RomagnolDas Romagnolische ist ein Dialekt, der in der Romagna und in San Marino[1] gesprochen wird. Die westliche Grenze zum emilianischen Dialekt ist der Sillaro, die nördliche zum ferraresischen mehr oder weniger der Reno, während nach Süden im Apennin fließende Übergänge zum toskanischen existieren. Das Romagnolische bildet den Übergang zwischen dem Galloromanischen und den mittel- und süditalienischen Dialekten. Heute gehen die Dialekte zunehmend zugunsten des Standard-Italienischen zurück, viele Einwohner der Romagna sprechen aber noch ein Kontinuum Romagnol und Standard-Italienisch. Die ersten linguistischen Studien über den romagnolischen Dialekt wurden Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt. 1910 beschäftigte sich der österreichische Sprachforscher Friedrich Schürr (1888–1980) mit dem Romagnolischen. In dem französischen Ort Hussigny-Godbrange, der Ende des 19. Jahrhunderts ein Zentrum italienischer Einwanderung in Lothringen war, wurde noch bis Ende der 1950er Jahre Romagnolisch gesprochen. PhonetikDie VokaleDie Vielzahl der Vokale im Romagnolischen ist, weil bedeutungsunterscheidend, sehr wichtig:
Das 'a'Das im Lateinischen betonte a bleibt im florentinischen Dialekt und daher im Italienischen unverändert: z. B. FACTU 'fatto' (gemacht) – PATRE 'padre' (Vater) – LACU 'lago' (See). Im Romagnolischen ist die Lage ein wenig komplizierter, weil es darauf ankommt, ob sich das betonte a in einer offenen oder einer geschlossenen Silbe befindet. Betrachten wir folgende drei Beispiele, in denen sich das betonte a im Romagnolischen verschieden entwickelt:
Die Differenz zwischen 1) und 2) machen die folgenden Konsonanten. In 1) handelt es sich durch das Doppel-R um eine geschlossene, in 2) durch das einfache R um eine offene Silbe. Im ersten Fall bleibt das a unverändert, im zweiten wird es zu ê, das heißt zu einem geschlossenen, gedehnten e. Im Fall 3) findet eine Nasalierung statt, die es im Italienischen nicht gibt. Das kurze 'e'Das kurze 'e' und der Diphthong 'ae' im Lateinischen blieb im Italienischen in geschlossener Silbe unverändert, in offener Silbe wurde es zum 'ie'. Beispiele: PEDE 'piede'; BELLU 'bello'. Im Romagnolischen gilt das nicht immer. Normalerweise wird das kurze 'e' zum é (geschlossenes e) oder zum i. Silbe offen
Silbe geschlossen
Vor einem Nasal bleibt das kurze 'e' erhalten und wird nasaliert. z. B.: GENTE – zent; VENTU vent; VENIO a vegn. Das lange 'e'Das lange 'e' und der Diphthong 'oe' im Lateinischen werden im Italienischen zum geschlossenen e (é). Beispiele: RETE 'rete'; PILU 'pelo'. Im Romagnol, bleibt das lange 'e' in offener Silbe normalerweise erhalten. Nach einem Palatal wird es oft zum 'i'.
In geschlossener Silbe öffnet sich das é zum è.
Das 'i'Im Italienischen bleibt das betonte lateinische i normalerweise unverändert. Das gilt auf für das in offener Silbe. In geschlossener Silbe wird es zum offenen 'e':
Vor einem Nasal wird das 'i' zu einem nasalen 'e'. Beispiele: VINU ven; PRIMU premm Der Halbvokal 'j'Das J stammt aus dem griechischen Alphabet, im Italienischen ist es im Laufe der Zeit durch das i ersetzt worden; im Romagnolischen hingegen wird es in folgenden Zusammenhängen verwendet:
Das kurze 'o'Das kurze lateinische 'o' wird im Italienischen in der Regel zum Diphthong uo. Beispiele: NOVU 'nuovo'; FOCU 'fuoco'; SCHOLA 'scuola'. Im Romagnolischen wird das 'o' in offener Silbe zum Diphthong ô, der aus einem geschlossenen o und einem undeutlichen a besteht. Beispiele: NOVU nôv; COR côr, HORTU ôrt. Eine Ausnahme bilden die Wörter, die in –OCU enden. Hier wird das ô zum u. Beispiele: FOCU fugh, JOCU zugh; COCU cugh. Das lange 'o' und das kurze 'u'Im Italienischen wurden beide zum geschlossenen o. Beispiele: CODA coda; VOCE voce; CRUCE croce; BUCCA bocca. In offener Silbe gilt das auch für das Romagnol. Beispiele: VOCE vos; SOLE sol; CRUCE cros. In geschlossener Silbe öffnet sich das ó zum ò. Beispiele: CRUSTA gròsta; LUCTA lòta; BUCCA bòca. Vor einem Nasal werden das o und das kurze u zu einem o oder werden nasaliert. Beispiele: PLUMBU piomb; UMBRA ombra. Das lange 'u'Im Italienischen bleibt das lange u immer unverändert. Beispiele: UVA uva; LUMEN lume; IUNCU giunco. Im Romagnolischen bleibt das lange u nur in offener Silbe erhalten. Beispiele: MULU mul; CRUDU crud; LUCE lus. In geschlossener Silbe wird das u zum o. Beispiele: FRUCTU frott; EXSUCTU sott (asciutto); USTIU oss (uscio); PULICE polsa. Auch vor einem Nasalkonsonanten öffnet sich das u zum o: LUNA lona; FUMU fom; UNU on. Am Wortende verkürzt sich das u und wird zum ó: ILLU ó; PLUS pió. Die Konsonanten
EinsilbigkeitUnter langobardischem oder fränkischen Einfluss nahm der Betonungsakzent zu, wodurch unbetonte Silben (außer mit Vokal a) verschwanden. So können auch drei- und viersilbige Wörter einsilbig werden, z. B.:
GrammatikDer bestimmte Artikel
Es gibt im Unterschied zum Italienischen keine besonderen Artikel für Wörter, die mit 'z' und dem 's impura' beginnen. SubstantiveMännliche Substantive enden in der Regel auf Konsonant, Weibliche auf -a. Die Mehrzahl ist bei männlichen Substantiven unverändert, nur a, e und betontes o erfahren einen Ablaut. Bei Weiblichen fällt die Endung -a weg oder wird zu -i um Verwechslungen mit dem männlichen Wort zu vermeiden, z. B.: amiga amighi (Freundin). AdjektiveFür die meisten Adjektive gelten die gleichen Regeln wie für die "normalen" Substantive, d. h. die männlichen sind unveränderlich, die weiblichen enden auf -a/-i. Von Adjektiven abgeleitete Adverbien
Verben
Regeln:
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise |