Die ältere koptische Literatur wurde fast ausnahmslos in Sahidisch abgefasst, sie besteht zum weit überwiegenden Teil aus Übersetzungen biblischer Bücher, apokryphen Evangelien, Heiligenleben, Homilien, gnostischen Schriften usw.
Im KlosterDscheme bei Theben wurde eine beträchtliche Anzahl Urkunden in sahidischem Dialekt gefunden.
Das sahidische Alphabet umfasst 30 Buchstaben. Es ist – wie das Alphabet aller koptischen Dialekte – zusammengesetzt aus (alt-)griechischen Buchstaben und einigen Zeichen für Laute, die im Griechischen fehlen. Diese koptischen Sonderzeichen sind angelehnt an die demotischen Zeichen jener ägyptischen Laute, für die es im (alt-)griechischen Alphabet keine Äquivalente gab, so zum Beispiel /sch/, /f/ (Anmerkung: /ph/ war auch im Altgriechischen aspiriertes p und wurde nicht /f/ bzw. /v/ gesprochen) oder auch /h/ (im Altgriechischen, wenn überhaupt, so durch spiritus asper gekennzeichnet). Insgesamt kommen zu den griechischen Buchstaben sechs Sonderzeichen hinzu.
Zur Transkription:
a, b, g, d, e, z, h, T, i, k, l, m, n, Z, o, p, r, s, t, u, v, K, P, w, s, f, x, j, q, +
siehe nebenstehende Tabelle. Dem entspricht
a, b, g, d, e, z, ē, tʰ, i, k, l, m, n, kˢ, o, p, r, s, t, u, pʰ, kʰ, pˢ, ō, š, f, ḫ, č, kʲ, ti
Anmerkung: Die Sonderzeichen aller koptischen Dialekte zusammengenommen ergeben acht (siehe die letzten acht Zeichen auf der rechten Abbildung). Die hier erwähnte Zahl von sechs Sonderzeichen gilt nur für den sahidischen Dialekt und steht daher nicht mit den im Artikel Koptische Sprache gemachten Angaben im Widerspruch.
Der Artikel des Koptischen ist proklitisch, d. h. geht dem Substantiv direkt voraus und kann nicht von diesem getrennt werden. Artikel und Substantiv bilden eine (lautliche) Einheit.
Der bestimmte Artikel
Form
Beispiele
m. Sg.
p, pe
zum Beispiel: prwme „der Mann“; peklom „die Krone (eigentl.: der Krone)“
f. Sg.
t, te
zum Beispiel: tqij „die Hand“; tecxime „die Frau“
c. Pl.
n, ne
zum Beispiel: nrwme „die Männer“; nexiome „die Frauen“
Die volleren Formen pe-, te-, ne- werden benutzt, wenn das nachfolgende Substantiv mit zwei Konsonanten beginnt. Die Ausnahmen zu dieser Regel sind Ausdrücke die Zeitperioden bezeichnen (zum Beispiel pexoou „der Tag“).
Zu beachten ist noch, dass der Pluralartikel n, ne- vor p und m selbst zu m assimiliert; zum Beispiel maein „Zeichen, Wunder“, pmaein „das Zeichen/Wunder“, aber mmaein „die Zeichen/Wunder“ (statt: nmaein).
Der unbestimmte Artikel
Form
Beispiele
c. Sg.
ou
zum Beispiel: ourwme „ein Mann“; oucxime „eine Frau“
c. Pl.
xen
zum Beispiel: xenrwme „einige Männer“; xencxime „einige Frauen“
Bei der Bezeichnung unspezifischer Quantitäten verwendet das Koptische den unbestimmten Artikel, wo man ihn im Deutschen nicht erwarten würde; zum Beispiel „Wasser“ = oumoou wörtl.: „ein Wasser“. Auch Abstrakta, wie „Wahrheit (allgemein, d. h. keine spezifische Wahrheit)“ kann durch oume wiedergegeben werden.
Das Pronomen
Die Possessivpronomina
Die pronominalen Possessivkonstruktionen des Koptischen teilen sich grob in zwei Klassen, einmal in diejenigen mit Possessivpräfixen und das andere Mal mit Possessivsuffixen. Im Großteil der Fälle bedient sich das Koptische der Possessivpräfixe, jedoch verlangen einige wenige Nomina aus sprachhistorischen Gründen nach den älteren Possessivsuffixen.
