Sanvitale (Adelsgeschlecht)

Wappen des Hauses Sanvitale

Die Familie Sanvitale hat ihre Ursprünge Anfang des 12. Jahrhunderts (1122), als Ugo der Familie ihren Namen verlieh, indem er einen Wehrturm an der ‚‚Enza‘‘ errichten ließ, der dem Heiligen Vitalis geweiht war. Anderen Quellen zufolge verdankt der Name seinen Ursprung San Vitale Baganza, einem Territorium, das der Familie gehörte. Eine weitere Hypothese bezieht sich auf das Wohnhaus dieser Familie, das in der Nähe der alten Vitaliskirche in Parma lag.[1][2][3]

Ihre freundschaftliche Haltung den Guelfen gegenüber führte dazu, dass sie in mehreren Städten wichtige Positionen einnahmen und dass sie 1378 das Territorium von Fontanellato von Herzog Gian Galeazzo Visconti, dem Herrn von Mailand, als Lehen erhielten. Dieser hatte die Herrschaften erobert, die vorher der Familie Terzi gehörten. 1404 erhielten die Brüder ‚‚Giberto‘‘ und ‚‚Gianmartino Sanvitale‘‘ die Investitur in die Grafschaft Fontanellato von Gian Galeazzo Visconti.

Die Familie Sanvitale wuchs in drei Hauptzweige, die von Sala und Colorno, die von Fontanellato und schließlich die von Parma.

Zweig von Sala und Colorno

Rocca Sanvitale (Sala Baganza)

Der Zweig von Sala begann mit Tedisio di Guarino Sanvitale, dem Bruder des Bischofs von Parma, Obizzo Sanvitale, der aus der Mitgift seiner Gattin Adelmota Cornazzani ein Teil der Lehen von Sala und von Maiatico erhielt. Den verbleibenden Teil kaufte er 1258 von einem Verwandten seiner Gattin, Bernardino Franceschi. Die Eheleute ließen sich im Torre di San Lorenzo in Sala nieder. 1278 wurde Tedisio Vikar von Karl I. von Neapel und heiratete, nachdem seine erste Gattin verstorben war, Margherita Fieschi aus Codogno. Ihr Sohn Gianquirico wurde 1322 von Andreasio Rossi aus San Secondo (einer historisch rivalisierenden Dynastie) verdrängt.

Bernabò Visconti nahm 1355 die Herrschaften des Sala-Zweiges wieder auf und verlieh den Titel der Grafen von Belforte (einer Besitzung in der Nähe von Borgo Val di Taro). Giberto III. Sanvitale heiratete 1454 Donella de’ Rossi aus San Secondo, die Tochter des großen Rivalen Pier Maria II. de’ Rossi und erhielt 1477 auch den Titel des ersten Grafen von Sala von Gian Galeazzo Maria Sforza aus Mailand, der auch den Weg zur Wiedererrichtung des Turmes in verschwenderischer Form freimachte, der heute noch teilweise zu sehen ist. Während der Abwesenheit von Giberto III. griff Amuratte Torelli (ein Verbündeter der Rossis) die Burg von Sala an, wurde aber von Donella de’ Rossi, die ihrem Ehemann treu war, tödlich verwundet.

1545 schwor Girolamo I. Sanvitale dem neuen Herrn von Parma, Pier Luigi II. Farnese (dem Sohn von Papst Paul III.) die Treue, der als durch eine Verschwörung der Adligen am 10. September 1547 als abgeschlachtetes und geblendetes Opfer in Piacenza sterben musste. Am 5. September 1564 heiratete der Graf von Sala, Giberto IV. Sanvitale, in zweiter Ehe Barbara Sanseverino, die Erbin der Markgrafschaft Colorno.

Die Sanvitales von Sala (ein Familienzweig, der Herr von Fontanellato geworden war) wurden wegen einer Verschwörung gegen den Herzog Ranuccio I. Farnese angeklagt, verurteilt und am 19. Mai 1612 enthauptet. Man sagt, die Verschwörung habe ihren Ursprung in den Versuchen Ranuccios I. gehabt, das Lehen und die herzogliche Villa von Colorno zu besetzen. Gian Francesco Sanvitale und seine Mutter Barbara (die inzwischen verwitwet war und Orazio Simonetta, den Grafen von Sissa geheiratet hatte) starben zusammen mit anderen Adligen aus dem Gebiet von Parma. Gian Francesco war in Borgo Val di Taro eingesperrt, wo er Olimpia Cassio heiratete und später an der Pest starb.

Zweig von Fontanellato

Rocca Sanvitale in Fontanellato

Der Zweig von Fontanellato begann mit Giberto II. Sanvitale (1447), dem Sohn von Antonio Sanvitale und Anastasia Rusca. Während Ottavio Farnese die spanische Vorherrschaft in Italien anerkannte, lösten sich die Sanvitales, entgegen dieser Politik, von den Farneses und zogen sich auf ihre eigenen Besitzungen zurück. Trotzdem wurden sie in die behauptete Verschwörung von 1611–1612 verwickelt und so verlor Barbara Sanseverino, die ja in erster Ehe mit Giberto Sanvitale verheiratet gewesen war.

Zweig in Parma

Der Zweig von Parma wurde 1639 bedeutend, als Graf Alessandro II. Sanvitale von der Familie Cesi einen Palast im Borgo Riolo im Stadtzentrum kaufte.[4] Es handelte sich um den heutigen Palazzo Sanvitale. 1688 ließ sein Enkel Alessandro III. Sanvitale (1645–1727) an den Palast das Teatro della Racchetta anfügen, das er von Herzog Ranuccio II. Farnese im Tausch gegen einige andere Gebäude erhielt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts baute der Architekt Angelo Rasori den Palast um und erweiterte ihn beträchtlich, wodurch er sein heutiges Aussehen erhielt.

Bekannte Familienmitglieder

Wappen

Wappen der Sanvitale

Über dem weißen Schild, das von einem roten Band durchquert wird, sitzt ein Paar Greife. Dieses mythologische Wesen ist zusammen mit dem Adler und dem Löwen Träger beider Werte, für die diese Tiere Symbole sind: Witz und Mut, zwei Tugenden, die die Familie Sanvitale für die wichtigsten einer guten Regierung hielt. Zwischen den beiden Greifen erhebt sich eine Säule, die eine metaphorische Weltkugel trägt, auf der sich in einigen Dokumenten eine Frau befindet, die als Nike, die Göttin des Sieges, zu identifizieren ist.[5]

Einzelnachweise und Bemerkungen

  1. Letztere Hypothese wird heute für die wahrscheinlichste gehalten.
  2. Alessandra Mordacci (Hrsg.): La Rocca di Sala Baganza. Gazzetta di Parma, Parma 2009, S. 15.
  3. Pompeo Litta Biumi: Sanvitale di Parma. (= Famiglie celebri italiani Band 3). Stamperia Giusti, Mailand 1820.
  4. Diese Straße im historischen Zentrum von Parma, die damals bedeutend war, existiert heute nicht mehr, fällt aber im Großen und Ganzen mit der heutigen Borgo Polidoro zusammen.
  5. Alessandra Mordacci (Hrsg.): La Rocca di Sala Baganza. Gazzetta di Parma, Parma 2009. S. 18.

Literatur

  • Alessandra Mordacci (Hrsg.): La Rocca di Sala Baganza. Gazzetta di Parma, Parma 2009.
  • Pompeo Litta Biumi: Sanvitale di Parma. (= Famiglie celebri italiani Band 3). Stamperia Giusti, Mailand 1820. (Digitalisat)
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