Roland Mertens bewarb sich noch als Schüler an der Werkkunstschule Dortmund um ein Praktikum mit dem Schwerpunkt druckgrafischer Techniken, das er 1968 als 16-Jähriger begann. Im darauf folgenden Jahr begann er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys.
Schon während seiner Studienzeit reiste Mertens 1972 nach Ostanatolien, um dort im Rahmen eines Forschungsprojektes von Armen Hakhnazarian gemeinsam mit dem Architekturfotografen Gundolf Bruchhaus Aufmaße und Pläne von armenischen Klöstern und Kirchen zu zeichnen. Ab 1972 fertigte er Zeichnungen und Radierungen in der Art des Giovanni Domenico Tiepolo und Pietro Longhi an sowie Illustrationen zu spanischen Schelmenromanen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Sein künstlerisches Handwerk lernte er nicht nur an der Kunstakademie, sondern ab 1976 gezielt bei dem Restaurator Herbert Szusisch in Innsbruck/Österreich.
Im Jahr 1980 zog Mertens für sechs Monate nach Griechenland, um im Auftrag des Erzbischofs von Mytilini auf Lesbos im Kloster Agios Limonos byzantinische Fresken freizulegen und zu restaurieren. Für das Kasteel Aldenghoor bei Roermond entwarf und realisierte Mertens 1982 ein Jagdzimmer mit Wandgemälden zum Artemis Zyklus. Mit Beginn der 1980er Jahre wurde er von Sammlern und Galeristen mit wissenschaftlichen Expertisen und Wertermittlungen von Altmeistergemälden beauftragt.
„Der Aachener Mertens hat an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert und früh begonnen, mit Antiquitäten, Restauratoren und Bildern alter Meister umzugehen. In diesem Kreis ist er heute ein gesuchter Retoucheur – und ein meisterhafter Zeichner und Maler im barocken Stil.“[1]
In den Jahren 1986 bis 1993 entwarf er vier Serien von klassischen Stillleben, die von der Pharmavertriebsgesellschaft Alliance Healthcare Deutschland aufwendig reproduziert und als Jahreskalender in großen Auflagen gedruckt wurden. Zugleich fertigte er 1992 anlässlich der Aufnahme von Arrigo Castellani in die Accademia della Crusca in Florenz eine allegorische Bemalung auf einer 300 Jahre alten Getreideschaufel nach einem Zitat von Francesco Petrarca an. Ein Jahr später erstellte er den Werkzyklus Prinzessinnen, mehrere allegorische Frauenportraits mit rätselhaften Attributen.
Ab 2000 entstanden zahlreiche Geschichten mit erzählenden Objekt-Arrangements sowie eine große Anzahl von bemalten Schieferplatten und Objekten mit zuweilen humorvollen oder ironischen Schilderungen, ebenso Rahmenkästen mit ausgefallenen Fundstücken und kalligraphisch bemalter Verglasung sowie Landschaften von kleinen Sehnsuchtsorten im Miniaturformat bis hin zu monumentalen Veduten.[2]
In späteren Jahren entstanden neben skurrilen Tierdarstellungen zunehmend zeitkritische Darstellungen.
Roland Mertens lebt und arbeitet zusammen mit der Künstlerin Vera Sous, einer Tochter des Künstlers Albert Sous, in einer Ateliergemeinschaft in Aachen. Er hat drei erwachsene Kinder.
Bildauswahl
Da ist niemand, mit dem ich über meine Schande sprechen kann, Mosaik, 160×80 cm, 2015
Orvieto, Öl auf MDF, 80 × 120 cm, 2012
El Sueno, Holz, Kupferblech, Öl, 73×109 × 18 cm, 2014
Kelim, Öl auf Sperrholz, 244×171 cm, 2015
Ausstellungen
Einzelausstellungen (Auswahl)
2000: Der König, eine Figur als zeremonielles Ereignis, Installation auf 800 m², Objekte, Gemälde auf Schiefer und Leinwand, Aula Carolina, Aachen
2003: Zeitreise, in der Ausstellung: Ex Oriente Isaak und der weiße Elefant – von Bagdad nach Aachen, Galerie S. Aachen[3]
2012: Das rätselhafte Vermächtnis der Caroline Wirz – Entdeckungen in einem Westwallbunker, Installation eines Bunkerraumes vom Westwall mit exotischen Fundstücken und Briefen aus fernen Ländern; Suermondt-Ludwig-Museum, Aachen[4]
2014: Same same but different, Ausstellungen Galerie Raf van Severen, Antwerpen[5][6] und beim Eschweiler Kunstverein im Eschweiler Talbahnhof[7]
2016: Kelim, Suermondt-Ludwig-Museum und Citykirche St. Nikolaus, Aachen[8][9]
2017: Kleine Kommentare zur Zeitgeschichte, Ausstellung Galerie S., Aachen
2019: Deppen wie Du und ich, Ausstellung Galerie 45, Aachen[10]
2021: Tarzan und seine Freunde, Monografische Ausstellung, Galerie Einmalich, Roetgen[11]
2023: Den Anstiftern zu stetigem Wohlstand, Ausstellung LOGOI – Institut für Philosophie und Diskurs, Aachen[12]
2023: Nicht für jeden was dabei, Ausstellung Eurode Bahnhof, Herzogenrath[13]
Ab den 1980ern: E-Gitarre in verschiedenen Konstellationen, wie etwa Joe Spencer and his only Friend
1998: Entwurf von Bühnenbild und Kostüm zum Stück Gulliver für das Schlosstheater Moers
2011: Nimm Zwei, Auf Einladung von Joe Zimmermann, Performance mit Gesprächen und Musik, Theater Aachen
2012: Eine kleine Zauberflöte, Classica Expo Rom, La Strega
2013: La Bocca della Verita, Aktion: Dieses Maul frisst, was dir am Herzen liegt, Ludwig Forum für internationale Kunst, Aachen, Lange Nacht der Museen
2017: Eine kleine Zauberflöte für Kinder von Compagnia Raccontar Cantando, Trio Dell’ Arcimboldo und Roland Mertens – als Maler, Sprecher & Erste Dame, im Rahmen der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci
Literatur
Suleman Taufiq: Was weißt Du von mir – Liebesgedichte mit Bildern von Roland Mertens.Edition Orient, Berlin 2004.
Mein Lieblingsbild – 100 Persönlichkeiten und ihr liebstes Kunstwerk. Stern Buch, Belserverlag, Stuttgart, ISBN 3-7630-2464-6, S. 135.
Anette Lagler: Gilgamesch. Text in der Zeitschrift für Künstler atelier. Titelseite und S. 3, Köln 2008
Suleman Taufig: Hier wohnt die Stille. Gedichtsammlung mit Bildern von Roland Mertens. Verlag Hans Schiler, Berlin 2009.
↑Adam C. Oellers: Im Mikrokosmos der Bildgeschichten, Katalog zur Ausstellung Ex Oriente, Zeit - Reise, Galerie S. im Hof, Aachen, 5.–23. September 2003.