Possessivpräfixe
Die Possessivpräfixe des Koptischen haben folgende Formen:
m. Sg. Nomen
f. Sg. Nomen
pl. Nomen
1. P. Sg. c.
paeiwt
mein Vater
tamaau
meine Mutter
nacnhu
meine Brüder
2. P. Sg. m.
pekeiwt
dein (m.) Vater
tekmaau
deine (m.) Mutter
nekcnhu
deine (m.) Brüder
2. P. Sg. f.
poueiwt
dein (f.) Vater
toumaaun
deine (f.) Mutter
noucnhu
deine (f.) Brüder
3. P. Sg. m.
pefeiwt
sein Vater
tefmaau
seine Mutter
nefcnhu
seine Brüder
3. P. Sg. f.
peceiwt
ihr Vater
tecmaau
ihre Mutter
neccnhu
ihre Brüder
1. P. Pl. c.
peneiwt
unser Vater
tenmaau
unsere Mutter
nencnhu
unsere Brüder
2. P. Pl. c.
petneiwt
euer Vater
tetnmaau
eure Mutter
netncnhu
eure Brüder
3. P. Pl. c.
peueiwt
ihr Vater
teumaau
ihre Mutter
neucnhu
ihre Brüder
Possessivsuffixe
Die Possessivsuffixe werden vor allem bei Nomina, die Unveräußerliches bezeichnen benutzt, so. zum Beispiel bei Nomina, die Körperteile bezeichnen. Die Suffixe werden darüber hinaus aus wissenschaftsgeschichtlichen Gründen in der Transkription durch ein vorangehendes „=“ vom Nomen abgetrennt. Sie haben die gleiche Form wie die Pronominalsuffixe.
1. P. Sg. c.
jw=i
mein Kopf
rat=i
mein Fuß
rw=i
mein Mund
2. P. Sg. m.
jw=k
dein (m.) Kopf
rat=k
dein (m.) Fuß
rw=k
dein (m.) Mund
2. P. Sg. f.
jw=Ø
dein (f.) Kopf
rat=Ø
dein (f.) Fuß
rw=Ø
dein (f.) Mund
3. P. Sg. m.
jw=f
sein Kopf
rat=f
sein Fuß
rw=f
sein Mund
3. P. Sg. f.
jw=c
ihr Kopf
rat=c
ihr Fuß
rw=c
ihr Mund
1. P. Pl. c.
jw=n
unser Kopf
rat=n
unser Fuß
rw=n
unser Mund
2. P. Pl. c.
jw=tn
euer Kopf
rat=thutn(1)
euer Fuß
rw=tn
euer Mund
3. P. Pl. c.
jw=u
ihr Kopf
rat=u
ihr Fuß
rw=u
ihr Mund
(1) endet der Status pronominalis (s. Nomen: Status) des Nomens auf „t“ wird die Form „-thutn“ benutzt.
Das Nomen
Genus
Es gibt im Sahidischen/Koptischen zwei Genera, Maskulinum (m.) und Femininum (f.).
Maskulinum
Übersetzung
Femininum
Übersetzung
eiwt
„Vater“
maau
„Mutter“
kax
„Erde, Boden“
pe
„Himmel“
Das Genus eines Nomen kann in der Regel nur durch den bestimmten Artikel kenntlich gemacht werden. Einige Maskulina besitzen jedoch eine von ihnen abgeleitete Femininform.
Maskulinum
Übersetzung
Femininum
Übersetzung
con
„Bruder“
cwne
„Schwester“
xllo
„alter Mann, Mönch“
xllw
„alte Frau, Nonne“
Numerus
Es gibt zwei Numeri, Singular und Plural. Der Numerus kann nicht aus der Form des Substantivs erschlossen werden, da dieses unverändert bleibt. Allein der Artikel, so er denn steht, kann Auskunft über den Numerus geben.
