Das Amt des herzoglichen Richters bekleidete das Ministerialengeschlecht der Mintrachinger. Diese hatten ihren Sitz auf dem herzoglichen Amtshaus, vermutlich ein leicht befestigter Ansitz. Der Bau einer Burg war den Mintrachingern als Gutsverwaltern und Richtern nicht möglich, da in unmittelbarer Nachbarschaft die Mangoldinger saßen und dies nicht zuließen.[1] Die Mintrachinger starben 1325 unter Popo de Munderching, Domdekan zu Passau, aus. Offiziell wurde der Gerichtssitz nun von Mintraching nach Haidau verlegt. Neuer Name des Amts war Landgericht Haidau, der Name Amt Mintraching existierte aber weiter für die Besitzungen des herzoglichen Amthofes. Trotzdem blieb Mintraching Sitz des Richters und Pflegers, dessen Amt nun die Haidauer ausübten. So steht in den Gerichtsurkunden stets geschrieben „Richter ze Haidaw sizend ze Munderching“.
Das herzogliche Schloss
Im 16. Jahrhundert wurde aus den Steinen des veralteten Amtshauses ein neues Schloss erbaut, das nun als Gerichtsstätte genutzt wurde. Das herzogliche Gut wurde weitgehend separat von den Richtern verwaltet. Im Schloss wurden schließlich auch die Gerichtsschreiberei des Gerichts Haidau einquartiert. Im Schlosshof des Schloss befand sich eine Gerichtsschranne, hier wurden die Verurteilten gerichtet.
Im Dreißigjährigen Krieg brannte das Schloss 1634 ab. Auch die benachbarte Burg Haidau wurde zerstört und der Gerichtssitz in das Schloss Pfatter verlegt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloss wieder aufgebaut. Mintraching teilte sich nun mit Pfatter den Gerichtssitz. Auf einer Ortsansicht von 1699 war das Schloss noch vollständig erhalten, während es im 18. Jahrhundert zunehmend verfiel und schließlich nach der Auflösung des Gerichts Haidau-Pfatter im Jahre 1803 für 750 fl. auf Abbruch verkauft wurde. Auf der Uraufnahme von Bayern fanden sich bereits kaum mehr Reste des Schlosses.
Unteres Schloss Mintraching einst und jetzt
Von dem einstigen Schloss haben sich heute, bis auf einen Keller, keine Reste erhalten. Ein Antrag zur Einstufung des ehemaligen Schlossbereichs als Bodendenkmal läuft. Von der 2-Flügelanlage mit dreigeschossigem, gewalmten Haupthaus mit drei Ecktürmen und zweigeschossigem, ebenfalls gewalmten Anbau, sind lediglich untertägige Befunde zu vermerken. Letzte Reste sind im denkmalgeschützten Gasthaus Dorfschänke zu vermuten, das im Volksmund auch Schlössl genannt wird.
Literatur
Diethard Schmid: Regensburg II. In: Historischer Atlas von Bayern: Altbayern. Band66. Verlag Laßleben, Kallmünz 2014, ISBN 978-3-7696-6558-1.
Christoph Steinmann: Jubiläum in Mintraching – Geschichte(n) aus acht Jahrtausenden. In: Der Landkreis Regensburg in Geschichte und Gegenwart. Band4. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, ISBN 978-3-7917-2985-5, S.114–125.
Herbert Folger: Mintraching: Dorf- und Pfarrgeschichte 768–1968. In: Festschrift 1200-Jahrfeier Mintraching 1968. 1968 (pfarrei-mintraching.de [PDF; 83kB; abgerufen am 2. September 2022]). Chronik und Festschrift von Mintraching (= Festschrift zur 1250 Jahrfeier), 2018
Norbert Geser: Chronik. In: Chronik und Festschrift 768–2018: 1250 Jahre Mintraching, 40 Jahre Großgemeinde. Mintraching 2018, S.12–59.
Einzelnachweise
↑ abcDiethard Schmid: Regensburg II. In: Historischer Atlas von Bayern: Altbayern. Band66. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2014, ISBN 978-3-7696-6558-1, S.198 (google.de [PNG; 194kB; abgerufen am 2. September 2022]).