SandbadAls Sandbaden (auch: Staubbaden) bezeichnet man eine vor allem unter Vögeln anzutreffende Form des Komfortverhaltens,[1] die aber auch bei vielen anderen Landwirbeltieren wie Pferden und Zebras[2] beobachtet werden kann. Ebenfalls als Sandbad wird in der Haus- und Nutztierhaltung eine mit Sand oder anderem Streumaterial gefüllte Schale bezeichnet, in der die Tiere sandbaden können. In ähnlicher Weise wird der Begriff auch in der Freizeitindustrie und in der Chemie verwendet. Das Sandbad im TierreichÄhnlich dem wesentlich verbreiteteren Wasserbad dient auch ein Sand- oder Staubbad sowie das Suhlen im Schlamm dem Reinigen des Gefieders, der Haut und des Fells. Bei vielen Tierarten ist es vermutlich eine Ersatzhandlung, wenn geeignete offene Wasserflächen fehlen.[3] Viele Vögel besitzen zudem ein Gefieder, das eine Benetzung mit Wasser nahezu unmöglich macht; bei vielen Taubenarten perlt das Wasser beispielsweise so stark ab, dass ein Wasserbad keinen Nutzen brächte. Die Tiere mancher Arten nutzen wiederholt bestimmte sonnige Plätze zum Sand- oder Staubbaden, zum Beispiel das Auerhuhn; sie werden als Huderkuhlen oder Huderpfannen bezeichnet. Hier bringt offenbar auch die im Bodensubstrat vorhandene thermische Energie, wenn sie auf den Körper aufgebracht wird, ein Wärme-Wohlgefühl. VögelVögel ducken sich beim Sandbaden dicht an den Boden und wackeln mit dem Körper hin und her, wobei das lockere Bodenmaterial emporgewirbelt wird. Dabei spreizen sie meist auch einen oder beide Flügel ab. Anschließend schütteln sie sich meist heftig und zeigen Putzverhalten. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur Käfighennenhaltung vom 6. Juli 1999 ordnete das Sandbaden ebenfalls der „Eigenkörperpflege“ zu, die jede Tierhaltung einer Henne zu gestatten habe.[4] Die Verhaltensweise des Staubbadens ist bei einheimischen Arten, von wenigen Ausnahmen (Sperlinge, Zaunkönig) abgesehen, auf Bodenvögel beschränkt, kann aber zum Beispiel auch beim Brillentäubchen (Metriopelia cecilae) und bei der Galapagostaube (Nesopelia g. galapagoensis) beobachtet werden.[5] Jürgen Nicolai beschrieb 1962 das Staubbaden der Brillentäubchen und dessen Entstehen im Verlauf der Stammesgeschichte so:
Beim Auerhuhn gibt es inzwischen Untersuchungen, denen zufolge erhebliche Mengen an Parasiten in ihren Huderkuhlen – auch als Huderpfanne bekannt – gefunden wurden. Federmilben und Läuse (sogenannte Federlinge) halten sich an den Bodenpartikeln fest und werden dann beim Ausschütteln mit hoher Geschwindigkeit aus dem Gefieder geschleudert. ChinchillasUnter den gängigen Haustieren sind Chinchillas diejenigen Tiere, die tägliche Sandbäder für ihre Gesundheit am nötigsten haben. Obwohl ihr dichtes, aus extrem feinen Haaren bestehendes Fell nicht wasserabweisend ist, besitzen auch Chinchillas Talgdrüsen. Beim Sandbad, während dessen sich die Tiere im Sand wiederholt wälzen, lagert sich überschüssiges Fett an die Sandpartikel und wird anschließend aus dem Fell geschüttelt. So schützen die Chinchillas ihr Fell vor dem Verkleben und Verfilzen und beugen Hautproblemen vor. Optimal ist ein im Tierhandel angebotener, quarzfreier Chinchilla-Sand, da zum Beispiel Vogelsand zu viele scharfkantige Körner enthält und die Haarspitzen schädigen würde. Hirsche und WildschweineHirsche und Wildschweine wälzen sich regelmäßig in Schlammsuhlen, mit der Folge, dass ihr Rücken danach völlig verkrustet ist. Sobald der Schlamm getrocknet ist, springt er in größeren Brocken vom Körper ab oder wird an so genannten Malbäumen abgerieben. Äußerlich auf der Haut sitzende Parasiten werden in dieser Schlammkruste regelrecht eingebacken und können so vom Körper entfernt werden. ElefantenAuch Büffel und Elefanten wälzen sich gelegentlich in Sand, Staub oder Morast. Bei Elefanten kann zudem beobachtet werden, dass sie mit ihrem Rüssel Bodenmaterial aufnehmen und, bevorzugt nach dem Baden, anschließend über ihren Körper pusten. Der Elefant „pudert“ seine Haut auf diese Weise ein, lässt das Material eintrocknen und scheuert sich dann an einem Baum. Parasiten werden dabei wie mit Schmirgelpapier abgerieben. Insbesondere dient dieses Verhalten dem Schutz der zahlreichen Hautfalten und ist insofern dem Einpudern empfindlicher Körperteile beim Menschen vergleichbar. In Zoos werden hierfür ersatzweise häufig Sägespäne verfügbar gemacht. Marion Garai und Fred Kurt beschrieben das Verhalten der Elefanten in der Zeitschrift des Kölner Zoos so:
Siehe auchLiteratur
WeblinksCommons: Sandbadende Tiere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Belege
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