Grundform
Singular
Plural
rwme „Mann/Mensch“
p-rwme „der-Mann/Mensch“
n-rwme „die-Männer/Menschen“
xllo „alter Mann/Mönch“
p-xllo „der-alte Mann/Mönch“
n-xllo „die-alten Männer/Mönche“
Einige wenige Substantive haben jedoch eine eigene Pluralform bewahrt, vergleichbar dem gebrochenen Plural des Arabischen. Diese Pluralform muss mit den Vokabeln gelernt werden. Doch können diese in Vokalisationsmuster unterteilt werden:
a) Pluralbildung durch Dehnung des Tonvokals
Singular
Plural
rro
König
rrwou
Könige
ro
Mund
rwou
Münder
pe
Himmel
phue
Himmel
b) Pluralbildung durch Brechung des Tonvokals
xbcw
Kleid
xbcooue
Kleider
cbw
Lehre
cbooue
Lehre
rmeih
Träne
rmeiooue
Tränen
c) Pluralbildung durch Verkürzung des Tonvokals
eiwt
Vater
eiote
Väter
xalht
Vogel
xalate
Vögel
merit
Geliebter
merate
Geliebte
Das Verbum
Die Formen
Der Infinitiv
Auf einige Verben des Koptischen kann unmittelbar das direkte Objekt folgen, ohne dass diesem ein Objektmarker n voraus geht. Der Infinitiv dieser transitiven Verben zeigt drei verschiedene Formen:
Status absolutus, wenn das direkte Objekt mit dem Objektmarker n angefügt wird (Abkürzung: St. abs.)
Status nominalis, wenn das direkte Objekt ein Substantiv ist und ohne Objektmarker angefügt wird (Abkürzung: St. nom.)
Status pronominalis, wenn das direkte Objekt ein Pronomen ist und ohne Objektmarker angefügt wird (St. pron.)
Status
Beispiel
Übersetzung
Erklärung
St.abs.
aiqine mpaeiwt
ich fand meinen Vater
Perfekt Ia=i-qine „ich fand“ + direkter Objektmarker n (Beachte: n > m vor p/m) + pa-eiwt „mein-Vater“
Perfekt Ia=i-qnt „ich fand“ + Pronominalsuffix 3. P. Sg. m. f „er/ihn“
Die beiden ersten Formulierungen sind einander äquivalent und es ist mehr eine Frage des Stils, denn der Grammatik, welche Art der Objektanbindung man bevorzugt. Intransitive Verben kennen, da sie keine Objekte nehmen, nur den Status absolutus. Die Statusformen der transitiven Verben müssen prinzipiell mit dem Verb mitgelernt werden, doch gibt es einige wiederkehrende Muster, die man als Richtschnur benutzen kann.
Infinitive nach dem Muster ji
Status absolutus
Status nominalis
Status pronominalis
Bedeutung
+
+-
taa=
geben
ji
ji-
jit=
nehmen
fi
fi-
fit=
tragen, heben
si
si-
sit=
(ab-)messen
Der Qualitativ
Während das ältere Ägyptisch eine komplexe synthetische Verbalmorphologie besaß, benötigt die Konjugation der meisten koptischen Verben nur noch zwei Formen: den Infinitiv und den Qualitativ. Der Infinitiv drückt vorwiegend einen Vorgang aus und kann sowohl als Prädikat als auch als Kopf einer Nominalphrase auftreten. Im Gegensatz dazu drückt der Qualitativ einen Zustand aus und ist auf die Funktion eines Prädikates beschränkt. Infinitiv und Qualitativ eines Verbs haben im Wesentlichen den gleichen Konsonantenbestand, aber unterschiedliche Vokale: kōt „bauen“ (Infinitiv), kēt „gebaut sein“ (Qualitativ).
Der Imperativ
Der Imperativ der meisten Verben ist die Form des Infinitivs. Es gibt also keinen morphologischen Unterschied zwischen den beiden.
Einige wenige Verben haben jedoch noch eine spezielle Imperativform bewahrt. Diese zeichnet sich durch ein präfigiertes a- aus (Dieses entspricht etymologisch dem j-Präfix der neuägyptischen Imperativformen).
