1894 wurde ihm das Bürgerrecht der Stadt Weimar verliehen: Es berechtigte ihn unter anderem, Bauland zu kaufen, zu bebauen und zu verkaufen. In den folgenden vier Jahrzehnten wirkte er als Architekt und Bauunternehmer in Weimar. Mit dem Bau von etwa 400 Villen und Mietshäusern, dazu fünf Kirchen, bestimmte er mit seinen Arbeiten ganz wesentlich das Weimarer Stadtbild. Allein an der Cranachstraße ließ er im Auftrag der jeweiligen Bauherren zwischen 1901 und 1906 sieben Stadtvillen errichten. Aufgrund seiner teilweise üppigen Architekturdekoration und vielfältig gegliederten Baukörper wurde er im Volksmund auch „Fassaderich“ genannt.[1] Sein eigenes Wohn- und Geschäftshaus in Weimar steht auf dem heutigen Grundstück Humboldtstraße 21/21a.
Gemeinsam mit Baurat Max Ehrhardt und Maurermeister Wilhelm Bischoff gründete er die Sand- und Kieswerke Weimar GmbH. 1913 veranlasste die Gesellschaft den Bau einer 4400 Meter langen Drahtseilbahn von Umpferstedt nach Weimar, um Baumaterial von den Kiesgruben in Umpferstedt quer durchs Webicht bis zur Weimarer Eduard-Rosenthal-Straße zu befördern. Rudolf Zapfe arbeitete außerdem geschäftlich mit seinem Bruder Otto Zapfe zusammen – unter dem Namen Gebrüder Zapfe.
Verdienste erwarb sich Zapfe im Bauausschuss des Gemeinderats, dem er mehrere Jahre angehörte. Außerdem war aktives Mitglied im Weimarer Gewerbeverein und in der Weimarer Schlaraffia.
Ab 1913 war Rudolf Zapfe Herausgeber der Architektur-Zeitschrift „Das Haus der Neuzeit“.
1908: Villa, Hegelstraße 24, erbaut für Irmgard von Heyne
Literatur
Jürgen Postel: Architekt Rudolf Zapfe (1860–1934) prägte das Gesicht der Stadt Weimar zwischen 1885 und 1915. Logomotive Weimar, 64 Seiten, Weimar 2010, ISBN 978-3-00-031616-6
Jürgen Postel: Der Architekt Rudolf Zapfe in Weimar. Weimar 2004.
Deutschland – Weimar (Thüringen). In: Die Belle Epoque in Europa. Joachim Stein; abgerufen am 23. März 2020 (Bilder von Häusern u. a. von Rudolf Zapfe).
Rudolf Zapfe. Werkübersicht. In: art.nouveau.world, abgerufen am 14. Februar 2020
↑Ein Schreiben des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege vom April 2001 stellt fest: „dass das o. g. Objekt im Sinne des §2 Abs. 2 Thüringer Denkmalschutzgesetz (ThüDSchG) einen wichtigen Bestandteil des Denkmalensembles „Weimar-Südwestliche Stadterweiterung“ darstellt. Der 1908 im Auftrag des Bauunternehmers Paul Seiler nach Entwurf Rudolf Zapfes erstellte Wohnbau gehört zu den charakteristischen Zeugnissen der Reformarchitektur nach 1900 in diesem Stadtquartier. Die Suche nach einer neuen, eigenen Formensprache in der Architektur zu Anfang des 20. Jh. in bewusster Abkehr vom Historismus des 19. Jh. führte einerseits zu einer differenzierten Gestaltung des Baukörpers mit Risaliten, Loggien oder Dachausbauten bei insgesamt blockhaft geschlossener Kubatur, andererseits zu einer Reduktion der Ornamente bei gleichzeitiger Hervorhebung von Materialkontrasten. […] Wichtige Bildträger sind dabei die Fassadenstruktur von den Fenstern bis hin zum Verputz, andererseits der Einsatz unterschiedlicher Baustoffe (Terranovaputz, Ziegeleindeckung, Werksteine etc.). […]“