Sebastián de CastañedaFray Sebastián de Castañeda, O.de M. (* um 1505 möglicherweise in Segovia; † wohl vor 1570 möglicherweise in Huamanga; fälschlicherweise auch: Pedro de Trujillo y Castañeda) war einer der ersten spanischen Ordensgeistlichen, die im Zuge der Eroberungskriege des 16. Jahrhunderts in den Andenraum gelangten. Ihm wird die Gründung des mercedarischen Konventes in Cusco und der Ordensniederlassung in Huamanga zugeschrieben. Im 17. Jahrhundert bezeichneten Chronisten seines Ordens den Mönch als Beichtvater des Eroberers Francisco Pizarro und versahen ihn mit dem Namenszusatz „de Trujillo“ (des Heimatortes der Pizarros). LebenDer Mercedariermönch de Castañeda wurde nach eigener Aussage als Jugendlicher Zeuge des Aufstandes der Comuneros in Segovia (1520–1522), der Heimatstadt Pedrarias Dávilas, der ab 1514 Gouverneur von Castilla de Oro (Nicaragua, Costa Rica, Panama und Nordkolumbien) wurde. Auch er gelangte nach Amerika und hielt sich bereits um 1524 in Panama auf.[1] Ob es eine familiäre Verbindung zum Lizentiaten Francisco de Castañeda gab, der nach dem Tod Pedrarias Dávilas zum Gouverneur und Verwalter der Provinz Nicaragua wurde, ist nicht bekannt. Nach Peru gelangte er um oder vor 1536, wo er sich Zeugenaussagen zufolge als einziger Mönch in der von den Inka belagerten Stadt Cusco aufhielt, und zwar im „Haus der Mercedarier“.[2] Im März 1537 brachte er mehrere Partien Silber zur Münzpräge der umkämpften Stadt.[3] Im April hielt Diego de Almagro nach Kämpfen und Verhandlungen mit den Inka Einzug in die Stadt, deren Regierung er nun beanspruchte. Nachdem ein Schiedsspruch des Oberen der Mercedarier in Amerika, Fray Francisco de Bobadilla, abgelehnt wurde, kam es zu Kämpfen zwischen Pizarristen und Almagristen, die mit der Niederlage Almagros in der Schlacht von Las Salinas (bei Cusco) im April 1538 und seiner Hinrichtung endeten. In Cusco war schon zuvor, spätestens seit Februar 1538, Fray Juan de Vargas der Leiter und Verwalter des mercedarischen Konventes.[4] De Castañeda wurde zum Comendador (Komtur, entspricht Prior, Abt) des 1539 gegründeten Konventes von Huamanga.[5] Die Stadt wurde 1539 zunächst aus der indigenen Siedlung Quinua gegründet, 1540 dann umgesiedelt. Dort erlebte der Mönch die Wirren des Bürgerkrieges, bei dem die an der Hauptverkehrsroute von Lima nach Cusco und Sucre gelegene Stadt von Truppen und Flüchtlingen beider Parteien aufgesucht wurde.[6] Zeugen zufolge beherbergten und berieten die Mercedarier dieses Konventes die königstreuen Kämpfer und gaben ihnen ihre Gelder und Wertgegenstände, damit diese nicht in die Hände der Aufständischen fallen sollten.[7] De Castañeda lebte diesen Aussagen zufolge „lange Jahre“ in Huamanga. Da es dort zunächst keine Weltgeistlichen gab, betreute er die Bevölkerung seelsorgerisch und betrieb auch die Evangelisierung der Indigenen der Umgebung.[8] Es ist nicht bekannt, wie lange er dem Konvent in Huamanga vorstand und ob er in der Stadt starb oder möglicherweise nach Spanien in ein anderes Kloster übersiedelte. Nachruhm und Legendenbildung
BewertungAls im 17. Jahrhundert die Chronisten der verschiedenen Orden es unternahmen, die Expansion ihrer Kongregationen nach Amerika zu rekonstruieren, galt ihre Aufmerksamkeit besonders der möglichst frühen Ankunft der Mönche in der jeweiligen Region, ihrem Verhältnis zu den konkurrierenden Eroberern und ihrer Loyalität zur Krone. Für eine Verwandtschaft de Castañedas mit den Pizarros gibt es ebenso wenig zeitgenössische Belege wie für die Möglichkeit, dass er nach 1524 noch einmal nach Spanien reiste, um dann von dort 1529 mit Pizarro gen Peru aufzubrechen. In Spanien stritten zu diesem Zeitpunkt der General des Mercedarierordens und die kastilische Ordensprovinz um die Zuständigkeit für die Expansion des Ordens nach und in Amerika. Der Historiker Muñoz hielt das Patent des Generals für Pizarro für eine Fälschung.[17] Einzelnachweise
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