Rutesheim

Wappen Deutschlandkarte
Rutesheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Rutesheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 49′ N, 8° 57′ OKoordinaten: 48° 49′ N, 8° 57′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Stuttgart
Landkreis: Böblingen
Höhe: 447 m ü. NHN
Fläche: 16,22 km2
Einwohner: 11.194 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 690 Einwohner je km2
Postleitzahl: 71277
Vorwahl: 07152
Kfz-Kennzeichen: BB, LEO
Gemeindeschlüssel: 08 1 15 042
Stadtgliederung: 2 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Leonberger Straße 15
71277 Rutesheim
Website: www.rutesheim.de
Bürgermeisterin: Susanne Widmaier
Lage der Stadt Rutesheim im Landkreis Böblingen
KarteLandkreis EsslingenLandkreis TübingenLandkreis ReutlingenLandkreis LudwigsburgStuttgartLandkreis CalwEnzkreisPforzheimMötzingenJettingenHolzgerlingenDeckenpfronnAidlingenEhningenGärtringenHildrizhausenNufringenBondorfGäufeldenHerrenbergWaldenbuchWeil im SchönbuchWeil im SchönbuchAltdorf (Landkreis Böblingen)HolzgerlingenBöblingenSchönaichSteinenbronnMagstadtSindelfingenGrafenau (Württemberg)Weil der StadtRenningenRutesheimRutesheimWeissachLeonberg
Karte

Rutesheim ist eine Stadt in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Böblingen.

Geographie

Rutesheim liegt in der Südwestecke des Strohgäus, das zum Naturraum Neckarbecken gehört.[2] Die Stadt unmittelbar an der Bundesautobahn 8 (A8) ist fünf Kilometer von Leonberg und sieben Kilometer von Heimsheim entfernt.

Nachbarorte

Benachbarte Siedlungen sind (von Nordost im Uhrzeigersinn) Heimerdingen, Gebersheim, Leonberg, Eltingen, Warmbronn, Renningen, Malmsheim, Heimsheim, Flacht und Weissach.

Gemeindegliederung

Zur Gemeinde Rutesheim in den Grenzen vom 31. Dezember 1971 gehörten neben Rutesheim die Siedlung Rutesheim-Heuweg sowie die abgegangenen Ortschaften Aichingen, Bechingen, Miemingen und Hennenhäusle.[3] Zum 1. Januar 1972 wurde das Nachbardorf Perouse eingemeindet, 2008 die Gesamtgemeinde zur Stadt erhoben. Im Stadtteil Perouse leben rund 1.300 Einwohner.

Schutzgebiete

Zu Rutesheim gehört das nördlich von Heimsheim gelegene Naturschutzgebiet Feuerbacher Heide-Dickenberg, welches zum FFH-Gebiet Calwer Heckengäu gehört. Es grenzt an das Landschaftsschutzgebiet Heimsheim. Südlich von Rutesheim liegt das Landschaftsschutzgebiet Bohlhalde mit Hang und westlich des Ortes das Landschaftsschutzgebiet Schafwäsche. Nördlich von Rutesheim hat die Gemeinde Anteil am FFH-Gebiet Strohgäu und unteres Enztal.[4]

