Schauhöhle

Dachstein-Rieseneishöhle mit elektrischem Licht und Treppen

Eine Schauhöhle ist eine Höhle, die touristisch genutzt wird. Der Begriff geht auf die Entwicklung des Höhlentourismus im 19. Jahrhundert, vor allem in der Donaumonarchie, zurück. Dieser Begriff wurde deshalb primär von österreichischen Karstforschern definiert, zum Beispiel von Hubert Trimmel.

Konzept der Schauhöhle

Von einer Schauhöhle kann gesprochen werden, wenn die Höhle im Wesentlichen über folgende Eigenschaften verfügt:

  • Wegenetz: Höhlen sind meist sehr schwer begehbar. Daher ist es nötig, mit erheblichem Aufwand Wege aus Holz, Metall und Beton zu erstellen. Nur sehr wenige Höhlen verfügen über einen ebenen Boden, so dass auf künstliche Wege über gewisse Strecken verzichtet werden kann. Ganz verzichten kann man auf künstliche Veränderungen fast nie.
  • Führungen: Traditionell ist die Führung, also der Besuch mit einem Führer, der belehrt und überwacht, ein wichtiges Zeichen.
  • Eintrittspreis: Der Betreiber möchte mit der Höhle Geld verdienen. Zumindest muss er so viel Geld einnehmen, wie für den Unterhalt der Höhle, die Erneuerung der Wege, die Beleuchtung und die Stromversorgung benötigt wird.
  • Verschluss: Ein wichtiger Schutzaspekt ist der Verschluss von Schauhöhlen durch den Betreiber. So kann die Höhle nicht mehr frei besucht werden, sondern ausschließlich im Rahmen der Führungen. Dadurch wird Vandalismus unterbunden und dafür gesorgt, dass keine Personen zu Schaden kommen. Allerdings wird auch die Forschung erschwert.
  • Öffnungszeiten: Regelmäßige Öffnungszeiten, also vorherbestimmte regelmäßig wiederkehrende Zeiten, zu denen die Höhle besucht werden kann.
Mooswachstum durch falsche Beleuchtung
  • Licht: Eine Höhle ist dunkel. Um sie touristisch nutzen zu können, muss sie beleuchtet werden. Heutzutage ist das in der Regel elektrisches Licht, so dass man bei elektrischer Beleuchtung von einer Schauhöhle sprechen kann. Grundsätzlich gibt es aber auch noch Alternativen. So können an Besucher Handlampen ausgegeben werden. Meist sind das elektrische Taschenlampen, Karbidlampen oder in Ausnahmefällen auch Helmlampen. Bis in das 20. Jahrhundert wurden auch Fackeln verwendet. Dies kann bei alten Schauhöhlen an schwarzen Ablagerungen erkannt werden. Bei manchen Höhlen kommt es bei Verwendung von ungeeigneten Leuchtstoffröhren mit UV-Licht zur Entstehung von unerwünschter Lampenflora in Form von Algen- und Mooswachstum.

In Deutschland, Österreich und der Schweiz werden Schauhöhlen meist von Vereinen betrieben. Oft sind dies eigens zu diesem Zweck gegründete Höhlenvereine, manchmal auch der Wanderverein (Albverein), Alpine Vereine, die Naturfreunde oder andere naturverbundene Vereinigungen. Dann werden die Eintrittspreise meist lediglich zum Erhalt der Höhle eingesetzt und viele Arbeiten werden durch ehrenamtliche Kräfte erledigt.

Schutzgedanken

Davon abgegrenzt wird begrifflich die Naturhöhle, deren Zutritt der wissenschaftlichen Forschung vorbehalten bleibt – Höhlenerkundung (Speläologie im engeren Sinne) und Biotopforschung (Flora, Fauna und Habitate) ebenso wie Archäologie/Anthropologie, was Fundorte betrifft.

Naturschutz

Allgemein stehen Höhlen in den meisten Ländern prinzipiell unter strengem Naturschutz.

Das Konzept der Schauhöhle kann dem eines Naturparks verglichen werden: Teile der Höhle werden für eine touristische Nutzung freigestellt, neben dem profanen Zweck der Finanzierung der weiteren Höhlenerkundung auch, um die Naturschutzaspekte und den Wert einer Höhle den Besuchern nahezubringen sowie den Umweltgedanken zu verbreiten – was eine Umsetzung moderner Schutzkonzepte darstellt, die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Verankerung im Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung (durch lokale Wertschöpfung wie auch Stolz auf Naturschönheiten) und auch den Fremdenverkehrsgästen im Sinne eines touristischen bekannten Profils einer Region (als Gegend mit reizvollem Naturangebot) als wichtiges Standbein des Naturschutzes erachtet.

Dabei kann die Schauhöhle dem Konzept von Kern- und Pufferzone eines Nationalparks oder dem Konzept Strenges Naturreservat verglichen werden: Die Eingangsbereiche sind erschlossen, die tieferen Teile stehen Forschung und dem ungestörten Biotop zur Verfügung. Diesen Gedanken folgte auch die UNESCO etwa mit der Erklärung der Höhlen von Škocjan – die seit über 100 Jahren touristische begangen werden und seit 1933 sogar durch einen künstlich angelegten Stollen von „falschen“ Ende her eröffnet und auf ganzer Länge eines Astes zur Begehung erschlossen sind – zum Weltnaturerbe.

Archäologie

Die Chauvet-Höhle wurde seit ihrer Entdeckung 1994 vor Besuchern und sogar Archäologen geschützt und nur einer Gruppe von etwa 20 Wissenschaftlern nur stundenweise Zugang gewährt, sodass die seit etwa 20.000 Jahren fast unveränderten Oberflächen und Malereien einen einmaligen Erhaltungszustand bewahrten.

Ähnliche Reglementierungen wurden auch in den Höhlen von Lascaux und Altamira Ende der 1960er und Ende der 1970er Jahre eingeführt, allerdings erst, nachdem die Zerstörungen durch die Besucherströme unübersehbar geworden waren.

Wirtschaftliche Verwertung

In einigen Ländern sind Schauhöhlen oft in Privatbesitz. Sie können verkauft und wirtschaftlich betrieben werden. Neben einem höheren Niveau der Eintrittspreise ist dies häufig mit Werbung verbunden. Auch bunte Beleuchtung, Märchenszenen für Kinder und Multimedia-Shows gehören in diesen Themenkreis. In diesen Ländern gibt es meist keine wörtliche Entsprechung des Begriffs Schauhöhle, man spricht von Commercial Caves (kommerziellen Höhlen) oder Tourist Caves (touristischen Höhlen).

In einigen Höhlen finden Veranstaltungen statt, so in der St. Michael’s Cave in Gibraltar, in die ein Auditorium für Aufführungen eingebaut wurde. Sie hat jährlich etwa eine Million Besucher.[1]

Siehe auch

Commons: Schauhöhle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelbelege

  1. Duquesa - St. Michael's Cave (Memento vom 11. Juli 2011 im Internet Archive).