Sarah Calburn besuchte die traditionsreiche Roedean School, eine konfessionelle Privatschule, die Mädchen auf eine universitäre Ausbildung vorbereitet. Ihre Mutter war ausgebildete, aber nicht praktizierende Architektin.[2] Sie selbst studierte ab 1981 Architektur an der Witwatersrand-Universität und schloss ihr Studium 1987 mit Auszeichnung ab. Calburn arbeitete anschließend als Architektin in Paris, Hongkong, Sydney und Melbourne. Sie studierte schließlich Architektur am Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) in Australien, wo sie 1996 mit dem Master abschloss.[3]
Sarah Calburn Architects
Zurück in Südafrika gründete Calburn das Architekturbüro Sarah Calburn Architects in Johannesburg.[3] Das Team aus vier Mitarbeitern arbeitet nach den Leitlinien: laterales Denken, räumliche Intelligenz, Einfallsreichtum und Kreativität, ungewöhnliche Lösungen.[4] Neben zahlreichen Wohnbauprojekten entwarf Calburn auch einige Projekte für den künstlerischen Sektor, wie den Umbau eines Vorstadthauses in die Gallery Momo in Johannesburg, einer Galerie für zeitgenössische Kunst.[1]
Das Little Cliff House wurde für einen bekannten Künstler und seine Familie erbaut. Es steht auf einer kleinen Felsenklippe, wo zwei nach drei Seiten offene Betonkästen übereinander auf Stahlsäulen ruhen. Die offenen Seiten sind ringsum mit einer Glasfassade verbunden. Der Hauptwohnbereich befindet sich im oberen Stockwerk zwischen den Baumwipfeln.[5]
Als Calburn den Auftrag von der Roedean School erhielt, einen Anbau für das Centre for Mathematics Excellence zu entwerfen, plante sie, Alt und Neu so zu verbinden, dass die historischen Gebäude nicht ins Hintertreffen geraten. So wurde zwischen zwei bestehenden Häusern eine Ebene über dem Treppenaufgang ergänzt und mit einer Glasfront zu den berühmten Gärten der Schule versehen.[6]
Mit dem Cocoon House entwarf Calburn ein Wohnhaus für eine alleinstehende Frau. Das Gebäude umgibt einen ovalen Hof und Grünpflanzen. Es bietet damit Schutz nach außen und bringt dennoch Licht und Natur in das Wohnhaus. Dabei hat sich Calburn nach eigenen Angaben an einem indischen Haveli orientiert, wo ebenfalls das Parterre für Alltagsverrichtungen genutzt wird und sich im ersten Stock die privaten Rückzugsräume befinden.[7]
Ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit ist die Einbindung eines Gebäudes, sei es in eine städtische oder eine ländliche Umgebung, so dass Gebäude und Umgebung miteinander in Kommunikation treten können.
„Wenn ich Architektur definieren sollte, würde ich Folgendes sagen: Architektur ist nicht das "Einschließen von Raum", sondern immer auch das bewusste und kritische "Öffnen von Raum".“
Calburn ist Vorstandsmitglied des Gauteng Institute for Architecture (GIFA) und war Programmdirektorin der ArchitectureZA 2010, der ersten südafrikanischen Architekturbiennale, die die kreative Stadtentwicklung von Johannesburg zum Thema hatte.
Im Dezember 2010 gewann Sarah Calburn zusammen mit dem Architekten Dustin A. Tusnovics den dritten Preis beim urbaninform Competition in Zürich für ihr Projekt „Taking the Gap“. Die Jury lobte das starke Design des Projekts und bezeichnete es als eine wichtige Initiative für den sozialen Wohnungsbau in Südafrika.[8]
Eine Auswahl von Projekten mit den jeweiligen Auszeichnungen:[9]
1999: House on Fire, Veranstaltungsräume, Restaurant und Läden für Justin Thorne's Washa Umkhukhu (House on Fire), Malkerns, Swasiland.[10]
2001: Brunda House.[11] 2002: Goldpreis der Timber Frame Builders Association in Südafrika (TFBA) (Vereinigung der Holzrahmenbauunternehmen).
2002: Lambrechts House. 2002: Bronzepreis der Timber Frame Builders Association in Südafrika (TFBA).
2002: Krynauw House. 2002: Silberpreis der Timber Frame Builders Association in Südafrika (TFBA).
2002: Vredehoek Lofts, Wohnhaus in Johannesburg.[12] 2002: Gewinner in der Kategorie Innenraum beim Dulux Colour Award.
2006: Little Cliff House, Craighall Park, Johannesburg, Südafrika.[13] 2007: Regionaler Preis für herausragende Architektureispiele des Gauteng Institute for Architecture.
2007: Boutique für den britischen Designer Paul Smith in Johannesburg. Umbau eines vorhandenen Wohnhauses.[14][15]
N. Coetzer: Between landscape and architecture. Fynbos House. In: Architecture South Africa. Nr.7-8, 2006, ISSN1682-9387, S.50–53 (englisch).
Sarah Bullen: Bow house. Fotografien von Elsa Young. In: House and leisure. Band159, Juli 2007, OCLC319861446, S.73–79 (englisch).
A. Lipmann: Outsider architecture - where amateurs blossom. In: Architecture South Africa. Nr.3-4, April 2008, ISSN1682-9387, S.28–32 (englisch).
'Ora Joubert: Little Cliff House. In: 10 Years and 100 Buildings. Architecture in a democratic South Africa. Bell-Roberts, Kapstadt 2009, ISBN 978-0-9814200-3-5, S.198–201 (englisch).
'Ora Joubert: Fynbos House. In: 10 Years and 100 Buildings. Architecture in a democratic South Africa. Bell-Roberts, Kapstadt 2009, ISBN 978-0-9814200-3-5, S.348–351 (englisch).
Graham Wood: Urban viewpoint. Fotografien von Elsa Young. In: House and leisure. Band191, April 2010, OCLC898080041, S.68–73.
Sarah Nuttall: Intimate lives, interior places. In: Image & Text. A Journal for Design. Band29, Nr.1, 1. Oktober 2017, ISSN1020-1491, S.18–36 (englisch).
L. van Schaik: Practising in the margins. High turnover, low unit cost. In: Architectural Design. Band88, Nr.5, 1. September 2018, ISSN0003-8504, S.128–133 (englisch).
Agata Toromanoff: Sarah Calburn. In: Raising the roof. Women architects who broke through the glass ceiling. Prestel, Munich / London / New York 2021, ISBN 978-3-7913-8663-8, S.50–53.