Infinitiv
Imperativ
Infinitiv
Imperativ
nau „sehen“
anau „sieh!“
jw, je-, joo= „sagen“
aji-, aji= „sprich!“
ouwn „öffnen“
auwn „öffne!“
eine, n-, nt= „bringen“
ani-, ani= „bring“
eire, r-, aa= „machen“
arire, ari-, ari= „mache!, tue!“
Bipartite Conjugation Pattern
Das Präsens I, Präsens II, die Relativform des Präsens I, sowie die Umstandsform und das Imperfekt bilden ein einheitliches System. Der Name Bipartite Conjugation Pattern hängt damit zusammen, dass die zugehörigen Tempora keine Konjugationsbasis besitzen. Abgesehen vom Präsens I ergeben sich alle weiteren Tempora dieser Klasse durch Modifikation der Grundform mit Hilfe voranstehender Konverter. Die Form des Verbums kann der Infinitiv oder der Qualitativ sein.
Präsens I
Mit pronominalem Agens
1. P. Sg. c.
+-rime
ich weine; ich bin am weinen
1. P. Pl. c.
tn-rime
wir weinen; wir sind am weinen
2. P. Sg. m.
k-rime
du (m.) weinst; du (m.) bist am weinen
2. P. Pl. c.
tetn-rime
ihr weint; ihr seid am weinen
2.P.Sg.f.
te-rime
du (f.) weinst; du (f.) bist am weinen
3. P. Pl. c.
ce-rime
sie weinen; sie sind am weinen
t(e)r-rime
du (f.) weinst; du (f.) bist am weinen
3. P. Sg. m.
f-rime
er weint; er ist am weinen
3. P. Sg. f.
c-rime
sie weint; sie ist am weinen
Mit nominalem Agens
prwme rime
Der Mann weint.
Beachte: Ist das Agens unbestimmt (zum Beispiel „ein Mann“, statt „der Mann“) muss die oun-Konstruktion (einfacher Existenzsatz) benutzt werden (oun-ou-rwme rime „Es gibt:-ein-Mann weint.“ ~ „Es gibt einen weinenden Mann.“ oder einfach: „Ein Mann weint.“ (wie im Englischen: There’s a weeping man)).
Relativform des Präsens I
Die Relativform des Präsens I wird benutzt, wenn das Subjekt des Relativsatzes nicht mit dem Bezugswort übereinstimmt; zum Beispiel in einem Ausdruck wie „die Frau, die er sah“. Hier ist „er“ das Subjekt des Relativsatzes und „Frau“ das Bezugswort. Das Subjekt des Relativsatzes kann auch mit dem Bezugswort korrelieren, dann wird das Relativpronomen et/ete benutzt.
a) Subjekt des Relativsatzes stimmt mit dem Bezugswort überein
prwmeet rime
Der Mann, der weint.
b) Subjekt des Relativsatzes stimmt nicht mit dem Bezugswort überein
Mit pronominalem Agens
1. P. Sg. c.
e=+-cwtm
…, das/denich höre
1. P. Pl. c.
e=tn-cwtm
…, das/denwir hören
2. P. Sg. m.
et=k-cwtm
…, das/dendu(m.) hörst
2. P. Pl. c.
e=tetn-cwtm
…, das/denihr hört
2. P. Sg. f.
ete(r)=Ø-cwtm
…, das/dendu(f.) hörst
3. P. Pl. c.
et=ou-cwtm
…, das/densie hören
3. P. Sg. m.
et=f-cwtm
…, das/dener hört
3. P. Sg. f.
et=c-cwtm
…, das/densie hört
Mit nominalem Agens
etere-prwme cwtm
…, das/dender Mann hört
Tripartite Conjugation Patter
Muster mit pronominalen Subjekt/Agens: [Konjugationsbasis]=[Pronominalsuffix]-[Verb(immer(!) Infinitiv)].
Muster mit nominalen Subjekt/Agens: [Konjugationsbasis]-[Subjekt/Agens]-[Verb(immer(!) Infinitiv)].
Beachte: der Qualitativ kann nur im Präsensesystem verwendet werden.
Perfekt I
Die Konjugationsbasis des Perfekt I ist a. Diese kodiert die Vergangenheit, da das eigentliche Verb immer im Infinitiv steht.
