Das Dorf Scharlibbe liegt 15 Kilometer nordöstlich der Kreisstadt Stendal und drei Kilometer östlich der Elbe am Trübengraben im Land Schollene. Im Osten liegt das Waldgebiet Scharlibber Heide.[4]
Im Jahre 1351 wird Scharlibbe als Schorlubbe erwähnt, als sich Erzbischof Otto von Magdeburg und das Domkapitel zu Magdeburg mit Markgraf Ludwig I. von Brandenburg vergleichen. Ludwig musste ihnen eine Entschädigung zahlen, für die er unter anderem Jerichow mit den Dörfern Klietz, Schollene und Scharlibbe für 3.000 Mark zum Pfand setzte.[5] Weitere Nennungen sind 1477 Schurlubbe und Schorlubke, 1563 Scharlubbe und 1665 Scharlübbe.[6] 1684 erwirbt die Familie von Katte das Gut Scharlibbe. Erwerber war Hans von Katte (1633–1684), erzbischöflicher magdeburgischer, dann Hofmann zu Coburg, verheiratet mit Dorothea von Witzleben, dann mit Eva Auguste von Stammer, mit der er Kinder hatte. Der erste Sohn Heinrich Christoph von Katte-Kamern (1675–1743) übernimmt die Besitzung. Er wurde magdeburgischer Kammerpräsident, Geheimer Rat, Amtshauptmann zu Kalbe. Seine Frau war Ursula von Möllendorff.[7] Auch der Enkel der Vorgenannten, der preußische Kriegsminister Heinrich Christoph von Katte, geboren 1699 auf Gut Wust, lebte Mitte des 18. Jahrhunderts im Ort und verstarb hier 1760.
Am 14. Juli 1832 wütete im Dorf ein Brand, der 13 Gehöfte in Schutt und Asche legte. Die Versicherung leistete 5129 Taler Schadensersatz.[8][9] 1842 war Scharlibbe ein Kirchdorf mit einem landtagsfähigen Rittergut und zwei Windmühlen.[10] Eine Mühle stand vor dem südlichen Ortseingang beim Schmidtshof in der Nähe vom heutigen Ausbau.[11] Die Bockwindmühle im Nordosten des Dorfes wurde zwischen 1980 und 1983 abgebrochen.
Andere Erwähnungen
Aleksander Brückner ordnet die Erwähnung mansos in scorlup in burgwardo zcolin aus dem Jahre 1097[12] Scharlibbe zu.[13] Der Namenforscher Walter Wenzel deutet den Eintrag jedoch als Schkorlopp nahe Markranstädt bei Leipzig.[14]
Herkunft des Ortsnamens
Der Names des Ortes leitet sich wahrscheinlich von slawischen „skorlupa“ oder „skralupa“ ab, was soviel wie „abgeschälte Rinde“ bedeutet.[15]
Bereits am 30. September 1928 der Gutsbezirk Scharlibbe mit der Landgemeinde Scharlibbe vereinigt worden.[17]
Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Scharlibbe aus dem Landkreis Genthin in die Gemeinde Klietz eingemeindet.[18] Am 1. Januar 1957 wurde die Gemeinde Scharlibbe im Kreis Havelberg durch Ausgliederung aus Klietz neu gebildet. Die Gemeinde wurde am 15. Februar 1974 erneut aufgelöst und in die Gemeinde Klietz eingemeindet.[19]
Die heutige evangelische Dorfkirche Scharlibbe wurde zwischen 1902 und 1906 nach Plänen des Kreisbaumeisters Engelbrecht aus Genthin erbaut. Der Neubau war nötig geworden, da der ursprüngliche spätromanischer Backsteinbau aus Ende des 12. Jahrhunderts aufs Äußerste vernachlässigt worden war.[30]
Wirtschaft und Infrastruktur
Neben der Landwirtschaft spielt zunehmend der sanfte Tourismus eine Rolle.
W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S.181–182. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.186, 82. Scharlibbe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
↑
Preußisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen. Band VIII, Provinz Sachsen. Nach dem endgültigen Ergebnis der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und anderen amtlichen Quellen unter Zugrundelegung des Gebietsstandes vom 1. Februar 1931. Berlin 1931, DNB365941611, S.39.
↑ ab
Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB1047269554, S.19–20.
↑
Ernst Wernicke: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Kreise Jerichow. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen. Band21. Hendel, Halle an der Saale 1898, S.367–368 (archive.org).
↑
Gudrun Walinda: Kirchen in der Altmark einschließlich Elb-Havel-Winkel. Ausflüge zu steinernen Zeugen der Geschichte. Hrsg.: Landkreis Stendal, Amt für Wirtschaftsförderung. III. Region Elbe, Hohenberg-Krusemark, 1996, S.21.
↑ abc
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.186, 82. Scharlibbe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
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Dietrich von Gladiss (Hrsg.): Diplomata 18: Die Urkunden Heinrichs IV. (Heinrici IV. Diplomata). Teil 2: 1077–1106 Weimar 1959, S. 614 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
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W. Schmidt: Heimatkunde der Kreise Jerichow I und II für Schule und Haus. Selbstverlag des Verfassers, Ferchels 1894, S.181–182. (Nachdruck: SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege)
↑
Erste Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.15, 22. Juni 1950, ZDB-ID 511105-5, S.225, §6 (PDF).
↑
Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S.224.
↑
Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.276 (PDF).
↑ ab
Anke Schleusner-Reinfeldt: Zahl der Einwohner sinkt nur leicht. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 30. Januar 2015 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
↑
Anke Schleusner-Reinfeldt: 33 Einwohner weniger im Elbe-Havel-Land. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 15. Januar 2019 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
↑ ab
Anke Schleusner-Reinfeldt: Einwohnerzahl sinkt. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Havelberg. 17. Januar 2020 (volksstimme.de [abgerufen am 12. August 2021]).
↑ ab
Ingo Freihorst: Klietz und Kamern legen 2021 zu. In: Havelberger Volksstimme, Elb-Havel-Echo. 19. Februar 2022, DNB1047268663, S.18.
↑
Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.102 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑
Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.15 (genealogy.net [Volltext und Scan]).