Schleswig-Holstein Netz

Schleswig-Holstein Netz AG

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1. Januar 2010
Sitz Quickborn
Leitung Vorstand:[1][2]
  • Malgorzata Cybulska
  • Steffen Bandelow
  • Lisa Hebenstreit

Vorsitzender des Aufsichtsrates:

  • Christian Fenger[3]
Mitarbeiterzahl 1.273 (Durchschnitt, 2022)[4]
Umsatz 1,638 Mrd. Euro (2022)[4]
Branche Energie (Netzbetreiber)
Website sh-netz.com
Stand: 31. Dezember 2022

Die Schleswig-Holstein Netz AG ist eine Tochtergesellschaft der Hansewerk AG und hat ihren Sitz in Quickborn. Sie übernahm Anfang 2010 als Schleswig-Holstein Netz AG die bisher von der E.ON Hanse AG betriebenen Strom- und Gasnetze in Schleswig-Holstein und Nord-Niedersachsen. Mit der Gründung der Schleswig-Holstein Netz AG schuf die HanseWerk-Gruppe die Rahmenbedingungen, um Kommunen unternehmerisch an der Gesellschaft zu beteiligen. Zum 1. Juli 2024 übergab sie den Betrieb der Energieversorgungsnetze für Strom und Gas in Schleswig-Holstein an die neu gegründete Schleswig-Holstein Netz GmbH. Diese ist eine hundertprozentige Tochter der Schleswig-Holstein Netz AG.[5]

Geschichte

Im Sommer 2009 stellte E.ON, der mehrheitliche Eigentümer der damaligen E.ON Hanse (heute Hansewerk), erstmals öffentlich ein Konzept für eine landesweite Netzgesellschaft mit kommunaler Beteiligung in Schleswig-Holstein vor.[6] Hierfür wurde die Schleswig-Holstein Netz AG gegründet, welche die Geschäfte der E.ON Hanse in diesem Bereich übernahm.[7] Das Ziel der Gründung war, mit der Schleswig-Holstein Netz AG den Kommunen eine Partnerschaft bei der Energieversorgung anzubieten.[8] Als erste Stadt brachte sich Neumünster ein, später folgten weitere Städte und Gemeinden.[6]

Zum 1. Juli 2019 übernahm Hansewerk die zuvor von der Schleswig-Holstein Netz betriebenen Gasnetze in den niedersächsischen Landkreisen Stade und Harburg. Dabei wurden die Gasnetze in die neu gegründete Gesellschaft ElbEnergie GmbH übertragen.[9] Die Tochtergesellschaft NordNetz GmbH ist Netz- und Messstellenbetreiber in größeren Kommunen Schleswig-Holsteins.[10][11]

Im Juli 2024 ging der gesamte Netzbetrieb von der Schleswig-Holstein Netz AG in die neu gegründete Tochtergesellschaft Schleswig-Holstein Netz GmbH über. Mit dieser Änderung der Unternehmensstruktur sollte die Finanzierung des Netzbetriebs sichergestellt und die Eigenkapitalstruktur des Unternehmens verbessert werden.[5]

Unternehmensstruktur

Die Struktur der Schleswig-Holstein Netz soll Kommunen unternehmerisch an den Energieversorgungsnetzen für Strom und Gas beteiligen, wobei die Zielstruktur eine Beteiligung der Kommunen zu maximal 49,9 % vorsieht.[8][12]

Nach dem Auslaufen von Konzessionsverträgen („Wegenutzungsverträge“) können sich die Kommunen durch eine Beteiligung Einkünfte aus dem Netzbetrieb sichern, ohne die wirtschaftlichen Risiken einer eigenen Netzübernahme einzugehen. Ein Gewinnabführungsvertrag zwischen der Schleswig-Holstein Netz und der Hansewerk sorgt dabei für eine feste Gewinnbeteiligung, die sogenannte „Garantiedividende“.[13] Zusätzlich schüttet das Unternehmen eine variable Gewinnbeteiligung an seine Aktionäre aus. Stand 2024 halten rund 400 Kommunen Anteile an der Schleswig-Holstein Netz Beteiligungs-AG.[14]

