Die Scheldegotik ist ein regionaler frühgotischer Übergangsstil von der Romanik zur Gotik im Kirchenbau. Den Namen hat sie nach dem Fluss Schelde, der durch Nordfrankreich und Belgien fließt.
Die Scheldegotik übernahm ab Anfang des 13. Jahrhunderts den auf der Ile de France und im Burgund entstandenen Stil der Gotik in den Kirchenbau im Becken der Schelde in Flandern. Hauptbaumaterial ist der graublaue Kalkstein aus Tournai, in den Küstengebieten Flanderns auch Backstein. Als erstes Werk der Scheldegotik gilt die Kirche Saint-Quentin in Tournai, mit deren Bau noch vor 1200 begonnen wurde.[1] Deshalb wird die Scheldegotik im Französischen als „gothique tournaisien“ bezeichnet.
Kennzeichen
Von der geografisch östlich, aber auch zeitlich anschließenden Brabanter Gotik unterscheidet sich die Scheldegotik durch strengere Formen und sparsamere Verwendung von Zierrat.
Allgemein fallen die Kirchen durch großartige Turmakzente auf. Kirchen der Scheldegotik haben typischerweise den größten Turm über der Vierung, wie man es in Frankreich und Deutschland fast nur in der Romanik findet, aber bei vielen gotischen Kirchen Englands und Spaniens. Dieser Vierungsturm ist mit vier Ecktürmchen versehen und innen achtteilig als Klosterkuppel gewölbt.[1]
Im Triforium wechseln sich Pfeiler und Säulen ab.[1]
Einzelne der Kirchen haben kleine runde oder achteckige Ecktürme an Hauptschiff oder Querschiff, wie man sie auch in niederländischen Bauten findet, die ihr nicht zugerechnet werden.
Saint-Quentin in Tournai, gotische Elemente unter romanischen
Chor der Onze-Lieve-Vrouwekerk in Oudenaarde
Hauptschiff von St. Niklas in Gent
Apsis von St. Niklas in Gent
Bezüge
Die Kathedrale von Tournai ist kein typisches Beispiel, da bei ihr romanische und gotische Gebäudeteile nebeneinander stehen, romanische und gotische Stilelemente aber nicht zu einem Stil integriert sind.
Abschnitt Scheldegotik. In: Wilfried Koch: Baustilkunde. Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. Mosaik-Verlag, München 1982, ISBN 3-570-06234-1, S. 178.
Fußnoten
↑ abcdefgWilfried Koch: Baustilkunde. Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart. Mosaik-Verlag, München 1982, S. 178.