Geschichte

Rutesheim 1683/1685 im Kieserschen Forstlagerbuch

Rutesheim

Rutesheim, früher auch „Ruthemsen“ geschrieben, wurde erstmals im Jahre 767 in einer Urkunde des Klosters Lorsch erwähnt. Politisch gehörte Rutesheim ab etwa 750 zum Glemsgau, ein Herrschaftsbezirk eines Gaugrafen, der ab dem 13. Jahrhundert nur noch als Regionalbezeichnung diente und als solche vom „Strohgäu“ abgelöst wurde. Rutesheim kam schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts durch Kauf an die Grafschaft Württemberg. Grundherrlich war Rutesheim im 15. Jahrhundert Bestandteil des Böblinger Witwenguts der Erzherzogin Mechthild. Später kam das Dorf zum Oberamt Leonberg und verblieb auch dort nach der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im Königreich Württemberg. Am 30. Juni 1837 gingen 120 Gebäude in einer Feuersbrunst verloren.[5] 1869 erfolgte mit der Eröffnung des Bahnhofs an der Schwarzwaldbahn der Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Eisenbahn. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Rutesheim 1938 zum erweiterten Landkreis Leonberg. 1945 geriet Rutesheim in die Amerikanische Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1973 vollzog sich die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Rutesheim zum Landkreis Böblingen kam.

Perouse

Das am 1. Dezember 1971 eingemeindete Perouse[6] entstand durch die Ansiedlung von 71 Waldenser-Familien, die ihre am 13. Juni 1699 gegründete Gemeinde in Erinnerung an ihre ursprüngliche Heimatgemeinde Perouse (heute Perosa Argentina) im Piemont nannten. Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg hatte den aus Frankreich vertriebenen Waldensern das Land angeboten.

Stadterhebung

Auf Beschluss der Landesregierung vom 22. Januar 2008 wurde Rutesheim zum 1. Juli 2008 die Bezeichnung „Stadt“ verliehen.[7] Am 26. Juni 2008 übergab Ministerpräsident Oettinger in einem Festakt die Stadturkunde.

Einwohnerentwicklung

Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg[8] (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohner
1. Dezember 1871 ¹ 1.654
1. Dezember 1880 ¹ 1.754
1. Dezember 1890 ¹ 1.787
1. Dezember 1900 ¹ 1.799
1. Dezember 1910 ¹ 1.990
16. Juni 1925 ¹ 2.220
16. Juni 1933 ¹ 2.375
17. Mai 1939 ¹ 2.515
13. September 1950 ¹ 3.368
6. Juni 1961 ¹ 5.273
Jahr Einwohner
27. Mai 1970 ¹ 7.719
31. Dezember 1980 8.291
27. Mai 1987 ¹ 8.511
31. Dezember 1990 9.025
31. Dezember 1995 9.515
31. Dezember 2000 9.970
31. Dezember 2005 10.145
31. Dezember 2010 10.249
31. Dezember 2015 10.624
31. Dezember 2020 10.875

Religion

Kirchenrechtlich gehörte Rutesheim bis zur Reformation zum römisch-katholischen Landkapitel Grüningen im Speyrer Archidiakonat Trinitatis.[9]

Seit der Reformation im Herzogtum Württemberg 1534 gehörte der Ort zur evangelischen Superintendenz Leonberg. Die evangelischen Kirchengemeinden in Rutesheim sind innerhalb der Evangelischen Landeskirche dem Kirchenbezirk Leonberg zugeordnet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Neubürger unterschiedlicher Konfession hinzu. In der Stadt Rutesheim gibt sechs Kirchengemeinden: drei evangelische (Rutesheim, Perouse und Heuweg-Silberberg), eine evangelisch-methodistische, eine katholische und eine neuapostolische Gemeinde sowie eine altpietistische Gemeinschaft.

Politik

Bürgermeister

Bei der Bürgermeisterwahl am 4. Februar 2018 wurde Susanne Widmaier mit 70,87 % der gültigen Stimmen zur neuen Bürgermeisterin gewählt[10] und trat das Amt am 1. April 2018 an.

Gemeinderat

In Rutesheim wurde der Gemeinderat bis 2019 nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. 2023 wurde die unechte Teilortswahl abgeschafft. Der Gemeinderat in Rutesheim hat seit der Kommunalwahl 2024 18 Mitglieder. Er besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und der Bürgermeisterin als Vorsitzender.

Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis.[11]

Parteien und Wählergemeinschaften %
2024
Sitze
2024
%
2019
Sitze
2019
Kommunalwahl 2024
 %
30
20
10
0
20,44 %
21,48 %
18,54 %
12,47 %
14,15 %
12,92 %
n. k. %
BWV
UBR
GABL
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2019
 %p
 16
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  −2
  −4
  −6
  −8
−10
−12
−14
−16
−18
−7,54 %p
−2,75 %p
−2,50 %p
+2,49 %p
+14,15 %p
+12,92 %p
−16,78 %p
BWV
UBR
GABL
BWV Bürgerliche Wählervereinigung Rutesheim 20,44 4 27,98 5
UBR Unabhängige Bürger Rutesheim 21,48 4 24,23 5
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 18,54 3 21,04 4
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 12,47 2 9,98 2
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 14,15 3
WIR Wir in Rutesheim 12,92 2
GABL Grün-Alternative Bürgerliste 16,78 3
gesamt 100,0 18 100,0 19
Wahlbeteiligung 68,59 % 65,61 %

Wappen

Wappen der Stadt Rutesheim
Wappen der Stadt Rutesheim
Blasonierung: „In Gold (Gelb) ein grünes Rutenbündel.“[12]
Wappenbegründung: Das auf den Ortsnamen hinweisende Rutenbündel im Rutesheimer Wappen ist bereits im Kieserschen Forstlagerbuch von 1682 als Flecken- beziehungsweise Marksteinzeichen belegt. In einem stilistisch auf Vorgänger des frühen 19. Jahrhunderts zurückgehenden Gemeindestempel, der im Jahre 1930 in Gebrauch war, erscheint es als „redendeWappenfigur. Die zugrundeliegende volksetymologische Deutung des Ortsnamens ist aber ein Irrtum: Rutesheim hängt nicht mit „Rute“, sondern mit dem Personennamen „Ruotmar“ zusammen.[13]

Am 16. Dezember 1966 erfolgte die Verleihung des nun auch in den Farben festgelegten Wappens und der daraus abgeleiteten Flagge durch das Innenministerium.

Gemeindepartnerschaften

Rutesheim pflegt interkommunale Kontakte[14] mit

Infrastruktur und Wirtschaft

Verkehr

Bahnhof Rutesheim

Rutesheim liegt unmittelbar an der Bundesautobahn 8 (A8), 5 km von Leonberg, 18 km von Stuttgart-Mitte und 22 km vom Flughafen Stuttgart und der Neuen Messe entfernt. Im September 2008 wurde nach dem sechsstreifigen Ausbau der A8 die Anschlussstelle Rutesheim für den Verkehr freigegeben. Die Umgehungsstraße (Nordumfahrung Rutesheim) entlastet seit Juli 2007 den Stadtkern vom Durchgangsverkehr und verbindet das Gewerbegebiet Schertlenswald ortsdurchfahrtsfrei mit der Autobahn. Der Stadtteil Perouse wird durch eine 2017 eröffnete zweite Umfahrung nun vollständig vom Durchgangsverkehr entlastet.

Die Stadt ist über die Schwarzwaldbahn an das Schienennetz angebunden. Auf dieser Strecke verkehren die Linien S6 (Weil der StadtLeonberg–Stuttgart) und S60 (BöblingenRenningen–Stuttgart) der S-Bahn Stuttgart mit dem Halt am S-Bahnhof Rutesheim. Dieser befindet sich 2,5 km vom Rutesheimer Stadtkern entfernt auf dem Gebiet des Leonberger Stadtteils Silberberg, verbunden durch eine Stadtbuslinie des VVS.

Ansässige Unternehmen

In Rutesheim sind vor allem mittelständische Betriebe und Handwerksbetriebe ansässig. Neu angesiedelt wurde 2013 die Firma Porsche mit rund 400 Mitarbeitern in Rutesheim. Der Maschinenbauer Voith produziert Hydraulikteile an seinem Standort Rutesheim.

