Rosuvastatin

Strukturformel
Strukturformel von Rosuvastatin
Allgemeines
Freiname Rosuvastatin
Andere Namen

(3R,5S,6E)-7-[4-(4-Fluorphenyl)-2-(methyl-methylsulfonylamino)-6-propan-2-ylpyrimidin-5-yl]-3,5-dihydroxyhept-6-ensäure (IUPAC)

Summenformel C22H28FN3O6S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
ECHA-InfoCard 100.216.011
PubChem 446157
ChemSpider 393589
DrugBank DB01098
Wikidata Q415159
Arzneistoffangaben
ATC-Code

C10AA07

Wirkstoffklasse

Statine

Wirkmechanismus

HMG-CoA-Reduktase-Inhibitor

Eigenschaften
Molare Masse 481,54 g·mol−1
Schmelzpunkt

≥ 155 °C (Calcium-Salz)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 351​‐​360D​‐​412
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Rosuvastatin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Statine, der in der Behandlung von Fettstoffwechselstörungen als Cholesterinsenker eingesetzt wird.

Eigenschaften

Der Wirkstoff wird pharmazeutisch als Rosuvastatin-Hemicalcium[3] (auch Rosuvastatin-Calcium genannt) eingesetzt. Dies ist ein weißes, amorphes Pulver, das wenig löslich in Wasser und Methanol und schwer löslich in Ethanol ist. Rosuvastatin ist hydrophil; der Octanol-Wasser-Verteilungskoeffizient (Kow) beträgt 0,13 bei einem pH-Wert von 7,0.[4]

Anwendungsgebiete

Rosuvastatin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Statine und wird zur Behandlung der primären Hypercholesterinämie oder einer gemischten Fettstoffwechselstörung (Dyslipidämie) zusätzlich zu einer Diät eingesetzt, wenn diese und andere therapeutische Maßnahmen, wie zusätzliche Bewegung, nicht den gewünschten therapeutischen Erfolg bringen.[4]

Wirkungsmechanismus

Rosuvastatin ist ein Hemmer der HMG-CoA-Reduktase. Dieses Enzym wirkt als Katalysator bei der Reduktion des 3-Hydroxy-3-methylglutaryl-Coenzym A (HMG-CoA) zu Mevalonat, welche einen begrenzenden Schritt in der Cholesterinsynthese in der Leber darstellt.

Studien

Studien zur Sicherheit

Es liegen zahlreiche Studien zur Sicherheit vor. Das Profil der Nebenwirkungen entspricht dem der anderen Statine. Allerdings wurde schon in der doppelten als der zugelassenen Höchstdosis von 40 mg über Rhabdomyolysen (Auflösung quergestreifter Muskelfasern) und Nierenversagen berichtet.

ASTEROID-Studie

Hier wurde der Nutzen einer intensivierten Rosuvastatin-Therapie in einer Dosierung von 40 mg[5] hinsichtlich Atherosklerose untersucht. Durch IVUS (intravaskulärer Ultraschall) konnte man nachweisen, dass Rosuvastatin eine Regression der koronaren Plaques von bis zu 9 % hervorrufen konnte. Allerdings trat dieser Nutzen erst unter einem LDL-Wert von 70 mg/dl auf. Dies zeigt, dass eine intensivierte Statin-Therapie bei KHK-Patienten sinnvoll sein kann.

AURORA-Studie

Die AURORA-Studie (A study evaluating the Use of Rosuvastatin in patients requiring Ongoing Renal dialysis: an Assessment of survival and cardiovascular events) ist eine randomisierte, doppelblinde Langzeitstudie zur Beurteilung des Effekts einer Gabe von 10 mg Rosuvastatin bezüglich Mortalität und schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse an 2775 Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz und chronischer Hämodialyse (Beginn 2003, als Teil des GALAXY-Programms).[6]

COMETS-Studie

Die 2005 veröffentlichte COMETS-Studie (A COmparative study with rosuvastatin in subjects with METabolic Syndrome) untersuchte den Nutzen von Rosuvastatin beim metabolischen Syndrom. Es ist eine prospektive Studie. Verglichen wurden 10 mg Rosuvastatin mit 10 und 20 mg Atorvastatin auf die Reduktion von LDL-Cholesterin. Nach den Ergebnissen wurde das LDL-Cholesterin mit 10 mg Rosuvastatin um knapp 43 % gesenkt, mit 10 mg Atorvastatin um fast 37 %. Der Vergleich der 20-Milligramm-Dosierungen beider Statine ergab knapp 49 % und 42,5 % zugunsten von Rosuvastatin. Auch beim „Erreichen des europäischen LDL-Zielwertes von unter 100 mg/dl“ und beim Parameter „prozentuale HDL-Steigerung“ ergab sich eine Differenz zugunsten von Rosuvastatin.[7]

