Schwefeldicyanid

Strukturformel
Strukturformel von Schwefeldicyanid
Allgemeines
Name Schwefeldicyanid
Summenformel C2N2S
Kurzbeschreibung

weißer, instabiler Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 627-52-1
PubChem 136447
ChemSpider 120218
Wikidata Q83086747
Eigenschaften
Molare Masse 84,10 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Schmelzpunkt

60 °C[2]

Löslichkeit

löslich in vielen organischen Lösungsmitteln[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Schwefeldicyanid ist eine anorganische, chemische Verbindung mit der Formel S(CN)2.[1] Es ist einer der ersten Vertreter der Dicyansulfane Sx(CN)2, welche auch das Thiocyanogen ((SCN)2) umfasst, und höhere Polysulfane bis S4(CN)2.

Geschichte

Es wurde zuerst 1828 von Jean Louis Lassaigne durch die Reaktion von Silbercyanid und Schwefeldichlorid dargestellt.[1] Später entdeckte Eduard Linnemann, das sich Schwefeldicyanid auch aus Silberthiocyanat und Iodcyan herstellen lässt.[2] Linnemann entdeckte ebenfalls, das Schwefeldicyanid mit Ammoniak nach der Pinner-Reaktion ein Amidin ergibt, ohne die S–C Bindung zu ersetzen,[2] obwohl Dimethylamin eine Zersetzung zu Dimethylcyanamid und Dimethylammoniumthiocyanat verursacht.[1]

Eigenschaften

Physikalische Eigenschaften

Nach der Röntgenkristallografie ist das Molekül planar gebaut, mit einem S-C-S Winkel von 95.6°.[4]

Chemische Eigenschaften

Schwefeldicyanid beginnt bei 30–40 °C zu sublimieren und schmilzt ab 60 °C.[2] Unter einer Inertatmosphäre zersetzt es sich langsam zu einem gelben Polymer, bei steigender Temperatur zersetzt es sich schneller, auch bereits bei Raumtemperatur.[1] Schwefeldicyanid ist instabil in Säure, es disproportioniert zu Thiocyanat, Cyanat, Hydrogensulfat und Cyanid,[5] in neutralen Lösungen zersetzt es sich zu Thiocyansäure und Cyansäure. Stabile Lösungen sind in vielen organischen Lösungsmitteln möglich.[1]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Louisiana State University and Agricultural & Mechanical College (Hrsg.): Reactions of Sulfur-Dicyanide and Sulfur-Dichlorides with Transition Metal Complexes. 26. November 1974.
  2. a b c d F. Linneman: Untersuchung über das Cyansulfid. In: Liebigs Annalen der Chemie. Nr. 1, 1861, S. 36–47, doi:10.1002/jlac.18611200103.
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. K. Emerson: The Crystal and Molecular Structure of Sulfur Dicyanide. In: Acta Crystallographica. Nr. 6, 1966, S. 970–974, doi:10.1107/S0365110X66004262, bibcode:1966AcCry..21..970E (englisch).
  5. I. R. Wilson, G. M. Harris: The oxidation of thiocyanate ion by hydrogen peroxide II: The acid-catalyzed reaction. In: Journal of the American Chemical Society. Nr. 2, 1. Januar 1961, doi:10.1021/ja01463a007.