Schwertmannit (chemisch: Oxyhydroxysulphat) ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate und Verwandte“ (früher: Oxide und Hydroxide, siehe Klassifikation) mit der chemischen Zusammensetzung Fe163+[O16|(OH)10|(SO4)3]·10H2O[3].
Schwertmannit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem und entwickelt meist nur krustige Überzüge sowie erdige bis derbe Mineral-Aggregate. Selten entwickelt er auch faserige bis schwach nadelige Kristalle bis etwa 100 μm Größe von gelbbrauner Farbe bei ockergelber Strichfarbe.
Erstmals entdeckt wurde Schwertmannit 1990 in der Grube Pyhäsalmi bei Pyhäjärvi (Oulu) in Finnland und beschrieben 1994 durch Jerry Marshall Bigham, Liisa Carlson und Enver Murad, die das Mineral nach Udo Schwertmann (Emeritus an der TU München) benannten.[8][9]
Typmaterial des Minerals wird im Naturhistorischen Museum der Universität Helsinki in Finnland unter der Katalog-Nr. B8659 aufbewahrt.[6]
Die seit 2001 gültige und von der IMA verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Schwertmannit in die Klasse der „Sulfate (und Verwandte)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate, etc.) mit weiteren Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend in der Unterabteilung „mit mittelgroßen Kationen, unklassifiziert“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.DE.15 bildet.
Die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Schwertmannit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“. Dort ist er einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 06.04.10 innerhalb der Unterabteilung der „Hydroxide und Hydroxy-haltigen Oxide mit verschiedenen Kationen“.
Durch Erhitzen lässt sich Schwertmannit in Hämatit überführen, mit Fe2(SO4)3 als Zwischenprodukt.
Bildung und Fundorte
Schwertmannit entsteht als sekundärerNiederschlag, der auf von sauren (pH 2,5 bis 4,5) Grubenabwässern überspülten Oberflächen Krusten bildet. Es wird angenommen, dass die Bildung von Schwertmannit im Zusammenhang mit der Aktivität eisenoxidierender und -reduzierender Bakterien steht.[10] Er tritt in Paragenese vor allem mit Goethit, aber auch mit Jarosit, Natrojarosit, Ferrihydrit und anderen Sulfiden auf.
J. M. Bigham, L. Carlson, E. Murad: Schwertmannite, a new iron oxyhydroxy-sulphate from Pyhasalmi, Finland, and other localities. In: Mineralogical Magazine. Band58, Nr.4, Dezember 1994, ISSN0026-461X, S.641–648 (arizona.edu [PDF; 537kB; abgerufen am 21. Januar 2019]).
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.406.
↑
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
↑ abcd
Schwertmannite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 71kB; abgerufen am 21. Januar 2019]).
↑ abSchwertmannite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 21. Januar 2019 (englisch).
↑ ab
J. M. Bigham, L. Carlson, E. Murad: Schwertmannite, a new iron oxyhydroxy-sulphate from Pyhasalmi, Finland, and other localities. In: Mineralogical Magazine. Band58, Nr.4, Dezember 1994, ISSN0026-461X, S.641–648 (arizona.edu [PDF; 537kB; abgerufen am 21. Januar 2019]).
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Simona Regenspurg, Andreas Brand, Stefan Peiffer: Formation and stability of schwertmannite in acidic mining lakes 1. In: Geochimica et Cosmochimica Acta. Band68, Nr.6, März 2004, ISSN0016-7037, S.1185–1197, doi:10.1016/j.gca.2003.07.015.