2005 fehlten noch im Gegensatz zu Simvastatin, Pravastatin, Fluvastatin und Atorvastatin Langzeitstudien, die über eine reine Senkung des LDL-Cholesterins als Surrogatparameter hinaus einen positiven Nutzen in Bezug auf Erkrankungen oder Todesfälle belegen würden.[8]

CORONA-Studie

Im Jahr 2007 erschienen die Ergebnisse der CORONA-Studie, in der über 5000 Patienten mit Herzinsuffizienz ein Jahr lang mit entweder täglich 10 mg Rosuvastatin oder Placebo behandelt wurden. Beim primären Endpunkt (Kreislaufstillstand, nicht-tödlicher Herzinfarkt, Schlaganfall) ergab sich hier in der Wirkung kein signifikanter Unterschied zwischen Rosuvastatin und der Placebogabe.[9]

JUPITER-Studie

Eine 2008 im NEJM publizierte Studie ging der Frage nach, ob Personen mit erhöhten Werten des C-reaktiven Proteins (CRP-Wert), jedoch normalen Cholesterinwerten, ebenfalls von einer Statintherapie profitieren könnten. Erhöhte Werte der CRP-Konzentration im Blut geben Aufschluss über den Grad einer Entzündung und sind ein Voraussage-Parameter für Blutkreislauf-Probleme. Wie die Resultate der Studie zeigen, konnten sowohl die LDL-Werte als auch die CRP-Werte unter Rosuvastatin gesenkt werden.[10]

GISSI-HF-Studie

Die 2008 veröffentlichte GISSI-HF-Studie untersuchte – ähnlich wie die CORONA-Studie –  4574 herzinsuffiziente Patienten im Vergleich zwischen 10 mg Rosuvastatin und Placebo. Hier betrug der Beobachtungszeitraum im Median 3,9 Jahre. Auch hier konnte beim kombinierten Endpunkt von Gesamtsterblichkeit und Hospitalisierung (Einweisung in ein Krankenhaus) wegen Problemen mit dem Blutkreislauf kein Unterschied zwischen Rosuvastatin und Placebo festgestellt werden. Die Gesamtsterblichkeit betrug unter Rosuvastatin 29 %, unter Placebo 28 %; der Anteil der Patienten mit Rehospitalisierung oder Tod aus kardiovaskulärer Ursache betrug unter Rosuvastatin 57 % und unter Placebo 56 %.[11]

Fertigarzneimittel

  • AstraZeneca: Crestor (D, A, CH, USA u. a.), Provisacor (IT), Zuvamor (ZA)

Crestor ist in Österreich (seit 2003) und der Schweiz im Handel, in Deutschland seit 2009.

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage. 2006, ISBN 978-0-911910-00-1, S. 1428.
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von 7-[4-(4-Fluorophenyl)-6-(1-methylethyl)-2-(methyl-methylsulfonyl-amino)-pyrimidin-5-yl]-3,5-dihydroxy-hept-6-enoic acid im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 12. Juli 2020.
  3. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Rosuvastatin-Hemicalcium: CAS-Nr.: 147098-20-2, EG-Nr.: 627-028-1, ECHA-InfoCard: 100.155.376, PubChem: 5282455, ChemSpider: 4445607, DrugBank: DBSALT000154, Wikidata: Q27146836.
  4. a b FDA Label von Crestor (PDF; 1,7 MB). Stand: 2010.
  5. Eine üblichere Dosierung für erwachsene Menschen ist 5 bis 10 mg pro Tag
  6. Bengt Fellström et al.: Effect of rosuvastatin on outcomes in chronic haemodialysis patients – design and rationale of the AURORA study Curr Control Trials Cardiovasc Med. 2005 May 23;6(1): S. 9; PMID 15910680; PMC 1175096 (freier Volltext).
  7. Anton F.H. Stalenhoef et al.: A COmparative study with rosuvastatin in subjects with METabolic Syndrome: results of the COMETS study. In: Eur Heart J. 2005 Dec;26(24), S. 2664–2672, PMID 16143705 (eurheartj.oxfordjournals.org (PDF; 288 kB); 264 kB).
  8. EMEA Zusammenfassung von Crestor, 2005 (PDF; 109 kB).
  9. J. Kjekshus et al., New England Journal of Medicine, 29. November 2007; 357(22), S. 2248–2261.
  10. Paul M. Ridker et al.: Rosuvastatin to Prevent Vascular Events in Men and Women with Elevated C-Reactive Protein. In: The New England Journal of Medicine (NEJM). 9. November 2008, doi:10.1056/NEJMoa0807646, PMID 18997196 (PDF).
  11. GISSI-HF Investigators. In: The Lancet, 4. Oktober 2008; 372(9645), S. 1231–1239.