In einem Sehnenviereck ist das Produkt der Längen der Diagonalen gleich der Summe der Produkte der Längen gegenüberliegender Seiten.
In einem Sehnenviereck gilt also:
.
Zudem gilt auch die Umkehrung des Satzes von Ptolemäus, das heißt, stimmt in einem konvexen Viereck das Produkt der Diagonalen mit der Summe der Produkte der gegenüberliegenden Seiten überein, so handelt es sich um ein Sehnenviereck. Für Vierecke, die keine Sehnenvierecke sind, gilt die folgende Aussage, die auch als Ungleichung des Ptolemäus bezeichnet wird:[1]
Ist ein Dreieck und D ein Punkt, der nicht auf dem Bogen des Umkreises liegt, so gilt:
.
Elementargeometrischer Beweis
Bei einem Sehnenviereck betrachte man das Dreieck mit dem separaten Punkt auf seinem Umkreis mit Radius und das zugehörige Fußpunktdreieck. Die Formel zur Berechnung der Seitenlängen eines Fußpunktdreieckes liefert dann für :
Da D nun aber auf dem Umkreis von liegt, ist entartet und seine Seiten liegen auf der zugehörigen Simson-Gerade, so dass die zwei Seiten und sich zur dritten Seite ergänzen. Es gilt also:
Dabei darf man weiter annehmen, dass eine spezielle Figur mit vorliegt, für die also der Eckpunkt mit dem Ursprung zusammenfällt. Denn folgt der Satz für diesen speziellen Fall, so folgt er allgemein, da jede gegebene geometrische Figur der genannten Art kongruent zu einer solchen speziellen Figur ist. Eine derartige Kongruenz lässt sich mittels einer passend gewählten Verschiebung stets schaffen.
(II) Ausnutzung der geometrischen Eigenschaften der Umkehrfunktion
Wesentlich für den Beweis ist nun die Tatsache, dass für die Kreislinie der punktierte Kreisbogen unter der Umkehrfunktion in eine Gerade, nämlich in die Bildgerade von unter , übergeht.
Da nun auf dem punktierten Kreisbogen der Punkt zwischen den Punkten und liegt, gilt Entsprechendes für die drei Bildpunkte der Bildgeraden. Es liegt also zwischen und und gehört damit zu den Punkten der dazwischenliegenden Strecke.
Dies aber ist nichts weiter als die oben behauptete und zu beweisende Identität.
Folgerungen
Satz des Pythagoras
Jedes Rechteck ist ein Sehnenviereck, in welchem – mit den obigen Bezeichnungen – die Gleichungen gelten. Da nun ein rechtwinkliges Dreieck sich stets derart zu einem Rechteck ergänzen lässt, dass die Hypotenuse des rechtwinkligen Dreiecks mit einer der beiden Rechteckdiagonalen und die beiden Katheten mit zwei aneinandergrenzenden Rechteckseiten zusammenfallen, zieht der Satz des Ptolemäus den Satz des Pythagoras nach sich.[6]
Sehnen des Umkreises eines gleichseitigen Dreiecks
Gegeben seien ein gleichseitiges Dreieck mit der Seitenlänge sowie ein Punkt auf dem Umkreis des Dreiecks. Dann ist die Summe der Längen der beiden kürzeren der Sehnen, und gleich der Länge der längsten Sehne von .
Wenn eine Riemannsche Mannigfaltigkeit nichtpositive Schnittkrümmung hat, dann ist sie lokal ptolemäisch, d. h. zu jedem Punkt gibt es eine Umgebung, innerhalb derer die Ptolemäische Ungleichung gilt.[9]
Literatur
Erwin Just, Norman Schaumberger: Vector Approach to Ptolemy’s Theorem. Mathematics Magazine, Vol. 77, No. 5, 2004, S. 386–88 (JSTOR:3219205)
John Roe: Elementary Geometry (= Oxford science publications). Oxford University Press, Oxford [u. a.] 1993, ISBN 0-19-853457-4.
Anna Maria Fraedrich: Die Satzgruppe des Pythagoras (= Lehrbücher und Monographien zur Didaktik der Mathematik. Band29). B.I.-Wissenschaftsverlag, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 1994, ISBN 3-411-17321-1.
Klaus Gürlebeck, Klaus Habetha, Wolfgang Sprößig: Funktionentheorie in der Ebene und im Raum. Birkhäuser Verlag, Basel [u. a.] 2006, ISBN 978-3-7643-7369-6.
Helmut Karzel, Hans-Joachim Kroll: Geschichte der Geometrie seit Hilbert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-08524-8.
Hugo Fenkner, Karl Holzmüller: Mathematisches Unterrichtswerk. Nach den Richtlinien für die Lehrpläne der höheren Schulen Preußens neu bearbeitet von Dr. Karl Holzmüller. Geometrie. Ausgabe A in 2 Teilen. I. Teil. 12. Auflage. Verlag von Otto Salle, Berlin 1926.
↑Hugo Fenkner, Karl Holzmüller: Mathematisches Unterrichtswerk. Nach den Richtlinien für die Lehrpläne der höheren Schulen Preußens neu bearbeitet von Dr. Karl Holzmüller. Geometrie. Ausgabe A in 2 Teilen. I. Teil. 12. Auflage. Verlag von Otto Salle, Berlin 1926, S.170.
↑John Roe: Elementary Geometry (= Oxford science publications). Oxford University Press, Oxford [u. a.] 1993, ISBN 0-19-853457-4, S.123 (Auszug).
↑Helmut Karzel, Hans-Joachim Kroll: Geschichte der Geometrie seit Hilbert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-08524-8, S.96.
↑Anna Maria Fraedrich: Die Satzgruppe des Pythagoras (= Lehrbücher und Monographien zur Didaktik der Mathematik. Band29). B.I.-Wissenschaftsverlag, Mannheim / Leipzig / Wien / Zürich 1994, ISBN 3-411-17321-1, S.63–64.
↑S. M.Buckley, K. Falk, D. J. Wraith: Ptolemaic Spaces and CAT(0). (PDF; 181 kB) In: Glasg. Math. J., 51, 2009, no. 2, S. 301–314.
↑D. C. Kay: Ptolemaic metric spaces and the characterization of geodesics by vanishing metric curvature. Ph.D. thesis, Michigan State Univ., East Lansing MI 1963