Mays bekanntestes Buch ist Love and Will aus dem Jahre 1969. Zusammen mit Viktor Frankl und Irvin D. Yalom gilt er als bedeutendster Vertreter der existenziellen Psychotherapie. May war wesentlich von Paul Tillich beeinflusst.[3][4]
In den 1940er Jahren erkrankte May an Tuberkulose, als er an seiner ersten großen Arbeit schrieb. Er verbrachte deshalb eineinhalb Jahre in einem Sanatorium.[2] Seine Überlebenschancen wurden damals auf nur 50 Prozent eingeschätzt. Diese Erfahrung der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tode prägte ihn in seinen existenzialistischen Überzeugungen.[1]
May war zwei Mal verheiratet, in erster Ehe mit Florence DeFrees, in zweiter mit Ingrid Kepler Scholl.[5]
Er starb am 22. Oktober 1994 in Tiburon, Kalifornien in seinem Haus an Herzversagen.[5]
Werk
Geprägt von seinen Erfahrungen mit der Tuberkulose schrieb May an seinem Buch The Meaning of Anxiety (deutsche Ausgabe als Antwort auf die Angst), welches 1950 erschien. Mays Denken war von der Freud’schenPsychoanalyse und der Existenzphilosophie geprägt.[2] Er war einer der ersten und einflussreichsten Denker im Bereich der Psychotherapie, welche von den europäischen Existenzialisten beeinflusst wurden.[5] Eine seiner wichtigsten Ansichten über die menschlichen Natur war die Überzeugung, dass große Teile des menschlichen Verhaltens mit einer unterschwelligen, zugrundeliegenden Angst verbunden seien. Diese Angst sei daher ein wichtiges und wohl zu beachtendes Thema in der Psychotherapie.[5] Vor allem mit dieser Idee beeinflusste May das Werk von Irvin Yalom.
Seit 1996 verleiht die Society for Humanistic Psychology (Gesellschaft für Humanistische Psychologie) den Rollo May Award. Der Preis wird an Personen vergeben, welche auf dem Gebiet der humanistischen Psychologie unabhängige und herausragende Leistungen erbracht haben.[7]
Theorien
Entwicklungsstufen
In Mays Theorie gibt es vier „Entwicklungsstufen“ der menschlichen Psyche. Diese sind nicht im strikt freudschen bzw. traditionellen Sinne zu verstehen. So kann eine Person mehrere Merkmale gleichzeitig aufweisen:[8][9]
Rebellion (Auflehnung): Durch Gegensätzlichkeiten mit den Erwachsenen bildet sich das Ich (ego) bzw. Selbstbewusstsein heraus. Solche Personen wollen Freiheit, aber sind sich der Verantwortung, die diese mit sich bringt, noch nicht voll bewusst.
Ordinary (gewöhnlich, normal): Das normale, erwachsene Ich. Diese Personen haben die Verantwortung kennengelernt, aber finden sie zu anstrengend. Daher weichen sie auf Konformität und traditionelle Werte aus.
Creative (kreativ, schöpferisch): Der authentische Erwachsene, welcher sein Schicksal (destiny) annimmt, und der Angst mit Mut (courage) begegnet. Diese Stufe wird auch als existenziell bezeichnet.
↑Im Artikel Rollo May: Weltoffener Tiefenpsychologe des Ärzteblattes (PP 8, Ausgabe Mai 2009, Seite 209) wird hier irrtümlich Michigan als Geburtsort genannt. Dies steht im Gegensatz zum Eintrag in der Encyclopaedia Britannica und dem Artikel der New York Times vom 24. Oktober 1994.
↑Rollo May Award auf der Homepage der Society for Humanistic Psychology. Abgerufen am 25. Mai 2017.