt. GattungenDie Familie Semiscolecidae umfasst nach aktueller Definition der Familie laut Raúl Adolfo Ringuelet von 1972 zwei Gattungen: Die 3 Egelarten der Gattung Semiscolex Kinberg, 1866 leben in Südamerika im Gebiet des Río de la Plata in Uruguay, Argentinien und Paraguay, doch auch bis Bolivien und ins nordöstliche Brasilien. Die 3 Arten der Gattung Patagoniobdella Ringuelet, 1972 („Patagonien-Egel“), die bis dahin zu Semiscolex gerechnet wurden, sind dagegen in Patagonien in den Anden von Argentinien und Chile heimisch. Die zuvor in die Familie Semiscolecidae einbezogenen Gattungen Cyclobdella Weyenbergh 1879 („Kreis-Egel“ von griechisch κύκλος kýklos, βδέλλα bdélla; nicht zu verwechseln mit der ähnlich geschriebenen Gattung Cylicobdella Grube, 1871 in der Familie Cylicobdellidae, nach κύλιξ) und Orchibdella Ringuelet, 1945 („Hoden-Egel“ von griechisch ὄρχις órchis, βδέλλα bdélla) wurden von Ringuelet 1972 in die neue Familie Cyclobdellidae gestellt. ArtenLaut Sawyer (1986) hat die Gattung Semiscolex 3 Arten:
Die Gattung Patagoniobdella umfasst ebenfalls 3 Arten:
Phylogenetisch verwandte GattungenAuf Grundlage ihrer molekulargenetischen Untersuchungen schlugen Anna J. Phillips und Mark E. Siddall 2009 vor, noch folgende zuvor zur Familie Hirudinidae s. l. gestellten Egelgattungen zu einer erweiterten Familie Semiscolecidae s. l. zu stellen:
Das Ergebnis der Arbeiten von Phillips, Siddall und anderen (2010) ist allerdings, neben die Familie Semiscolecidae s. str., also in ihrem bisherigen kleineren Umfang, als nächstverwandte Gruppen die Familien Macrobdellidae (mit den Gattungen Macrobdella, Philobdella und Oxyptychus) und Praobdellidae (mit den Gattungen Praobdella, Myxobdella, Dinobdella, Pintobdella, Limnobdella, Limnatis und der neuen Gattung Tyrannobdella) zu stellen. Literatur
Weblinks
|