Mit pronominalem Agens
1. P. Sg. c.
a=i-bwk
ichwar gehen (ich ging)
1. P. Pl. c.
a=n-bwk
wirwaren gehen (wir gingen)
2. P. Sg. m.
a=k-bwk
du (m.) warst gehen (du gingst)
2. P. Pl. c.
a=tetn-bwk
ihrwart gehen (ihr gingt)
2. P. Sg. f.
a=r-bwk
du (f.) warst gehen (du gingst)
3. P. Pl. c.
a=u-bwk
siewaren gehen (sie gingen)
3. P. Sg. m.
a=f-bwk
erwar gehen (er ging)
3. P. Sg. f.
a=c-bwk
siewar gehen (sie ging)
Mit nominalem Agens
a-prwme-bwk
der Mannwar gehen (der Mann ging)
Negativform des Perfekt I
Die Negation des Perfekt I.
Mit pronominalem Agens
1. P. Sg. c.
mp=i-bwk
ich ging nicht
1. P. Pl. c.
mpe=n-bwk
wir gingen nicht
2. P. Sg. m.
mpe=k-bwk
du (m.) gingst nicht
2. P. Pl. c.
mpe=tn-bwk
ihr gingt nicht
2. P. Sg. f.
mpe=Ø-bwk
du (f.) gingst nicht
3. P. Pl. c.
mp=ou-bwk
sie gingen nicht
3. P. Sg. m.
mpe=f-bwk
er ging nicht
3. P. Sg. f.
mpe=c-bwk
sie ging nicht
Mit nominalem Agens
mpe-rwme-bwk
der Mann ging nicht
Relativform des Perfekt I
Soll das Perfekt I in einem Relativsatz benutzt werden, nimmt man die Relativform des Perfekt I. Die Konjugationsbasis kodiert die Subjunktion und die Vergangenheit. Das Verbum steht wieder im Infinitiv.
Mit pronominalem Agens
1. P. Sg. c.
enta=i-cwtm
…, denich hörte
1. P. Pl. c.
enta=n-cwtm
…, denwir hörten
2. P. Sg. m.
enta=k-cwtm
…, dendu (m.) hörtest
2. P. Pl. c.
enta=tetn-cwtm
…, denihr hörtet
2. P. Sg. f.
enta=r-cwtm
…, dendu (f.) hörtest
3. P. Pl. c.
enta=u-cwtm
…, densie hörten
3. P. Sg. m.
enta=f-cwtm
…, dener hörte
3. P. Sg. f.
enta=c-cwtm
…, densie hörte
Mit nominalem Agens
enta-prwme-cwtm
…, dender Mann hörte
Der Optativ
Der Optativ wird, vor allem in der angelsächsischen Literatur, auch Injunktiv genannt. Die Konjugationsbasis ist mar(e)-, gefolgt vom Pronominalsuffix und dem Verb. Das Verb steht immer im Infinitiv (kein Qualitativ!). Es gibt keine 2. P. weder im Singular noch im Plural. Diese Funktion übernimmt im Koptischen der Imperativ. Die 1. P. des Optativs korreliert mit dem Cohortativ (lass mich/uns …) anderer Sprachen, zum Beispiel akkadischi nimgur „lass uns gehen“; die 3. P. mit dem Jussiv (er/sie soll/sollen …). Es sind dies die Formen des Optativs:
Der einfache Adverbialsatz besteht aus einem bestimmten Substantiv gefolgt von einer Adverbiale („hier“, „dort“ usw.) oder Präpositionalphrase („im Haus“ usw.). Dieses Satzmuster konstituiert einen einfachen Aussagesatz der Form A ist B, wobei A ein nominales Subjekt/Agens ist und B, wie erwähnt, Adverbiale oder Präpositionalphrase sein muss. Das deutsche Verb „ist/sein“ hat hier im Koptischen keine Entsprechung. Das Prädikat des einfachen Adverbialsatzes ist die Adverbiale bzw. Präpositionalphrase. Beispiele:
Soll ein einfacher Adverbialsatz mit nominalem Subjekt in einen Relativsatz umgeformt werden, dann wird in das Satzmuster des einfachen Adverbialsatzes zwischen bestimmtem Subjekt und adverbialem Prädikat das Relativpronomen et eingefügt.