Bildungseinrichtungen

Mit dem Gymnasium, der Realschule und der Theodor-Heuss-Schule (Grund- und Werkrealschule) verfügt Rutesheim über drei Schulen. Alle drei bieten offene, ganztägige Angebote. Dafür wurde eine neue Mensa mit Aula im Schulzentrum erstellt. Den Busverkehr zu den Schulen wickeln die Firmen Wöhr-Tours aus Weissach und Seitter aus Friolzheim ab. Weiterhin gibt es zehn Kindergärten und Krippen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Obstsortenanlage Häsel: Anlagen mit etwa 190 alten Obstsorten[15]
Turm der Evangelischen Johanneskirche Rutesheim

Bauwerke

Persönlichkeiten

Evangelische Kirche und Gemeindehaus im Stadtteil Perouse
  • Wilhelm Kopp (1856–1910), evangelischer Pfarrer, wirkte und starb in Perouse
  • Georg Schmidgall (1867–1953), führender Studentenhistoriker, in Rutesheim geboren
  • Heinz Fuchs (1934–2012), Unternehmer und Rennwagenkonstrukteur
  • Wolfgang Kermer (* 1935), Kunsthistoriker und Hochschulrektor, lebte von 1970 bis 1982 in Rutesheim

Sport

Die SKV Rutesheim (Sport- und Kulturvereinigung) betreibt die Abteilungen Fußball, Handball, Turnen, Volleyball, Tischtennis, Sportabzeichen, Lauf-Treff, Walking-Treff und die Sängerabteilung. Die Fußballabteilung spielt mit ihren aktiven Teams in der Verbandsliga Württemberg (I.) und der Bezirksliga Enz/Murr (II.), der größte Erfolg war der Aufstieg in die damals drittklassige Amateurliga Württemberg im Jahr 1976.

Der CVJM Rutesheim ist mehrfacher deutscher Eichenkreuzmeister im Indiaca.

Katholische Kirche St Raphael Rutesheim

Literatur

  • Rutesheim. In: Christoph Friedrich von Stälin (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Leonberg (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 30). J. B. Müller, Stuttgart 1852, S. 232–236 (Volltext [Wikisource]).
  • Herbert Vinçon: Rutesheim mit dem Waldenserdorf Perouse. Heimsheim 2008

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Naturraumeinheit 123; siehe Karte Nr. 170 (Stuttgart) zur naturräumlichen Gliederung bearbeitet von Friedrich Huttenlocher und Hansjörg Dongus, Institut für Landeskunde, Bonn 1966
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band III: Regierungsbezirk Stuttgart, Regionalverband Mittlerer Neckar. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004758-2, S. 118–120
  4. Daten- und Kartendienst der LUBW
  5. Geschichte von Rutesheim bei LEO-BW (Landeskunde von Baden-Württemberg online)
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 452 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  7. StBA: Gebietsänderungen vom 01.01. bis 31.12.2008
  8. Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1871 bis 2012 (Memento vom 12. September 2014 im Webarchiv archive.today)
  9. Das Archidiakonat Trinitatis, das dem „Stiftspropst bei Allerheiligen“ zustand, war in die Landkapitel Weil der Stadt, Grüningen (heute Markgröningen) und Vaihingen an der Enz unterteilt. Vgl. Karte des Archidiakonats Trinitatis im Bistum Speyer (um 1500)
  10. KDRS: Wahlergebnis Bürgermeisterwahl 2018. Abgerufen am 18. Februar 2018.
  11. Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums Stuttgart
  12. Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 6. Januar 2024
  13. Wappenbeschreibung bei www.ortswappen.de; abgerufen am 6. Februar 2024.
  14. Partnerstädte im Internetauftritt der Stadtverwaltung Rutesheim; abgerufen am 6. Februar 2024.
  15. http://www.rutesheim.de/servlet/PB/menu/1109395_l1/index.html
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Wikivoyage: Rutesheim – Reiseführer
Wiktionary: Rutesheim – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen