Von 2002 bis 2012 war Heinz Gastwissenschaftler, folgend freier externer Mitarbeiter in den Klinischen Einrichtungen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universität Düsseldorf.[4] Er war von 1984 bis 1987 Herausgeber von Kaum. Halbjahresschrift für Pathognostik und ist seit 1985 Herausgeber der philosophischen Reihe Genealogica.[5]
Forschungsschwerpunkte
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Ab etwa 1974 nimmt Heinz die Kritikpositionen der damals neueren, französischen Philosophie (Poststrukturalismus) sowie die des philosophischen Feminismus auf. Er hinterfragt damit aus psychoanalytischer Perspektive den philosophischen Kernbegriff Rationalität. Dazu erschien 1981 die Sammlung von Vorlesungen Taumel und Totenstarre.[6]
Eine auf Genealogie (philosophische Herkunft) gerichtete Vermittlung von Psychischem und gesellschaftlicher Objektivität[7] versteht Heinz auch als Fortführung der Metapsychologie Sigmund Freuds.[8] Er intendiert ein Verständnis von Psychopathologie als „Offenbarung der ganzen Unterwelt der Vernunft“.[9] Aus der zentralen Rolle des Ödipus in der Psychoanalyse resultiert ein kontinuierlicher Bezug auf Figuren der griechischen Mythologie. Daneben bilden die psychoanalytisch ähnlich relevanten Konzeptionen Narzissmus und Todestrieb weitere Bezugspunkte in Heinz‘ Schriften.[10]
Seit 1984 kennzeichnet der Begriff „Pathognostik“ seine Arbeiten.[11] Der Begriff entstand gemeinsam mit Heide Heinz und deren spezifischer Kritik des Feminismus.[12] Eine ergänzende Kritik der Technik dient in pathognostischem Verständnis der genealogischen Erschließung von gesellschaftlicher Objektivität. Die dort entfaltete Produktivität von Technik steht im Gegensatz zu dem, was individual-pathologisch verschlossen bleibt. Erläutert wird das Verhältnis von technischen Entwicklungen und Psychopathologien modellhaft des Öfteren anhand der Brückenphobie.[13]
Heinz bedient sich einer spezifischen Terminologie, die sich oft erst im Kontext erschließt. Beispielsweise spricht ein Text zur Philosophie der Arbeit[14] von einer „Mensch-parasitären ‚Entfesselung der Produktivkräfte‘, deren Unbewusstes die Schwangerschaft repräsentiert.“ Dies verdeutlicht den Bezug von gesellschaftlich Objektivem auf leiblich Präsentes als genealogische Spur im heinzschen Denken.[15]
Veröffentlichungen (Auswahl)
Als Autor
Taumel und Totenstarre. Vorlesungen zur Philosophie und Ökonomie. Tende, Münster 1981; erw. Neuaufl. Die Blaue Eule, Essen 2016, ISBN 978-3-89924-433-5.
Minora aesthetica. Dokumentation auf Kunst angewandter Psychoanalyse. Tende, Frankfurt/Main 1985; erw. Neuauf. Die Blaue Eule, Essen 2016, ISBN 978-3-89924-434-2.
Pathognostische Studien I. Historie, Psychopathologie, Schrift, Tausch/Opfer. Genealogica Bd. 10. Die Blaue Eule, Essen 1986. ISBN 978-3-89206-124-3.
Pathognostische Studien II. Psychopathologie - Logik - Sinne/Affekte - Musik - Bildende Kunst. Genealogica Bd. 17. Die Blaue Eule, Essen 1987. ISBN 978-3-89206-173-1.
Pathognostische Studien III. Psychoanalyse - Krisis der Psychoanalyse - Pathognostik. Genealogica Bd. 20. Die Blaue Eule, Essen 1990. ISBN 978-3-89206-334-6.
Oedipus complex. Zur Genealogie von Gedächtnis. Passagen, Wien 1991. ISBN 3-900767-80-7.
Revival 1. Nachklänge der Leiden einer psychoanalytischen Ausbildung. Psychoanalyse & Philosophie, Düsseldorf 1999; red. Neuauf. Die Blaue Eule, Essen 2019, ISBN 978-3-89924-481-6.
Revival 2. Szenen einer Nicht-Karriere in der Düsseldorfer Philosophie. Die blaue Eule, Essen 2002; 2. überarb. Aufl. 2015, ISBN 978-3-89924-407-6.
Hype-Thinking. Über Dingdimensionen und Inzestformen. Peras, Düsseldorf 2007. ISBN 978-3-935193-15-3.
Kainsmale. Animationen zu einer unzeitigen Philosophie der Arbeit. Peras, Düsseldorf 2008. ISBN 978-3-935193-18-4.
Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik). Peras, Düsseldorf 2011. ISBN 978-3-935193-24-5.
Aus meinem Leben. Posteriore Urszenen. philosophische - religiöse - politische - kunstbezogene. Genealogica Bd. 48. Die blaue Eule, Essen 2015. ISBN 978-3-89924-388-8.
Pathognostische Interventionen V. Triebabkömmling Arbeit? Zur psychoanalytisch vernachlässigten Politokonomie. Genealogica Bd. 60. Die blaue Eule, Essen 2017. ISBN 978-3-89924-462-5.
Revival 4. Was ist Pathognostik?. Genealogica Bd. 67. Die blaue Eule, Essen 2019. ISBN 978-3-89924-483-0.
Heinz-Norbert Jocks. Mit Kunst ist nicht zu spassen. Im Gespräch mit dem Philosophen und Psychoanalytiker Rudolf Heinz über Joseph Beuys. In: Kunstforum International. Bd. 179, 2006, S. 319–321.
Heide Heinz, Christoph Weismüller (Hrsg.): Photo-Solitüde „Das also war es, das also bin ich“: Rudolf Heinz. Peras. Düsseldorf 2006, ISBN 3-935193-06-8.
Heide Heinz, Christoph Weismüller (Hrsg.): Rudolf Heinz and friends. Textpräsente für einen letzthinnigen Philosophen. Peras, Düsseldorf 2014, ISBN 978-3-935193-28-3.
↑Rudolf Heinz, Taumel und Totenstarre. Vorlesungen zur Philosophie und Ökonomie. 1981. Münster: Tende. (Vorlesungen gehalten im Wintersemester 1978/79.)
↑Rudolf Heinz, Was ist Patho-Gnostik? In: Kaum Halbjahresschrift für Pathognostik. Bd. 1. Die Krankheit und die Dinge. Hg. R. Heinz. 1984. Wetzlar: Büchse der Pandora, 10 - 17.
↑Rudolf Heinz, Logik und Inzest. Erstes Prolegomenon zu einer Kritik der Psychoanalyse. In: Die Eule. Diskussionsforum für rationalitätsgenealogische, insbesondere feministische Theorie. Zugleich Organ der „Arbeitsgruppe für Anti-Psychoanalyse“ Wuppertal/Düsseldorf. Hg. H. Heinz. Nr. 4. 1980. 3 - 86.
↑Rudolf Heinz, Logik und Inzest. Revue der Pathognostik Vol, I. 1997. Wien: Passagen.
↑Rudolf Heinz, Todesnäherungen. Über Todestrieb, Urverdrängung, Zahlenmagie, Spekulative Chirurgie, Frühmetaphysik. 2007. Düsseldorf: Peras. Zum Todestrieb auch beispielsweise das Symposion: Technik – Todestrieb – Tod, Interdisziplinäres Symposion: Perspektiven des Todes (Universität des Saarlandes, G. Stebner, R. Marx). Saarbrücken. Februar 1989; oder: Über den Tod und die Vergeblichkeit seiner Abschaffung im Todestrieb, 1. Arbeitstagung „Trauma und Gruppe. Psychoanalytische, philosophische und sozialwissenschaftliche Perspektiven“ (Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, W. Tress). Düsseldorf. November 2003.
↑Definition der Bedeutung im Duden: "philosophische Erkenntnis durch Krankheit". Als Anwendungsfeld gibt der Duden an: Psychologie. https://www.duden.de/rechtschreibung/Pathognostik (accessed 27-02.2023)
↑Heide Heinz, Wunsches Mädchen, Mädchens Wunsch. Rückblick auf die Unmöglichkeit des Feminismus. 1994. Wien: Passagen Verlag.
↑Beispielsweise: Rudolf Heinz, Hinführung zu einer Psychoanalyse der Sachen (Pathognostik). 2011. Düsseldorf: Peras Verlag. 40ff.
↑Rudolf Heinz, Kainsmale. Animationen zu einer unzeitigen Philosophie der Arbeit. 2008. Düsseldorf: Peras Verlag.
↑"Normalität und Krankheit unterliegen mithin derselben Phantasmatik. Sie unterscheiden sich lediglich im Hinblick auf ihre unterschiedlichen Strategien: Verdeckung vs, Offenlegung, Diskrimination vs. Fusion. (...) Das Körper-Ding-Verhältnis ist somit das zentrale Strukturmodell der Pathognostik, wobei Körper immer mehr meint als die bloße Fleischlichkeit/Materialität: insofern sich das Begehren des Menschen auf die Überwindung von Sterblichkeit und Endlichkeit richtet, steht der Körper immer auch für das einzelne, endliche, begrenzte Subjekt." Carmen Götz, Friedrich Heinrich Jacobi im Kontext der Aufklärung: Diskurse zwischen Philosophie, Medizin und Literatur. Meiner, Hamburg 2008. p 31f (Kap. 3.1.1 "Pathognostik" als Anthropologie und Kulturphilosophie)