Koptisch
Übersetzung
Erklärung
prwme etxipjoi
der Mann, derauf dem Boot (ist) …
p-rwme „der-Mann“ + et „, der“ xi-p-joi „auf-dem-Boot“
tecxime etxmphi
die Frau, dieim Haus (ist) …
te-cxime „die-Frau“ + et „, die“ xm-p-hi „in-dem-Haus“
nrwme etmmau.
die Männer, diedort (sind) …
n-rwme „die-Männer“ + et „, die“ mmau „dort“
peneiwt etxnmphue
unser Vater, derin den Himmeln (ist) …
pen-eiwt „unser-Vater“ + et „, der “ xn-m-phue „in-den-Himmeln“
Der einfache Existenzsatz mit unbestimmtem Subjekt
Bei bestimmtem Subjekt verwendet man das Satzmuster des einfachen Adverbialsatzes. Ist das Subjekt unbestimmt, muss die oun-Konstruktion verwendet werden.
Der negative Existenzsatz
Die Negation des einfachen Existenzsatzes erfolgt durch die mn-Konstruktion.
Sahidische Textprobe
ASCII-Umschrift
Zur nachfolgenden Transkription siehe obige Tabelle.
peneiwt et xn mphue marepekran ouop tekmnttrro marecei pekouws marefswpe n Te etfxn tpe nfswpe on xijm pkax. penoeik et nhu ng+ mmof nan mpoou ngkw nan ebol nnet eron nTe xwwn on etnkw ebol nnete ountan eroou ngtmjitn exoun e peiracmoc alla ngnaxmn ebol xitootf m pponhroc je twk te tqom mn peoou sa nienex xamen
Grammatikalischer Kommentar
peneiwt: Possessivpräfix 1. P. Pl. c. pen + eiwt („Vater“) = unser Vater
et: Relativkonverter „welche/r/s“
xn mphue:xn („in“) + Pluralartikel n + phue („Himmel“; Sg. ist pe „Himmel“). Pluralartikel n wird vor p zu m > mphue „die Himmel“
peneiwt et xn mphue:Unser Vater, (du) der in den Himmeln ist …
marepekran ouop: Optativbasis mare „möge …“ + pekran „dein Name“ (= Possessivpräfix pek „dein“ + ran „Name“) + Verb ouop „heilig sein“. Also: dein Name möge (ge-)heilig(t) sein.
tekmntrro: Possessivpräfix 2. P. Sg. m. tek „dein“ + Abstraktum mntrro „Königtum“ (= Abstraktpräfix mnt „-tum“ + Nomen rro „König“ > „Königtum“)
marecei: Optativbasis mare „möge …“ + Pronominalsuffix c „sie“ (d. i. das Königtum; im S. fem.) + Infinitiv ei „kommen“
tekmntrro marecei:dein Königtum (es) möge kommen …
pekouws: Possessivpräfix 2. P. Sg. m. pek „dein“ + Substantiv ouws „Wunsch“
marefswpe: Optativbasis mare „möge …“ + Pronominalsuffix f „er“ (d. i. der Wunsch) + Infinitiv swpe „werden, entstehen, sein, existieren“ u. Ä.
pekouws marefswpe:dein Wunsch möge sein (i. S. von geschehen)
n Te: Präposition n „in“ + Substantiv Te „die Art (und Weise)“ (= bestimmter fem. Artikel t „die“ + Substantiv xe "Art (und Weise); t + x > T (Theta; siehe Koptisches Alphabet))
etfxn tpe: Relativform des Präsens I. Relativkonverter et „welche/r/s“ + Pronominalsuffix f „er“ + Adverbiale xn „in“ + tpe „der Himmel“ (= bestimmter fem. Artikel t „die“ + Nomen pe „Himmel“)
n Te etfxn tpe:in der Art/so wie er im Himmel (ist)
nfswpe: Konjunktivbasis n „und … möge“ + Pronominalsuffix 3. P. Sg. m. f „er“ + Infinitiv swpe „sein, werden, entstehen, existieren“. Achtung: Der Konjunktiv ist eine Verlaufsform, die inhaltlich die letztgenannte Verbalform fortsetzt, hier den Optativ marefswpe, daher „und … möge“.