Über verschiedene Gremien (z. B. Netzbeiräte) erhalten die Kommunen zusätzliche Mitspracherechte beim Netzbetrieb und -ausbau. Alle Kommunen, die einen Wegenutzungsvertrag für Strom oder Gas mit der Schleswig-Holstein Netz abgeschlossen haben, können sich beteiligen.[15] Wegenutzungsverträge können die Kommunen aber weiterhin auch ohne Beteiligung abschließen. Hansewerk bleibt an der Schleswig-Holstein Netz mit mindestens 50,1 % beteiligt und ist damit die Muttergesellschaft der Schleswig-Holstein Netz.[7] Da die schleswig-holsteinischen Kreise gleichzeitig rund ein Drittel der Anteile an der Hansewerk AG halten,[16] ergibt sich eine kommunale Verwurzelung des Unternehmens.

Netzentgelte

Im Oktober 2024 wurde angekündigt, dass die Netzentgelte der Schleswig-Holstein Netz mit dem Beginn des Jahres 2025 für Haushaltskunden deutlich um 4,5 Cent pro Kilowattstunde bzw. rund 27 %[17] gegenüber dem Vorjahr sinken.[18] Hintergrund dieser Senkung ist eine Senkung der Netzentgelte durch eine neue Vorschrift der Bundesnetzagentur, wonach Gebiete, die überdurchschnittlich viel Ökostrom erzeugen, zum Beispiel Schleswig-Holstein, entlastet werden sollen.[19] Aufgrund der zahlreichen Windräder im Gebiet der Schleswig-Holstein Netz und der damit verbundenen Anschlusskosten, die sich auf vergleichsweise wenige Haushalte verteilen, hatten die Stromkunden der Schleswig-Holstein Netz die bis dahin höchsten Netzentgelte in Deutschland bezahlen müssen.[20]

Nachhaltigkeit und Planungen zur Energiewende

Schleswig-Holstein Netz hat Stand Mai 2024 insgesamt mehr als 100.000 Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien an seine Netze angeschlossen. Dabei hat sich der Ausbau in den 2020er-Jahren deutlich beschleunigt, so waren 2021 erst 50.000 Anlagen angeschlossen und allein 2023 gingen rund 33.000 neue Erneuerbare-Energien-Anlagen ans Netz.[21][22] Im Oktober 2023 wurde die Grenze von 10.000 Megawatt Leistung aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen am Stromnetz von Schleswig-Holstein Netz überschritten.[23]

Schleswig-Holstein Netz betreibt mehrere Forschungsprojekte für die Energiewende, in die jedes Jahr mehrere Millionen Euro investiert werden.[24][25] Um das Potential der Erneuerbaren Energien im Norden noch stärker nutzen zu können, verfolgt der Netzbetreiber eine Doppelstrategie: zum einen die enge Kopplung zwischen dem weiteren Ausbau der Erneuerbare-Energien-Anlagen und dem der Stromnetze und zum anderen die bessere Vor-Ort-Verwertung des in der Region erzeugten Grünstroms. Bei der Modernisierung des Umspannwerkes Ahrensburg-Nord im Jahr 2024 verbaute Schleswig-Holstein Netz erstmalig als Isolationsmedium eine Schaltanlage ohne das üblicherweise in der Branche verwendete Schwefelhexafluorid (SF6), das Treibhausgase produziert. Stattdessen wird industriell gereinigte Luft als Isolationsmedium eingesetzt.[26][27]

2023 plante Schleswig-Holstein Netz in seinem gesamten Gebiet rund 281 Millionen Euro für Investitionsprojekte und weitere rund 67 Millionen Euro für Instandhaltungsmaßnahmen ein.[28] Stand 2024 ist für die nächsten Jahre die Errichtung von rund 20 neuen Groß-Umspannwerken, 100 kleineren Umspannwerken und bis zu 1.000 Kilometer 110.000-Volt-Leitungen vorgesehen.[21]

Außenwahrnehmung

Der Erhalt einer großflächigen Netzinfrastruktur ist nach Ansicht vieler Verbände, Organisationen und Behörden eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende: Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, warnte bereits im Frühjahr 2011 vor einer „Zersplitterung der Energienetze“.[29] Auch der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, äußerte Ende 2011 in einem Interview mit der Financial Times Deutschland seine Befürchtungen, Kommunen könnten bei Netzübernahmen die für eine erfolgreiche Energiewende erforderlichen Investitionen in die Netze nicht leisten.[30] Zu den Aufgaben der Schleswig-Holstein Netz gehört der Erhalt des Netzgebietes in Schleswig-Holstein, das ehemals von der Schleswag übernommen wurde,[31] sowie der weitere Netzausbau, auch um die Nachfrage nach Windenergie aus Schleswig-Holstein aus südlicheren Teilen Deutschlands zu decken.[32] Hierzu gehören auch Erneuerungen des Netzgebietes wie der Abbau von Strommasten bei gleichzeitigem Ausbau unterirdischer Kabel.[33]

Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) im Dezember 2013 müssen Kommunen den Netzbetreiber in einem diskriminierungsfreien und transparenten Verfahren auswählen. Dies gilt auch dann, wenn eine Kommune beabsichtigt, das Netz an ein eigenes Stadtwerk zu übertragen. Nach Ansicht des BGHs müssen bei einer diskriminierungsfreien Vergabe vorrangig die Ziele Effizienz des Netzbetriebs, Verbraucherfreundlichkeit, preisgünstige und sichere Versorgung sowie Umweltverträglichkeit beachtet werden. Geklagt hatten die Stadt Heiligenhafen sowie 36 weitere Kommunen in Schleswig-Holstein, die den Netzbetrieb an ein eigenes Stadtwerk vergeben wollten. Der BGH urteilte, dass eine transparente und diskriminierungsfreie Vergabe hier nicht gewährleistet war und gab der Schleswig-Holstein Netz somit Recht.[34]

Sponsoring

Schleswig-Holstein Netz ist Namensgeber und Sponsor des SH Netz Cups, einer jährlich stattfindenden Ruderregatta auf dem Nord-Ostsee-Kanal.[35] Außerdem wird der SH-Netz-Cup von einem Showprogramm begleitet, bei dem beispielsweise 2024 Bonnie Tyler auftrat.[36] Daneben sponsert Schleswig-Holstein Netz weitere Projekte, etwa die Ausstattung von Förderkindern mit Sportkleidung[37] oder Kleidung und Warnwesten für öffentliche Frühjahrsputz-Aktionen.[38]

Commons: Schleswig-Holstein Netz AG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Impressum. In: Schleswig-Holstein Netz. Abgerufen am 10. Januar 2025.
  2. SH Netz komplettiert Geschäftsführung mit Lisa Hebenstreit. In: Energie & Management. 3. Januar 2025, abgerufen am 13. Januar 2025.
  3. Aufsichtsrat von Schleswig-Holstein Netz: Christian Fenger ist neuer Vorsitzender. In: Windkraft-Journal. 18. Dezember 2024, abgerufen am 13. Januar 2025.
  4. a b Schleswig-Holstein Netz AG, Jahres- und Tätigkeitsabschluss nach EnWG zum Geschäftsjahr vom 01.01.2022 bis zum 31.12.2022, veröffentlicht am 4. Januar 2024 im Unternehmensregister, abgerufen am 20. November 2024
  5. a b Erfolgreiches Geschäftsjahr 2023 bei SH Netz: 12,5 Millionen Euro Dividende für Kommunen. In: Herzogtum direkt. 17. April 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  6. a b Erste Kommunen beteiligen sich an Schleswig-Holstein Netz AG. In: Energate. 21. September 2021.
  7. a b Marcus Jürgensen: Die Herren der Netze. In: Bergedorfer Zeitung. 25. Juli 2012, S. 16.
  8. a b Witzeeze beteiligt sich an Schleswig-Holstein Netz AG. In: Bergedorfer Zeitung. 3. Juli 2020, S. 19.
  9. Neuer Gasnetzbetreiber will 2020 die Transportkosten senken. In: Hamburger Abendblatt. 6. Juli 2019, abgerufen am 10. Januar 2025.
  10. Arne Kolarczyk: Schenefelder Strom- und Gasnetz in neuer Hand. In: Hamburger Abendblatt, Ausgabe Pinneberg. 3. Mai 2023, S. 17.
  11. Porträt. In: Nordnetz. Abgerufen am 13. Januar 2025.
  12. E.on Hanse will Kommunen an Stromnetz beteiligen. In: Die Welt. 6. August 2009, abgerufen am 10. Januar 2025.
  13. Eon liefert mehr Strom und Gas. In: Die Tageszeitung (taz Nord). 8. Juli 2010, S. 18.
  14. Vorläufige Netzentgelte Gas: SH Netz erwartet Kostenanstieg. 17. Oktober 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  15. Daten und Fakten. In: Schleswig-Holstein Netz. Abgerufen am 10. Januar 2025.
  16. E.on Hanse will Kommunen an Stromnetz beteiligen: Von Hein Gas über E.on Hanse zu HanseWerk. In: Die Welt. 19. Januar 2015, S. 27.
  17. Vor allem in ländlichen Regionen: Strompreise könnten nächstes Jahr sinken. In: Tagesschau. 9. Oktober 2024, abgerufen am 13. Januar 2025.
  18. Strompreise in SH werden für viele Kunden günstiger. In: Norddeutscher Rundfunk. 8. Oktober 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  19. Stromkosten könnten im nächsten Jahr für Millionen Menschen sinken. In: Die Zeit. Abgerufen am 10. Januar 2025.
  20. Peer-Axel Kroeske: Netzentgelte – der treibende Faktor beim Strompreis in SH. In: Norddeutscher Rundfunk. 9. Februar 2024, abgerufen am 11. Februar 2024.
  21. a b HanseWerk investiert 2,8 Milliarden Euro bis 2028 – Rekordsumme fließt in die Strom- und Wärmenetze. In: Herzogtum direkt. 8. Mai 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  22. Kay Müller: Energiewende-Rekord: Hansewerk schließt 100.000ste Anlage in SH an. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 7. Mai 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  23. Neuer Rekord: 10.000 Megawatt Leistung aus Erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein. In: Herzogtum direkt. 29. Oktober 2023, abgerufen am 10. Januar 2025.
  24. Innovation. In: Schleswig-Holstein Netz. Abgerufen am 10. Januar 2025.
  25. Holger Kroker: „H“ wie Hoffnung. In: Die Welt. 22. Oktober 2020, S. WR2.
  26. SH-Netz erneuert Umspannwerk mit SF6-freier Technologie. In: Energie & Management. 23. Februar 2023, abgerufen am 13. Januar 2025.
  27. Filip Schwen: SH Netz baut neues Umspannwerk ohne Klimakiller-Gas. In: Hamburger Abendblatt. 22. Mai 2024, abgerufen am 13. Januar 2025.
  28. Joachim Möller: 31 Millionen Euro für Strom und Gas: Schleswig-Holstein Netz AG plant unter anderem Umspannwerke in Itzehoe, Steinburg, Oldenborstel und Brokstedt. In: Norddeutsche Rundschau. 21. April 2023, S. 9.
  29. Kartellamt warnt vor Zersplitterung der Energienetze. In: Reuters. 4. März 2011, abgerufen am 10. Januar 2025.
  30. Michael Gassmann: Bundesnetzagentur warnt vor Energie-Euphorie. In: Financial Times Deutschland. 22. Dezember 2011, archiviert vom Original; abgerufen am 10. Januar 2025.
  31. Geschichte. In: E.ON Hanse AG. 16. Dezember 2010, archiviert vom Original; abgerufen am 10. Januar 2025.
  32. Rieke Beckwermert: Sturm im Norden: Da wurde im Süden der Strom knapp. In: Segeberger Zeitung. 17. Januar 2023, S. 1.
  33. Herbert Frauen: Die Strommasten verschwinden. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 3. Mai 2021, abgerufen am 10. Januar 2025.
  34. Bundesgerichtshof zur Vergabe von Stromnetzkonzessionen durch die Gemeinden. In: Pressemitteilung des Bundesgerichtshofes vom 18.12.2013. 2013, abgerufen am 16. Januar 2014.
  35. SH Netz Cup 2024 in Rendsburg: Eine Programm-Übersicht. In: Norddeutscher Rundfunk. 7. September 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  36. Frank Höfer: Rock-Ikone Bonnie Tyler kommt zum SH Netz Cup – und richtet Videogruß an alle Rendsburger. In: Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag. 28. Juni 2024, abgerufen am 10. Januar 2025.
  37. Tennis für Kinder: Am Geld soll es nicht scheitern. In: Uetersener Nachrichten. 24. Mai 2017, S. 3.
  38. Quickborn macht sich „fit“ für den Frühling. In: Hamburger Abendblatt. 20. März 2024, S. 17.

 

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